»Sorry, wir haben uns verfahren«
Belüftungsmöglichkeiten nur von kurzer Dauer sein.
American-Football-Schulterpolster, Helm, Boxhandschuhe (circa 150 Euro): Sobald es wegen Hitze freie ÂGetränke im Bordbistro gibt, kann ein Fahrgast besonders wirkungsvoll seinen Wunsch untermauern, einer der Ersten an der Theke zu sein. Auch beim Einsteigen in überfüllte Züge von Nutzen.
Acht-Kilogramm-Vorschlaghammer (30 Euro): Damit kriegt man sogar ein ICE-Fenster auf. Kann auch anstatt der Boxhandschuhe (siehe oben) auf dem Weg zum Bistro gute Dienste leisten.
Gesamtinvestition : etwa 350 Euro â eigentlich ein Schnäppchen, da Sie so Ihr Ãberleben sichern. Genauso viel zahlen zwei Personen für eine Zugreise von Hamburg nach Köln und zurück ohne Bahncard.
Kapitel 11
Unterwegs im Ausland:
»Das Rauchen von Medikamenten aus Venlo ist nicht gestattet!«
Wer in Norwegen in den Expresszug vom Osloer Flughafen in die Innenstadt steigt, findet vor sich ein laminiertes Din-A4-Blatt mit Sicherheitshinweisen. Durch Ãsterreich können Passagiere im »Railjet« düsen, dessen Klassen »First« und »Economy« heiÃen. Ihre Sitzplätze reservieren sie online mit Hilfe einer detaillierten graphischen Darstellung der Kabinen. Beim neuen italienischen Hochgeschwindigkeitszug »Italo« dürfen Käufer der teureren Tickets am Bahnhof in speziellen First-Class-Lounges Platz nehmen. Es ist nicht zu übersehen: Wer im Ausland mit Zügen unterwegs ist, erlebt eine eindeutige Flugzeugisierung der Bahn. Denn eigentlich waren Bahner heimlich immer neidisch auf das Tempo im Luftverkehr. Nun versuchen sie, von der flotten Konkurrenz abzugucken, wie zeitgemäÃes Reisen geht. Ob Bahn-Passagieren demnächst auch winzige Fenster und Minisitzabstände, Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrollen drohen? Dann schon lieber Züge, die selbst in die Luft gehen: Ein Forscherteam der Tohoku-Universität in Japan hat einen Prototypen entwickelt, der in einer U-förmigen Betontrasse zehn Zentimeter über dem Bo den schwebt und Geschwindigkeiten von bis zu 500 km/h erreichen soll. Dieser Aero-Train sieht mit seiner FlügelkonstrukÂtion einem Düsenjet sehr ähnlich und soll bis 2020 serienreif sein â ein weiterer Grund, mal wieder im Ausland in einen Zug zu steigen. Denn dort erlebt man manchmal die herrÂlichsten Dinge, wie die folgenden Anekdoten belegen.
Vor mehreren Jahren im Eurocity von Köln nach Amsterdam: Der niederländische Zugführer musste alle Ansagen auch auf Englisch und Deutsch machen. Die deutsche Sprache kostete ihn dabei sehr viel Mühe. Nachdem er auf Niederländisch und Englisch mitgeteilt hatte, dass der Speisewagen wegen eines Stromausfalls auÃer Betrieb sei, wandte er sich folgenderÂmaÃen an die deutschsprachigen Fahrgäste: »Sehr geehrte ÂDamen und Herren, ich muss Ihnen leider eine ernste Mitteilung machen. Im Speisewagen gab es einen schweren Unfall, aber keine Sorge, wir werden durchkommen ⦠[lange Pause, irritierte bis entsetzte Gesichter bei allen anwesenden Deutschen] ⦠mit der mobilen Minibar, wo du dich Getränke und Snacks kaufen kannst!«
Carsten Bauer, Kleve
Ich war in Zürich in den ICE nach Hamburg eingestiegen, der dann auch mit etwa fünf Minuten Verspätung im Schneckentempo losfuhr. Nach einem kurzen auÃerplanmäÃigen Halt an der nächsten S-Bahn-Station kam die Durchsage: »Befindet sich zufällig ein Lokführer an Bord?«, was einige Fahrgäste mit Âeinem nervösen Lachen quittierten. Wir kamen dann mit etwa 15 Minuten Verspätung in Basel an. Dort schien dann ein Lokführer zugestiegen zu sein, da es von dort ohne weitere VerÂzögerung weiterging!
Stephan Huxol, Dübendorf, Schweiz
In einer Regionalbahn von Mönchengladbach nach Münster hörte ich folgende Durchsage: »Sehr geehrte Fahrgäste, das Rauchen von rezeptfrei mitÂgebrachten Medikamenten aus Venlo ist in diesem Zug nicht gestattet!«
Robert Schneiders, Aachen
Auf einer längeren USA-Reise war ich sehr viel mit Amtrak unterwegs, der nationalen Eisenbahngesellschaft. Als Schweizer bin ich es gewohnt, mit dem Zug zu reisen, doch in Amerika ist man in einer völlig anderen Bahnwelt. Einer Welt allerdings, in der es mit viel mehr Humor zur Sache geht als in Europa und in der die Toleranz der Fahrgäste, gerade was Verspätungen betrifft, ungemein groà ist. Hier ein paar
Weitere Kostenlose Bücher