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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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für immer verlieren würde. Er sah es vor sich, wie er den Rest seines Lebens mit einem gebrochenen Herzen durch die Gegend lief. Von Anfang an hatte Wolf diese Vorahnung gehabt.
    Sie trennten sich keine Minute. Die Zeit existierte nur für sie. Wolf nahm fünf Kilo ab, weil er mit dem Essen nicht mehr hinterherkam. Sein neues Leben bestand aus Wodka, Fernsehen, Dope, Pizza-Express, Sex, Zigaretten, Vaseline, Musik, Süßigkeiten, Baden, Reden und noch mal Reden, aus Sonnenaufgängen, Sonnenuntergängen, Lachen, dem besten Tiefschlaf seines Lebens und natürlich zu hundert Prozent aus Erin.
    Am vierzehnten Tag klingelte ihr Handy. Bis zu dem Zeitpunkt wußte Wolf nicht einmal, daß sie eines hatte. Es war drei Uhr früh, und Wolf sagte:
    – Da mußt du nicht rangehen.
    Erin nahm den Anruf entgegen, hörte kurz zu und unterbrach die Verbindung. Wolf wollte wissen, wer sie um diese Uhrzeit anrief, aber bevor er fragen konnte, drehte Erin sich auf den Bauch und streckte ihren Hintern hoch.
    – Komm, fick mich noch mal.
    Wolf machte sich nicht die Mühe, ihr den Slip runterzuziehen. Er verschob ihn, bis ihre Möse freilag. Es war ihm unverständlich, wie diese Frau immer, aber wirklich immer feucht und bereit für ihn sein konnte.
    Es sollte das letzte Mal sein.
    Danach stand Erin unter der Dusche, und Wolf saß im Schneidersitz auf dem Toilettendeckel, drehte einen Joint und hörte ihr zu.
    – Von mir aus kann das ewig so weitergehen, sagte er in einer Pause.
    – Was meinst du?
    Erin zog den Vorhang auf. Das Wasser bespritzte Wolf und bedeckte langsam den Boden. Wolf lachte und gab keine Antwort. Sie mußte ja nicht alles wissen. Erin stellte das Wasser ab und griff sich ein Handtuch. Sie sagte, sie habe jetzt Hunger. Sie sagte das Wort Hunger so oft, bis es seine Bedeutung verlor. Dann zog sie sich an, nahm Wolf bei der Hand, und sie gingen frühstücken.
     
    Berlin ist die einzige Stadt in Deutschland, in der man sich auch nachts noch lebendig fühlt. Es war der Sommer vor zwei Jahren, sie fuhren mit dem Fahrrad vom Westen in den Osten und setzten sich am Hackeschen Markt in ein Café. Wenn Wolf heute über den Marktplatz geht, fühlt er sich unwohl, als würden ihn die Touristen beobachten, als würde jeder wissen, daß er an diesem Ort versagt hat.
    An jenem Morgen war kaum jemand auf dem Platz zu sehen.
    Nur eine Kehrmaschine der BSR machte ihre Runde und schob den Dreck der Vornacht zusammen. Wolf hatte keine Ahnung, welcher Wochentag war. Ein romantischer Schleier lag über seinen Augen. Mit Erin stimmte alles – der Geschmack, der Humor, jede Berührung hatte ihr perfektes Echo, es gab keine falschen Worte, die Gesten kamen beinahe synchron. Wolf wußte, er hatte die richtige Frau gefunden. Sie ist mein und gehört mir ganz allein! hätte er am liebsten laut gesungen.
    Als die ersten Leute auf dem Weg zur Arbeit am Café vorbeiliefen, schmiegte Erin sich an ihn und sagte:
    – Du und ich und du und ich.
    – Du und ich, stimmte Wolf ihr zu.
    – Nein, widersprach Erin. Du und ich, du und ich.
    Sie lachte, stand auf und erklärte, sie müßte mal schnell für kleine Mädchen. Wolf ist ihr nicht gefolgt. Er saß da und spielte mit einem Bierdeckel und ließ fünf Minuten verstreichen. Er hätte ihr sofort folgen sollen. Hätte ich, wäre ich . Die Schuld nahm ihren Anfang. Erin kam nicht wieder.
     
    Es gibt Tage, da sieht Wolf sie auf der Straße, an einem Kiosk oder an einer Ampel warten. Manchmal setzt sie sich in der U-Bahn neben ihn, und er wagt es nicht, sie anzusehen. Heute morgen hat er sie auf dem Weg zu Woolworth auf einer Parkbank gesehen. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und sich ein Handy ans Ohr gedrückt. Natürlich beachtete sie ihn nicht, er hielt auch nicht an, um sich mit ihr zu unterhalten, weil er längst akzeptiert hatte, daß Erin sich niederließ, wo und wann es ihr beliebte. Sie versteckt sich im Detail, sie ist nie die Summe des Ganzen. Seit Wolf das akzeptiert hat, spricht er keine wildfremden Frauen mehr an.
    Wolf ist noch immer Wolf. Er ist ein wenig zerbrochen, er hat sich ein wenig verloren, aber er ist noch immer Wolf – ein Mann, der glaubt, daß die Liebe seines Lebens immerzu in seiner Nähe ist. Er findet sie im kleinsten Detail. Als wäre ihr Geist voller Unruhe; als wollte ihr Geist, daß er sie wahrnimmt.
     
    Wolf fand sie in einer der Toilettenkabinen. Ihr Kopf war nach hinten gesunken, ihre halbgeöffneten Augen starrten an die Decke,als würde es dort

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