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SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Winterhoff
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»offen« und »frei«. Die Grundschule wiederum erhält Kinder, die sich weder zu Hause noch im Kindergarten richtig psychisch entwickeln konnten und nun mit dem Schulunterricht völlig überfordert sind. Sie reagiert wiederum mit einer Absenkung des Niveaus und setzt auf offene und freie Konzepte, die auch eine Nachreifung unmöglich machen, weil sie die Beziehungsebene außer Acht lassen.
    Die Grundschule entlässt somit Kinder, die emotional nicht in der Lage sind, sich auf die erhöhten Anforderungen an den weiterführenden Schulen einzustellen. Auch diese Schulen reagieren wiederum mit einer Absenkung der Anforderungen, gleichzeitig müssen diese Anforderungen aber in kürzerer Zeit erfüllt werden, weil es der Lehrplan so vorschreibt. Wenn man das konsequent durchdenkt, erkennt man schnell, wie groß der Wurm ist, der hier im System steckt. Um nochmals die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu zitieren:
    »Für die Kinder wirkt sich die vielerorts übliche Schonhaltung und Verzettelung an Grundschulen katastrophal aus, denn sie gehen vier Jahre zur Schule und lernen nicht einmal, dass Leistung etwas mit Anstrengung zu tun hat – von der Beherrschung der simpelsten Lese-, Schreib- und Rechentechniken ganz abgesehen. Im Gymnasium können solche Grundschüler nur scheitern. Gymnasiallehrer fühlen sich für Sprachunterricht im elementaren Sinne nicht verantwortlich, sondern müssen auf die Grundschullehrer vertrauen. […] Worauf es ankommt, ist ein tragfähiges Grundschulfundament.« 14
    Das Bild des Fundaments passt an dieser Stelle sehr gut, beschreibt es doch im Grunde genau das, worum es mir in all meinen Vorträgen, Büchern und Interviews immer auch geht: In der Schule zurechtzukommen, sowohl vom Sozialverhalten als auch von der Leistung her, und im späteren Leben zurechtzukommen, ist ohne solides Fundament nicht möglich. Dieses Fundament ist eine entwickelte emotionale Psyche, die den Menschen für kognitive Lernprozesse überhaupt erst empfänglich macht.
    Auch die Unis klagen – aus betrogenen Schülern werden betrogene Studenten
    Zu guter Letzt möchte ich in diesem Kapitel noch kurz auf das eingehen, was nach dem so auffallend häufig mit Einser-Durchschnitt abgeschlossenen G8-Gymnasium in der Regel folgt: das Studium. Hier setzen sich die Probleme aus dem Kindergarten, der Grundschule und der weiterführenden Schule nämlich fort.
    Universitätsdozenten berichten mir häufig verzweifelt, dass ihre Studenten offenbar kaum in der Lage sind, sich eigenständig auch nur den grundlegenden Stoff anzueignen. Dazu gibt es wenige offizielle Studien, doch immerhin hat sich 2012 an der Universität Bayreuth der Altphilologie-Professor Gerhard Wolf aufgemacht und seine Kollegen befragt, wie sie die Studierfähigkeit ihrer Studenten einschätzen. Die Studie wurde bislang nicht publiziert, aber immerhin erwähnt sie der Spiegel in seiner Titelgeschichte. Die Erkenntnisse, die der Professor zutage förderte, sind vernichtend und bestätigen auf der ganzen Linie die Vermutung, dass sich die Defizite, die sich bereits in Kindergärten und Grundschulen zeigen, über die weiterführenden Schulen bis ins Arbeitsleben und eben auch in die Universitäten fortsetzen.
    Der Spiegel zitiert aus den Ergebnissen beispielsweise:
    »Eine wachsende Gruppe von Studierenden ist den Anforderungen des von ihnen gewählten Studiengangs intellektuell nicht gewachsen.
    Die mangelnde Studierfähigkeit zeigt sich vor allem in der stark unterentwickelten Fähigkeit, kompetent und souverän mit der deutschen Sprache umzugehen.
    Schriftliche Arbeiten sind oft von einer erschreckenden Schwäche gekennzeichnet, eigene Gedanken auszudrücken oder Argumente vorzubringen.
    Studierenden ist oft nicht klar, dass sie, um einen Text zu verstehen, zusätzliche Quellen (z. B. ein Lexikon) heranziehen müssen.« 15
    Im Interview mit dem Spiegel bringt Gerhard Wolf die Ergebnisse dann noch einmal auf den Punkt:
    »Die Defizite liegen vor allem in der Sprach-, Lese-und Schreibkompetenz, das haben alle Kollegen genannt. Damit gemeint sind Rechtschreibung, Grammatik, Syntax, Interpunktion, der Umgang mit den Tempora und der Wortschatz. Beim Lesen erfassen viele die Aussage eines längeren Textes nicht. Beim Schreiben und Sprechen können viele Studenten ihre eigenen Gedanken und Argumente nicht richtig ausdrücken. Sie schreiben in Vorlesungen nicht einmal mehr mit. […] Auch das Fachwissen geht zurück, und die Allgemeinbildung ist bei manchen Studenten

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