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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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ich diesen Duft wiederherzustellen, um mich besser zu erinnern. Aber in meiner Alchemie fehlt stets ein wichtiges Element. Das Element, das Meggie zu Meggie gemacht hat.
    Wäre sie noch am Leben, dann hätten sie sie zu einer Marke geformt. Es hätte eine Realityshow, eine Autobiografie, vielleicht auch eine Romanreihe gegeben. Und definitiv auch ein Parfum. Nicht mit ihrem Namen darauf natürlich. Meggie klingt einfach zu nüchtern. Es hätte Nachtigall geheißen oder noch kitschiger. Und es hätte kein bisschen nach ihr gerochen. Es wäre ekelhaft gewesen, süßlich und blumig, ganz ohne das gewisse Etwas.
    Eine Lüge, denn die Meggie, die ich kannte, ganz besonders gegen Ende, war alles andere als nur süßlich und blumig.
    Zumindest habe ich ihr so etwas Würdeloses erspart.

25
    Ich zähle bis drei. Dann winde ich mich aus den Armen meiner Mutter.
    »Ich bin echt müde, Mum.«
    »Natürlich bist du das«, sagt sie, bemerkt schließlich doch den Brandy, den mein Vater mir eingegossen hat, und wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Schlaf gut, mein Schatz. Morgen sieht sicher schon alles besser aus.«
    Daran glaubt sie kein bisschen mehr als ich.
    Mein Vater umarmt mich flüchtig und schweigend.
    Auf dem Weg nach oben wird mir klar, dass ich mich nur dann besser fühlen werde, wenn ich Meggie noch einmal sehe, auch wenn das letzte Mal erst zwanzig Minuten her ist.
    Kurz vor meinem Zimmer jedoch überkommt mich plötzlich eine Welle von Übelkeit und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig ins Bad.
    Danach spritze ich mir Wasser ins Gesicht und trinke ein paar Schlucke direkt aus dem Hahn, um den ekelhaften Geschmack loszuwerden. Bin ich wahnsinnig zu glauben, dass Tim tatsächlich mit mir reden würde? Dass er mir vertraut, nur weil wir mal Freunde waren?
    Ich reibe mir das Gesicht mit dem Waschlappen ab. Das ist doch lächerlich. Das hier ist schließlich keine Folge von Buffy oder Scooby Do . Wahrscheinlich habe ich wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn ich denke, dass er mir alles gestehen würde, nur weil ich ihn lieb genug frage.
    Was mich allerdings von allen anderen unterscheidet, ist, dass ich so ziemlich der einzige Mensch bin, der glauben will , dass er unschuldig ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Tim meine Schwester erstickt, sich nicht darum kümmert, dass sie sich zur Wehr setzt, und dann in aller Ruhe ihre Wohnung verlässt, um sich in der Studentenkneipe volllaufen zu lassen und so dafür zu sorgen, dass ihm die Überwachungskameras dort ein Alibi verschaffen.
    Das ist nicht der Tim, den ich kenne. Wir alle dachten, er wäre nur eine ihrer Phasen, damals, als sie ihn nach ein paar Wochen an der Uni mit nach Hause brachte. Jeder ihrer Freunde vor ihm war furchtbar protzig und selbstverliebt gewesen, Tim dagegen war absolut bodenständig, bis hin zu seinem Namen. Nach Jahren voller Rafes und Joshuas und sogar einem Merlin verliebte sich Meggie in Tim, der Partys hasste und stattdessen lieber zu Hause kochte und der sich bei einer Demo wohler fühlte als in der großzügig mit Alkohol ausgestatteten Künstlergarderobe im Backstagebereich von Sing for your Supper . Unglaublich.
    Nach und nach aber ergab es immer mehr Sinn. Die anderen Männer sahen in Meggie nur eine Trophäe, Tim sah in ihr einen Menschen. Er hielt ihr die Tür auf, ließ sie den besten Platz im Restaurant auswählen, trug ihr den Koffer. Manche Leute empfänden so viel Aufmerksamkeit vielleicht als erdrückend, aber Meggie konnte gar nicht genug davon bekommen. Er betete sie an und sie ihn ebenfalls. Sie waren genau die Art von Uni-Pärchen, das sich im ersten Semester kennenlernt, nach dem Abschluss heiratet und dann für immer zusammenbleibt. Sie trennten sich nicht, als sie berühmt wurde, noch nicht mal dann, als eins der Klatschmagazine ein Foto der beiden veröffentlichte, zu dem die Schlagzeile lautete: Nachtigall, du hast was Besseres verdient!
    Ich kannte die Wahrheit, die die grausamen Pressefutzis nicht begriffen, oder zumindest dachte ich das: Tim war eine Million Mal besser als die arroganten Poser und Mitläufer, die sich plötzlich in Meggies Leben zu drängen versuchten. Er war liebenswürdig und sanft und beurteilte Menschen nur danach, wer sie wirklich waren, und nicht danach, was sie für ihn tun konnten. Warum hätte er sich sonst mit mir abgegeben?
    Es sei denn natürlich, ich war einfach nur ein vertrauensseliges kleines Mädchen, das er mit ein paar beiläufigen Fragen über die

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