Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
gut. Ich logge mich aus und versuche es später noch mal.«
Sein Lächeln ist immer noch breit, aber sein Blick wirkt jetzt etwas zurückhaltender. »Du musst ja nicht gleich gehen. Es ist nett, sich mit Besuchern zu unterhalten.« Er beugt sich ein bisschen vor. »Wenn man erst mal eine Weile hier ist, werden einem die Gäste schon ein bisschen langweilig. Die einen wollen sich ständig über Bücher unterhalten, die man nicht gelesen hat, oder Filme, die man nicht kennt, oder Bands, von denen man noch nie gehört hat, und die anderen wollen einen einfach nur flachlegen. Ehrlich, ich sage das nicht, um anzugeben. Aber daran sieht man, wie verzweifelt die Leute hier sind.«
Die Art, wie Danny das vorträgt, mit todernstem Gesicht, lässt mich vor Lachen laut herausplatzen. Er lächelt wieder und meine Traurigkeit ist verflogen, wenigstens für den Moment.
»Also, wartest du mit mir?«
Ich nicke. Vielleicht ist es ja doch gar nicht so kompliziert mit ihm.
»Wie wär’s mit ’ner kleinen Führung?«
»Gern«, sage ich und freue mich über die frische Brise, die gerade aufkommt. Ich weiß, sie ist nur virtuell, aber was soll’s …
Ich folge ihm, vorbei an den gebräunten Körpern, so kunstvoll im Sand verteilt wie Bronzeskulpturen in einem Museum.
»Das da sind die Musiker«, erklärt er und deutet auf zwei Grüppchen. »Links, mit den ordentlicheren Frisuren, der Chor. Rechts die Rocker. Die mühen sich jeden Tag ab, ihre Matte so sehr zu verstrubbeln wie nur möglich, und wachen am nächsten Morgen doch wieder mit glattem, glänzendem Haar auf. Sind aber beide ganz gut. Manchmal singen sie allerdings gleichzeitig, so als wäre das irgendeine ziemlich schräge Art von Wettbewerb. Das klingt dann nicht mehr so super. Da drüben ist die Strandbar, aber ich schätze mal, die kennst du schon.«
Ich starre ihn an. »Woher weißt du das?«
»Da landen alle Besucher am Anfang. Wie eine Art Einführungsritual. Da staunst du, was? Tja, ich hab meine Hausaufgaben gemacht.« Er tippt sich wissend mit dem Zeigefinger an die Nase.
»Was weißt du sonst noch?«
Er seufzt. »Mehr, als ich will, das ist mal sicher. Bei manchen Fragen wünschte ich, ich hätte niemals nach der Antwort gesucht.«
Ich öffne schon den Mund, um mich zu erkundigen, was das für welche sind, aber er legt den Finger auf seine Lippen und schüttelt den Kopf.
»Lass uns zum Steg gehen«, sagt er.
»Wenn es einen Steg gibt, bedeutet das dann nicht eigentlich auch, dass es Boote gibt?«
Sein Blick umwölkt sich und für einen Moment wirkt er … leer, als wäre da gar nichts, kein Sehvermögen, kein Wissen, nur eine Hülle. Dann blinzele ich und er lächelt. »Siehst du irgendwo einen Fahrplan?« Er lacht.
Am Steg ist niemand.
»Ist den meisten wohl zu heiß«, erklärt Danny und ich weiß genau, es liegt an meiner lebhaften Fantasie, aber als wir stehen bleiben, rinnt mir der Schweiß den Nacken hinunter.
Er setzt sich ganz ans Ende des Stegs und blickt hinaus aufs Meer und ich nehme neben ihm Platz. Das Rauschen der Wellen wird lauter, und als er die Füße baumeln lässt, höre ich es plätschern. Unter Wasser wirken sie weiß und blutleer.
Ich frage mich, wie Danny wohl gestorben ist.
»Irgendwann wird es leichter für deine Schwester«, sagt er. »Ich bin neun Monate vor ihr angekommen und am Anfang ist es ziemlich hart, sich an seinen neuen … Status zu gewöhnen.«
»Was war der größte Schock?«, frage ich. »Ich würde das alles gerne verstehen.«
»Wie süß.«
»Sei nicht so herablassend.«
»Würde ich doch nie wagen. Aber um ehrlich zu sein – und vielleicht spricht da auch bloß der Neid aus mir, weil meinetwegen niemand gekommen ist –, bin ich mir nicht sicher, ob es so schlau ist, Familienmitglieder zu Besuch kommen zu lassen. Nichts für ungut.«
»Schon okay. Warum?«
»Weil du absolut nichts tun kannst, um ihr zu helfen. Außerdem wirst du es nie wirklich verstehen, außer dir passiert dasselbe, und das ist das Letzte, was Megan wollen würde.«
»Ich kann ja zumindest versuchen, es zu verstehen.«
»Klar.« Seine Stimme wird sanfter. »Aber glaub mir, das wirst du nicht. Das hier ist die Ewigkeit , okay? Kein Ausgang weit und breit. Ich weiß nicht, ob man sich damit jemals abfinden kann. Ich jedenfalls nicht.« Er tritt so heftig ins Wasser, dass es mir ins Gesicht spritzt, kühl und erfrischend.
Ich wische mir das Salzwasser von den Wangen. Auch wenn es in Wirklichkeit gar nicht existiert.
»Gibt es
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