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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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wollte nicht auffallen, sagte er und zog sich einen Stuhl heran. Der Teufel hatte keine Ringe an den Fingern, seine Augen waren braun, das Gesicht rasiert.
    – Wissen sie, daß du hier bist?
    – Natürlich, sie haben mich reingelassen. Schau, was ich dir mitgebracht habe.
    Der Teufel hielt einen Fotoapparat hoch.
    – Du willst meine Seele?
    – Ich will mich an dich erinnern.
    Der Teufel bat sie, zu lächeln. Fraukes Mutter lächelte, der Teufel machte ein Foto, dann noch eines.
    – Erzähl mir von deiner Tochter, sagte er.
    – Ich erzähle dir nichts, sagte Tanja Lewin und lachte ängstlich. Auch wenn sie Tag und Nacht auf den Teufel wartete, hieß das nicht, daß er ihr keine Furcht einjagte.
    Der Teufel schüttelte daraufhin den Kopf und sagte, das hätte er aber anders verstanden. Er faltete seine Hände. Er hatte offensichtlich Zeit. Sie sahen sich an. Sie sahen sich lange an. Es schmerzt, wenn der Teufel schweigt. Es ist ein wenig, als würde die Energie aus dem Raum weichen. Die Luft. Das Leben.
    – Was willst du hören? fragte Tanja Lewin nach einer Weile.
    – Erzähl mir, was du ihr angetan hast, sprach der Teufel.
    Da wollte Tanja Lewin schreien. Sie wollte vom Bett springen und ihre Fingernägel über sein Gesicht ziehen. Der Teufel ließ es nicht so weit kommen. Er drückte Fraukes Mutter mit einer Hand auf das Bett, mit der anderen verschloß er ihren Mund.
    – Alles, sagte er und beugte sich über sie. Erzähl mir alles.
    Tanja Lewin biß in seinen Handballen. Sie war so voller Furcht, daß ihr diese Furcht Mut gab. Der Teufel ließ die Hand auf ihrem Mund liegen. Seine Augen schlossen sich für einen Moment. Das Blut aus der Wunde floß in ihren Mund, so daß sie schlucken und würgen mußte. Der Teufel wich nicht zurück. Seine Augen waren eine Frage.
    Erzähl mir alles, ja?
    Tanja Lewin nickte, die Hand löste sich von ihrem Mund, Tanja Lewin spuckte Blut auf den Boden, sie würgte und erbrach sich beinahe. Der Teufel reichte ihr Papiertücher vom Nachttisch. Tanja Lewin hörte, wie das Blut von seiner Hand auf den Boden tropfte.
    – Ich blute für dich, sagte er und lächelte.
    Tanja Lewin begann zu weinen. Wie sie Frauke später erklärte, war es nicht aus Furcht, es war die pure Erleichterung, daß der Teufel nicht wütend auf sie war. Er gab sich verständnisvoll. Er strich mit seiner unverletzten Hand über ihre Stirn und sagte, sie solle sich beruhigen. Jetzt.
    Sie beruhigte sich.
    Er sagte, sie solle ihn ansehen. Jetzt.
    Sie sah ihn an, und der Teufel bat sie erneut, ihm alles zu erzählen.
    Tanja Lewin schüttelte den Kopf.
     
    – Du hast ihm nichts erzählt? sagte Frauke überrascht.
    – Nichts. Kein Wort.
    – Und damit hat er sich zufriedengegeben?
    – Damit hat er sich zufriedengegeben. Der Teufel ist ein Gentleman. Deswegen mußte ich ja auch mit dir sprechen. Ich traue ihm nicht. Der Teufel sagt zwar, daß er dich mag, aber nimm dich in acht. Der Teufel lügt, er lügt immer. Und was er mag, haßt er; und was er haßt, nennt er Liebe. Deswegen habe ich ihm nichts verraten. Er soll nicht wissen, wer du bist. Du bist meine Tochter. Mehr soll er nicht erfahren. Mehr gibt es nicht zu sagen. Weißt du, was müde heißt?
    Tanja Lewin wartete die Antwort nicht ab, sondern legte ihren Kopf in Fraukes Schoß. Wie der Vater. Als wüßte die Mutter, wie der Vater sich bei der Tochter verhielt. Frauke bekam trotz der Hitze eine Gänsehaut.
    – Laß mich nur für einen Tag schlafen, sagte die Mutter. Oder für eine Woche, ja?
    Sie schloß die Augen, eine Hand lag weiterhin auf Fraukes Knie, und die andere war vor ihrem Mund zu einer Faust geballt. So schlief Tanja Lewin, und Frauke saß da und schwitzte sich die Seele aus dem Leib und wagte es nicht, ihre Mutter zu wecken.
    Sie hat mich beschützt.
    Der Gedanke war wie Eis in der Hitze.
    Frauke hielt es zwanzig Minuten lang aus, dann hob sie vorsichtig den Kopf ihrer Mutter und bettete ihn auf ein Handtuch. Die Luft außerhalb der Sauna war das Schönste, was Frauke je erlebt hat. Die Erleichterung überkam sie in Schluchzern. Sie sank im Gang auf einen Stuhl und atmete gierig.
    Er war hier, er wollte mehr über mich wissen.
    Auf dem Weg nach draußen fragte Frauke die Pflegerinnen, ob ihre Mutter in den letzten Tagen Besuch gehabt habe. Keine wußte etwas, sie erklärten, daß die Frau Mutter sich ja auch in keinem Sicherheitsgefängnis befände, nicht wahr?
    Was will er ausgerechnet von mir?
    Der Schnee war eine Erleichterung. All

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