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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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stieg – obwohl am späten Sonntagabend kein ICE mehr in Montabaur hätte halten sollen – ein älteres Ehepaar samt Koffer auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen ein, seelenruhig und als wäre nichts Außergewöhnliches passiert.
    David Löhring, Düsseldorf

    Die komplette Bahnstrecke zwischen Hamm und Bielefeld war gesperrt, weil ein Lkw auf die Schienen gestürzt war. Mein ICE fuhr daher von Hamm über Münster und dann Richtung Minden zurück auf die normale Trasse – im Bummelzugtempo mitten durch die Felder. Auf die Verspätung schaute schon längst niemand mehr. Irgendwann kam dann die Durchsage: »Meine Damen und Herren, ich würde Ihnen nur zu gern ­sagen, wo wir gerade sind oder wann wir am Bahnhof Hannover ankommen. Aber um ehrlich zu sein: Wir wissen es selbst nicht. Darum schauen Sie einfach aus dem Fenster und genießen Sie die schöne Landschaft.«
    Matthias Hovestadt, Paderborn
    In Schwabach fuhr die Regionalbahn auf einem Gleis ohne Bahnsteig ein – genau zwischen zwei Haltegleisen. Dann kam die Durchsage: »Mist, wir sind auf dem falschen Gleis ein­gefahren. Wir setzen jetzt zurück.« Nach circa zehn Minuten des Zurücksetzens kam dann in bestem Fränkisch: »So, jetzt probier mer’s noch emol.« Dann konnten wir mit rund zwanzig Minuten Verspätung auch endlich umsteigen und weiterfahren.
    Martin Karch, Nürnberg
    Durchsage eines frustrierten Lokführers in einer Regionalbahn direkt nach der Abfahrt vom Kölner Hauptbahnhof: »Unsere Weiterfahrt wird sich noch etwas verzögern. Der wichtige ICE muss nämlich dringend auf den Abstellbahnhof. Wir haben ja schon Verspätung, ich könnt’ k…« (Hier stellte er das Mikro ab, aber jeder konnte sich das Wort mit »k« denken.) Etwas später, zwischen Brühl und Sechtem: »Na toll, wir müssen jetzt noch etwas langsam fahren, da vor uns noch ein Zug fährt. Vielen Dank an die DB Netz, wir wurden offenbar heute zum unwichtigsten Zug Deutschlands degradiert.« Noch ein wenig später: »Nächster Halt Roisdorf. Ausstieg diesmal in Fahrtrichtung rechts. Das bedeutet wohl, dass wir von noch einem verspäteten ICE überholt werden. Dabei haben wir eh schon Verspätung durch eine ICE-Überholung. Ich bin begeis­tert – Sie wahrscheinlich auch.« Die Ansagen haben uns auf der ­stockenden Fahrt zumindest ein bisschen aufgeheitert.
    Frank Sagurna
    Durchsage im Regionalzug von Köln nach Bonn: »Wir haben jetzt zwei Minuten Verspätung wegen des Blödmanns, der so lange in der Tür gestanden hat. Nicht, dass hinterher wieder die Bahn schuld ist!«
    Kai-Uwe Henker, Köln
    Am Stuttgarter Bahnhof stieg ich in meinen Zug, der hier eingesetzt wurde und schon bereitstand. Da ich in Mannheim nur wenige Minuten zum Umsteigen hatte, war ich nervös und schaute ständig auf die Uhr. Die Abfahrtszeit verstrich – nichts passierte. Nach weiteren fünf Minuten fuhr der Zug endlich los. Kurz darauf ertönte die Stimme der Schaffnerin, hörbar außer Atem. »Entschuldigen Sie unsere verspätete Abfahrt, aber das Zugbegleitpersonal kam mit der Bahn …« – Gelächter bei einigen Reisenden – »… die verspätet aus ­Singen kam.«
    Johannes Steinebrei, Waldfischbach
    Ansage im ICE von Hamburg nach Köln: »Sehr geehrte Reisende! Wir haben eine derzeitige Fahrplan-Situation von 38 Minuten. Gemeinsam mit Ihnen stellen wir uns dieser Herausforderung.«
    Anne Hutmacher, Hamburg
    Der Halt des Zuges von Frankfurt nach Heidelberg dauerte im Hauptbahnhof Darmstadt länger als gewöhnlich. Die erklärende Durchsage: »Sehr geehrte Reisende, die Weiterfahrt dieser Regionalbahn wird sich noch um wenige Minuten verzögern …« Man konnte im Abteil hören, wie einige Fahrgäste schon Luft holten, um Hasstiraden loszulassen. Dann ging es weiter: »… da unser Lokführer Durchfall hat und sich noch auf der Toilette befindet.« Schallendes Gelächter im Abteil, über die entstandene Verspätung kam kein böses Wort mehr. Vielmehr wurden Freunde angerufen und vom Leid des ­Lokführers in Kenntnis gesetzt. Lediglich ein Zweifler war zu hören, der sich fragte, wie sich die Verspätung auf den nächs­ten Stopps wohl noch entwickeln würde.
    Jochen Bestgen, Darmstadt
    Der ICE von Hamburg nach Dortmund fuhr in Bremen nicht mehr weiter.

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