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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmond Hamilton
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blasses Gesicht zu: »Dann gibt es also niemand anderen mehr? Dann sind wir die letzten?«
    Ein beklommenes Schweigen hatte sich über die Menge gesenkt. Sie blickten einander wie betäubt an. Und dann bewies Bertram Garris unerwartete Fähigkeiten der Menschenführung. Er stieg auf einen der Lastwagen und sprach zuversichtlich: »Nun, Leute, es hat keinen Sinn, wenn ihr euch von diesen Neuigkeiten niederdrücken laßt! McLains Schar hat nur ein paar hundert Meilen durchmessen, und die Erde umfaßt ein mächtig großes Gebiet. Erinnert euch daran, daß Kennistons Radiosendungen jede Stunde hinausgehen.« Er fuhr polternd mit lärmender Herzlichkeit fort: »Wir haben alle schwer gearbeitet, und wir brauchen etwas Erholung. So werden wir heute abend auf dem Hauptplatz eine große Zusammenkunft veranstalten – ein Fest der Stadt. Sagt jedem, er soll kommen.« Die versammelten Middletowner wurden ein wenig vergnügter. Aber als sie weggingen, bemerkte Kenniston, daß die meisten immer noch den Blick ernst erwiderten. »Das war eine gute Idee, die Gedanken etwas abzulenken«, erklärte er Garris.
    Der Bürgermeister sah erfreut drein. »Gewiß, sie sind nur zu ungeduldig. Sie machen sich sicher nicht klar, daß die anderen Menschen vielleicht eine längere Zeit brauchen, ehe sie Ihren Rufen antworten können.«
    Da merkte Kenniston: Garris’ Zuversicht war nicht vorgetäuscht. Trotz der erschütternden neuen Enthüllungen hatte der Bürgermeister noch immer den Glauben, daß es doch noch andere Menschen gab.
    Aber Hubble war traurig, als er die neuesten Nachrichten hörte. »Eine andere tote Stadt? Dann gibt es für mich keinen Zweifel mehr. Die Erde muß ohne Leben sein.«
    »Soll ich den Radioruf weiter aussenden?«
    Hubble zögerte. »Ja, Ken, eine Weile noch. Wir wollen das Fest heute abend nicht verderben.«
    Das gesellige Treffen der Stadt an diesem Abend hatte den ungewöhnlichen Luxus elektrischer Beleuchtung, die den Strom aus einem tragbaren Generator entnahm. Auf einer Plattform spielte eine Swing-Kapelle, und eine große Fläche war mit Seilen zum Tanzen abgesperrt worden. Kenniston schritt mit Carol durch die Menge, denn Beitz hatte sich erboten, ihn abzulösen. Jeder kannte und grüßte ihn, aber er bemerkte einen bedeutsamen Unterschied in ihrer Begrüßung. Man fragte ihn jetzt nicht mehr, ob er auf seinen Ruf eine Antwort erhalten hatte.
    »Sie geben die Hoffnung auf«, sagte er zu Carol. »Die Furcht, es könne keine anderen Menschen mehr geben, bedrückt sie, und sie wollen nicht daran denken.« Doch verlief das Fest gut, bis Bürgermeister Garris eine Dummheit machte. Den ganzen Abend war er durch die Menge gewandert, hatte die Leute fröhlich auf die Schulter geklopft, Babys bewundert und vertrauliche Grüße getauscht. Offenkundig hatte er sich gefreut, wieder einmal die Künste des Politikers zu üben. Mit gerötetem Gesicht und glückselig stieg er auf die Plattform zur Kapelle hinauf und rief der Menge durch den Lautsprecher zu: »Kommt, Leute, wie wär’s mit ein wenig Chorgesang? Ich werde euch mit meinem berühmten Tenor führen. Was haltet ihr von: ›Laß mich Liebchen zu dir sagen!‹ «
    Sie lachten und sangen, während die Kapelle die Melodie anstimmte und der mollige Bürgermeister fröhlich wie ein Dirigent mit der Hand winkte. Die alten Lieder, die seit Millionen Jahren nicht mehr auf der Erde erklungen waren, ertönten vor den großen, weißen Gebäuden, und unter dem hohen schimmernden Dom zu ihren Häupten. Aber als sie sangen: ›An den Ufern des Wabah‹ und ›Alte Heimat Kentuckys verloren die Stimmen und die Gesichter ihre Heiterkeit. Kenniston sah die quälende Sehnsucht in Tausenden von Gesichtern und die umflorten Augen Carols. Der volle Klang der Stimmen wurde dünner. Die Sänger schienen zu zögern, und dann sank mit einem Aufschrei eine Frau in der Menge schluchzend zu Boden.
    Der Gesang und die Musik hörten auf und man vernahm nichts als das erschütternde Schluchzen der Frau.
    »Alles ist auf ewig dahin – unsere ganze Welt und unser ganzes Volk! Nur wir sind hier, allein auf einer toten Welt«, hörte Kenniston sie schreien.
    »Wir wollen doch nicht den Mut verlieren, Leute!« beschwor sie der Bürgermeister, aber es war zu spät. Der Bann war gebrochen. Das Volk Middletowns stand endgültig der furchtbaren Einsamkeit gegenüber. Das Fest war vorbei. Die Menge zerstreute sich schweigend, sie sprachen nicht miteinander, jeder ging heim in seine vier Wände und hing

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