SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)
dem Bildschirm, löst die Funktionen des Programms aus und dürfte vom bunten Blinken und Flackern zumindest für kurze Zeit einigermaßen fasziniert sein.
Bezogen auf die psychische Entwicklung hat die Sache allerdings mindestens einen Riesenhaken. Entwicklung geschieht immer nur am menschlichen Gegenüber mit seinen aktiven Reaktionen. An einem Gegenüber also, das gerade das noch sehr junge Kind möglichst eng auf sich bezieht. Ein Tablet, und genauso natürlich auch andere elektronische Geräte, können dieses Gegenüber niemals ersetzen. Das Kind sieht sich einem sensorisch kalten Bildschirm gegenüber, der nur auf das reagieren kann, was das Kind von sich aus macht.
Beim kleinen Kind ist das Gehirn noch wenig differenziert. Es reagiert daher diffus auf Reize und ist mit der Reizüberflutung der virtuellen Welt überfordert. Dies kann aber das Kind nicht feststellen und äußern. Es besteht die Gefahr, dass die Kinder regelrecht »in das Gerät hineinrutschen«. Die virtuelle Welt ist für sie unstrukturiert. Für das Kind wäre indes genau das Gegenteil notwendig: Ein menschliches Gegenüber als enge Bezugsperson müsste für Struktur sorgen, die diese Diffusität des kindlichen Gehirns nach und nach auflöst.
Schließlich möchte ich noch das aus meiner Sicht unsinnigste Argument für Tablets und Co. im Kindergartenalter entkräften. Es heißt oft, man müsse schon die Jüngsten an diese Geräte »heranführen«, da wir nun mal in einer digitalen und multimedialen Welt leben und weil sie sonst Nachteile im Leben hätten. Wer allerdings einmal gesehen hat, wie schnell sich ein Achtjähriger oder ein Zehnjähriger einen Computer erschließt, der wird dieses Argument nicht mehr ernsthaft ins Feld führen können.
Was auch klar ist: Natürlich bekommen Kinder mit, dass es im eigenen Haushalt Tablets, Fernseher oder Smartphones gibt. Das ist normal. Problematisch ist lediglich die pädagogisch verbrämte Ansicht, kleine Kinder müssten aktiv an diese Geräte herangeführt werden. Das ist ein Irrtum. Das Wichtigste für Kinder ist ihre emotionale Entwicklung, und diese findet nur statt, wenn das Kind ein menschliches Gegenüber hat. Ein Computer ist nicht in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Das Erlernen von Fähigkeiten am Computer kann bei altersgemäß entwickelten Kindern Ende der Grundschule oder Anfang der weiterführenden Schule jederzeit dazukommen.
Eltern sind also heute viel mehr als noch vor Jahren gefordert, zu entscheiden, in welchem Alter elektronische Medien förderlich sind. Das müsste unter anderem die moderne Sicht auf Kinder prägen, nicht die kritiklose Übernahme von Standards, die die Industrie setzt.
Schule in der Zwickmühle – Wie der Bildungserfolg zwischen überforderten Lehrern, fehlgeleiteten Eltern und nicht altersgemäß entwickelten Schülern zerrieben wird
Kindergartenzeit ist gleichzeitig auch Vorschulzeit. Gerade im letzten Kindergartenjahr ist eine konkrete Vorschularbeit notwendig, um die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder auf einen Stand zu bringen, der erfolgreiche Schularbeit gewährleistet.
Fakt ist jedoch: Die angehenden Schulkinder kommen zunehmend aus Kindergärten, die mit offenen Konzepten arbeiten. Diese Konzepte widersprechen entwicklungspsychologischen Grundsätzen, überfordern die Kinder und versäumen es, ihre Entwicklung im Bereich der emotionalen und sozialen Psyche zu unterstützen. Die Folge ist, dass die Kinder heute nicht mehr so gut auf die Schule vorbereitet sind wie Kinder vor zehn oder zwanzig Jahren. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kinder zu Hause aufgrund der unbewussten Beziehungsstörung ihrer Eltern keine altersgemäße Entwicklung nehmen konnten.
Nun werden diese Kinder eingeschult und treffen auch in der Schule wieder auf offene Konzepte, bei denen die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler nicht mehr im Vordergrund steht. Sie haben somit auch nach dem Schuleintritt keine Chance, ihre Defizite in der emotionalen und sozialen Entwicklung aufzuholen.
Hinzu kommt, dass Eltern, die vorher aufgrund der Symbiose für das Kind in den Kindergarten gegangen sind, nun auch für das Kind in die Schule gehen. Damit belasten und destabilisieren sie das System Schule unbewusst zusätzlich, weil die Lehrer nicht in Ruhe mit den Kindern arbeiten können.
Wie wenig Intuition bei manchen Eltern noch vorhanden ist und welche Verrücktheiten der Schulalltag für Lehrer mittlerweile mit sich bringt, lasse ich eine Lehrerin direkt aus
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