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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmond Hamilton
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brutalen Wunsch, sie zu schütteln. Da geschah das gänzlich Unerwartete – Varn Allan fing zu weinen an.
    Kennistons Wut schmolz dahin und verwandelte sich in ein peinlich berührtes Gefühl. Sie hatte immer so kühl und selbstbeherrscht geschienen, daß es verwirrend war, sie in Tränen zu sehen. Nach einer Weile klopfte er ihr unbeholfen auf die Schulter. »Es tut mir leid, Varn. Ich weiß, Sie haben versucht, mir dort im ›Wega-Zentrum‹ zu helfen. Und es muß Ihnen vorkommen, als sei ich undankbar. Aber das bin ich nicht! Nur, ich muß diesen Versuch unternehmen, ich kann nicht zusehen, wie den Middletownern das Herz bricht, wenn sie gegen den Bund zu kämpfen versuchen.«
    Sie blickte ihn mit feuchten Augen an und murmelte: »Ich benehme mich wie eine gefühlsduselige Närrin.«
    Er blickte auf sie hinab, die Hände immer noch auf ihren Schultern. Sie stieß ihn zurück. Es schien, als meide sie seine Augen, während sie sagte: »Ich weiß, Sie meinen es ehrlich, Kenniston. Aber ebenso bin ich mir über eines klar: Dieses Unternehmen ist ein Unsinn, Sie können nicht der gesamten Sternenmacht trotzen.«
    Als er sie verließ, war er seltsam niedergeschlagen. Er versuchte, nicht an die Unterredung zu denken, er bemühte sich zu vergessen, daß er sie berührt hatte, und wollte das Gefühl nicht wahrhaben, das einen Augenblick lang ihn überwältigt und ihm den Atem geraubt hatte. »Das ist doch Wahnsinn«, murmelte er bei sich. »Und Carol …«
    In all den Stunden und Tagen, die der kleine Sternenkreuzer mit voller Geschwindigkeit durch den Raum der Milchstraße brauste, ging er nicht wieder zu ihr. Irgendwie hatte er Angst davor, sie noch einmal zu besuchen. Die innere Spannung Kennistons stieg, als der matte rote Funken der Sonne zu einer unfreundlichen Kugel anwuchs. Während der Kreuzer mit verminderter Geschwindigkeit an den äußeren, unbewohnten Planeten vorbeisauste, blickte Kenniston nach vorne. »Sobald wird angelangt sind, müssen wir schnell arbeiten«, sagte Jon Amol gerade gepreßt. Ihm sah man auch die Überanstrengung an. »Schiffe des Bundes müssen bereits auf dem Wege hierher sein, um uns Einhalt zu gebieten.«
    Kenniston gab keine Antwort. Der kalte, quälende Zweifel wurde noch stärker und düsterer, als er sah, wie der graue Globus der alten Erde vor ihnen immer größer wurde. Dort lebte und wartete sein Volk. Was brachte er ihm und dem sterbenden Planeten? Neues Leben oder endgültigen, unausweichlichen Tod?
     
    Mit schwerem Herzen schritt Kenniston über die staubige und einsame Ebene auf den strahlenden Dom Middletowns zu. Amol und Gorr Holl begleiteten ihn. Der kalte Wind war genauso, wie er ihn in Erinnerung hatte, und auch die rote Sonne ging wieder mit einem Strahlenkranz unter.
    »Ausgezeichnet«, flüsterte Amol. »Ausgezeichnet! Das ist eine Welt, wie ich sie für einen Testversuch erträumt habe!«
    »Dort kommen sie!« sagte Gorr Holl und wies auf das Portal. Die bewaffneten Wachposten hatten Kenniston und den großen Kapellanier erkannt. Die Nachricht hatte die Runde gemacht, und die Bevölkerung Middletowns strömte durch das Portal heraus und eilte ihnen entgegen. Sekunden darauf umringte die Menge sie, schrie und trampelte sie beinahe in ihrer Aufregung nieder. Er bemerkte wohlbekannte Gesichter – Bud Martin, John Borzak, Lauber …
    McLain bahnte sich mit seiner großen Gestalt den Weg zu ihm. »Was hat sich dort draußen entschieden, Kenniston?«
    »Ja, wie lautet das Urteil?« schrie einer neben ihm. »Wird man uns hier bleiben lassen?«
    Er erhob die Stimme und rief der leidenschaftlich erregten Menge die Antwort zu. »Kommt alle zum Hauptplatz! Gebt die Nachricht weiter. Dort werde ich euch das Nähere berichten.«
    »Zum Hauptplatz! Zum Hauptplatz!«
    Einige der Leute schickten sich an, zur Stadt zurückzulaufen, sie wollten die Neuigkeit in den Straßen ausrufen. Andere umschwärmten Gorr Holl und freuten sich, ihn wiederzusehen. Sie starrten Amol neugierig an und wollten wissen, wer er sei; aber Kenniston schüttelte den Kopf. Die Geschichte einmal zu erzählen, war schon schwer genug. Zweimal wollte er es nicht tun. Er suchte in der Menge Carols Gesicht. Wohl sehnte er sich danach, sie zu sehen, aber irgendwo in seiner tiefsten Seele empfand er eine Abneigung dagegen; es widerstrebte ihm, ihr gegenüberzutreten – warum? – er wußte es nicht. Aber sie war nicht hier, er hätte wissen können, daß sie sich nicht unter die aufgeregte Menge wagen würde.

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