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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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pyramidenförmiger Gegenstand aus Glas. Ein Prisma vielleicht. Es war nicht hell genug, um es heraus zufinden. Vage, ganz vage erinnerte sich Louis, sich in sehr ferner Vergangenheit schon einmal am Tabak versucht zu haben. Die Glaspyramide hätte jedermann gehören können.
    »Das eine haben Sie auf dem Nachttisch liegen lassen, das andere im Aschenbecher in der Küche« – und diese Worte waren wie Dinge, die sie im Vorbeigehen achtlos fallen ließ.
    Sie ging zurück an die Orgel.
    Eine niedrige Tür öffnete sich, eine kleine Alte erschien, und da ihr Kleid ganz in Dunkelheit gehüllt war, hätte man meinen können, ein weißhaariger Kopf schwebe durch die Luft.
    Sie trug Noten auf dem Arm, die sie jetzt langsam auf dem Notenhalter des Instruments abstellte. Die Musikerin dankte ihr. Die alte Dame richtete mit leiser Stimme einige Worte an sie, die sie ebenso leise beantwortete.
    Die draußen stehende Menge strömte schließlich in die Kirche, ohne dass Louis den plötzlichen Grund dafür erahnen konnte. Er beugte sich über die Balustrade.
    »Das ist die letzte Rettungsmannschaft, die da zurückkommt«, erklärte die Musikerin. »Der Priester war bei ihnen. Auf den mussten wir noch warten.«
    Ihre Hände näherten sich den Manualen. Die alte Dame hatte sich fügsam neben sie gesetzt, um die Noten umzublättern.
    »Mir ist klar, dass Sie meinetwegen gelitten haben. Das bedauere ich, glauben Sie mir. Und verzeihen Sie mir, dassich das alles vergessen konnte. Ich … wenn Sie wüssten … das Schicksal hat mir einen schrecklichen Schlag versetzt …«
    Sie lachte kurz auf, höhnisch, ernüchtert.
    »Gehen Sie in Frieden, wie man so sagt, ich trage Ihnen nichts nach. Wir haben uns nichts weiter zu sagen.«
    Er ging auf sie zu, mit unsicherem Schritt.
    »Wollen Sie mich bitte entschuldigen, Monsieur Bapaume«, sprach sie, ruhig und entschieden, und es klang wie ein Befehl.
    Louis zog sich zurück. Ohne dass es ihm bewusst war, blickte sie ihm nach, bis er im Treppenaufgang verschwunden war. Er überlegte, ob er die Pfeife und den Gegenstand aus Glas auf einer Stufe zurücklassen sollte, besann sich aber anders und steckte sie in die Tasche. Er horchte auf. Wieder war die Musik, die durch die Kirche hallte, von ihm.
    »Louise, so ähnlich wie Sie«, hätte sie ihm geantwortet. Doch er hatte nicht einmal daran gedacht, sie nach ihrem Namen zu fragen.
    * * *
    In einer Art andächtigem Gewühl schlich sich die Menge in die Bänke, wie man sich des Nachts im Schlafzimmer behutsam bewegt, um ein schlafendes Kind nicht zu wecken. Die Leute aus der näheren Umgebung waren gekom men, ihr Beileid zu bekunden, denn es war kaum wahrscheinlich, dass Saint-Aldor so viele Einwohner hatte. Ein junger Priester näherte sich mit ungläubiger Zaghaftigkeit dem Sarg, erschüttert von Mitleid undTrauer. Ein langer Schal war um seinen Hals gewickelt, in der rechten Hand knetete er seine Tellermütze. Bapaume hörte jemanden murmeln: »Er hat ihr das Lesen beigebracht …«
    Er bemerkte auch Maurice von Croft, der am Ende des Seitenschiffes mit seinem Vater sprach. Sie bemerkten ihn ihrerseits und kamen auf ihn zu. Aber der Junge blieb auf halbem Wege stehen und ging durch die Seitentür hinaus. Robert von Crofts Augenlider waren geschwollen und gerötet.
    »Mein Sohn hat mir gerade gesagt, dass die Geburt vorüber ist. Julia läßt Ihnen ausrichten, sie sei jetzt bereit, Sie zu empfangen. Sie ist noch immer bei den Soucys. Das ist ganz hier in der Nähe, gegenüber vom Gemischtwarenladen, das grüne Haus, Sie können es gar nicht verfehlen. Julia erwartet Sie.«
    Kerzen wurden von einem Gemeindemitglied zum nächsten gereicht, jeder zündete seine Kerze an der des Nachbarn an. Der junge Priester war beim Küster angekommen und hatte niedergeschlagen die Stirn gegen den Betstuhl gelehnt. Gruppen von Kindern, geführt von Lehrerinnen, kamen dicht gedrängt herein. Jedes Alter war dabei. Die Jüngsten waren wie Plüschbären gekleidet. Eines sah man in die Hände klatschen: Es dachte, es sei Weihnachten. Louis blickte sich nach dem jungen Montagnais um, der aber schien nicht da zu sein. Die Flammen der Kerzen, die den Sarg einrahmten, begannen leicht zu tanzen, als würde das kleine Mädchen träumen. Der alte Mann hielt Louis am Ärmel.
    »Ich habe Maurice aufgetragen, die Pferde und den Schlitten bereitzumachen. Er wird Sie zum Bahnhoffahren. Sie dürfen nicht bummeln, aber acht Uhr sollten Sie gut schaffen.«
    »Danke für alles, Monsieur

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