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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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das Lenkrad und schließt die Augen, dann gibt er sich einen Ruck, nimmt die Waffe und verstaut sie in seiner Jacke. Er hat einen Plan.
     
    Die Haustür ist nicht verschlossen. Kris geht die Treppe hoch, bleibt vor der Wohnungstür stehen und klingelt. Er weiß, daß Meybach nicht da ist. Er klingelt erneut. Sicher ist sicher. Nach fünf Minuten setzt er sich auf die Stufen und ruft den Schlüsselnotdienst. Er hat sich die Nummer aufgeschrieben. Der Notdienst befindet sich um die Ecke in der Kantstraße. Der Mann sagt, er könne in zehn Minuten da sein. Kris sagt ihm, daß die Haustür offenstehe und er einfach raufkommen solle.
    – Welcher Stock?
    – Der dritte. Bei Meybach.
    Er kommt nach sieben Minuten. Kris macht einen auf schuldig und deprimiert. Der Mann sieht sich das Schloß an und fragt, ob Kris es behalten will.
    – Kostet aber extra, erklärt er.
    – Extra ist okay.
    Der Mann braucht keine fünf Minuten, dann hat er das Sicherheitsschloß geknackt und öffnet die Tür.
    – Der Schlüssel wird am Anfang ein wenig haken, wegen der Metallspäne und so, aber das geht wieder weg. Falls nicht, rufen Sie mich an, und ich kümmre mich darum. Wollen Sie eine Rechnung?
    – Muß nicht sein.
    Kris zahlt in bar und legt einen Zwanziger drauf.
    – Noch ’nen schönen Sonntag, sagt der Mann vom Schlüsseldienst. Seine Schritte verhallen auf der Treppe. Kris steht für einen Moment im Türrahmen, ehe er eintritt und die Tür hinter sich schließt.
    Was jetzt auch passiert , denkt er, Meybach gehört mir.
     
    Und er kommt nicht.
    Und er kommt verdammt noch mal nicht.
     
    Kris sitzt im Dunkeln. Er hat sich die Wohnung angesehen. Aus einer Schublade hat er sich eine Taschenlampe genommen. Er hat Fotos von Meybach gefunden und versteht jetzt alles. Zweimal ist er versucht, Tamara anzurufen. Um sie zu beruhigen, um ihr zu sagen, was wirklich passiert ist.
    Aber er läßt es sein.
    Der Stuhl steht so, daß Kris die Wohnungstür im Auge hat. Es ist wie in einem dieser Krimis. Typ kommt nach Hause, und sein Killer sitzt da. Sie reden ein wenig, dann sagt der Killer, das war’s jetzt aber. Die Kamera wandert zu einem der Fenster, wir hören aus dem Off den Schuß, und das war es dann wirklich. Und auf einer entfernten Tonspur hören wir die Gedanken unseres Hauptcharakters. Immer wieder dieselben drei Sätze.
    Ich weiß, ich bin kein Killer.
    Ich weiß, ich kann das.
    Ich wünschte, Wolf wäre hier.

TEIL VIII

danach
    Und immer wieder stellt sich mir die Frage, an welcher Stelle wir einen Fehler gemacht haben. Ich weiß es nicht, ich komme nicht darauf, und es macht mich fertig und schmerzt bis in die Knochen, daß ich es nicht weiß, denn irgendeinen Fehler müssen wir gemacht haben. Irgendeinen.
    Eben bin ich atemlos erwacht, die Trauer hat mich im Schlaf überschwemmt, das Wageninnere ist angefüllt mit einem bitterscharfen Geruch. Mein Gesicht ist naß von Tränen. Ich denke Wolf. Ich denke Frauke . Und meine Fäuste hämmern auf das Lenkrad, wieder und wieder.
    Es ist der fünfte oder sechste Tag. Ich weiß es nicht mehr. Als würde ich durch Nebel treiben. Ohne Orientierung, ohne Verstand. Draußen ist die Dämmerung hereingebrochen, und auf dem Rastplatz stehen mehrere Wagen. Ich beginne, unvorsichtig zu werden. Es ist die Erschöpfung. Die Gedanken sind müde davon, immer dasselbe zu denken. Zeig mir den Fehler, und ich gebe auf. Ich lüge, ich werde nicht aufgeben. Ich muß was tun. Ich muß diese Geschichte beenden, sonst beendet sie mich.
    Ich starte den Wagen und fahre vom Rastplatz.
    Zwei Stunden später. Von der Autobahn runter. In ein Waldstück hinein. Hätte ich einen Spaten dabei. Hätte ich eine Waffe. Oder eine Axt. Ich öffne den Kofferraum. Er wird nicht wach. Er hört mich nicht. Ich will ihn nicht anfassen. Ich stehe da und kann ihn nicht anfassen. Er ist kein Mensch mehr. Keine Augen, kein Mund. Das Klebeband macht ein Ding aus ihm. Nur die Nase ist frei und bläht sich auf. Er atmet, er atmet immer noch. Und ich kann ihn nicht anfassen. Und ich kann das nicht beenden. Über mir bewegen sich die Baumwipfel. Immer in eine Richtung. Lauter Wegweiser. Da lang. Ich setze mich ins Gras, ich lege mich ins Gras. Ich weiß jetzt, wohin mich der Weg führt. Ich begreife. Ichverstehe. Das Wissen ist so erleichternd, daß ich die Augen schließe und einschlafe.
    Da lang.
    Ja.

davor
DU
    Wir haben so lange nichts mehr von dir gehört, daß wir beinahe vergessen haben, daß es dich gibt. Wie viele Tage ist

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