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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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der Beerdigung an, diesmal ohne Ton, und versuche, das alles zu begreifen. Wie meine Schwester ist Danny eines tragischen Todes gestorben, der ihn noch berühmter machte als zu seinen Lebzeiten. Und genau wie das meiner Schwester verkauft sein Gesicht Zeitungen: Die beiden hatten alles, was man sich nur wünschen konnte, und die Leser scheinen eine Art kranken Trost daraus zu ziehen, dass weder Meggies kurzer Ruhm noch Dannys riesiges Vermögen sie davor bewahren konnten, alles zu verlieren.
    Okay, wir reden hier nicht von Kurt Cobain oder Prinzessin Diana oder Che Guevara. Sie haben einfach nicht lange genug gelebt, um zu wirklichen Legenden zu werden, und früher oder später wird man sie vergessen oder der nächste tragisch verunglückte Teenie an ihre Stelle treten. Aber ihr Tod hat die Menschen etwas über das Leben gelehrt, wie flüchtig die Erkenntnis auch gewesen sein mochte.
    Ist das der Grund, warum sie jetzt am Strand sind?

28
    Ich wache mit dem Stift in der Hand auf. Mit unlesbarem Gekritzel übersäte Seiten liegen über Bettdecke und Boden verstreut.
    Gestern Nacht habe ich stundenlang versucht, einen Sinn hinter den Regeln des Strandes zu finden, aber es ist, als hätte ich mich in einer Art Trance befunden. Die wenigen Wörter, die ich noch entziffern kann, lösen nur vage Erinnerungen an meine fieberhafte Suche nach Details über Danny und seinen Tod aus. Ach, und dann ist da noch meine Theorie, dass Soul Beach eine Ansammlung von jungen Leuten ist, die ihre fünfzehn Minuten Ruhm zwar bekamen, aber nicht mehr auskosten konnten.
    Mein Kopf will schier explodieren. Ich klappe den Laptop auf und gehe wieder online. Wenn Javier Dannys Todeszwilling ist, dann müsste sich doch leicht herausfinden lassen, wie er sein Leben verloren hat. Auf der Nachrichtenseite gebe ich das Datum ein, an dem, wie ich jetzt weiß, Danny gestorben ist: den 13. September. Dann Javier + Spanien + tot .
    Ich warte. Im Autovervollständigen-Feld erscheint nichts, also drücke ich einfach Enter .
    Ihre Suchanfrage stimmt mit keinem Nachrichtenergebnis für diesen Tag überein. Möchten Sie die Suche auf ein anderes Datum ausweiten?
    Kann es sein, dass Javier und Danny doch ein paar Tage nacheinander angekommen sind und irgendwas verwechselt haben? Ich wähle Ja und schon werden Tausende Ergebnisse geladen, die meisten auf Spanisch. Ich klicke auf Diese Seite übersetzen und lande endlich bei einer Schlagzeile in gebrochenem Englisch aus einer Barceloner Tageszeitung: Junge, 17, stirbt in tragisch Sturz bei Fiesta, Drogen verdächtig.
    Ich scrolle durch den kurzen Artikel. Javier Natera Fernandez. Es erscheint ein Familienfoto, auf dem der tote Teenager eingekreist ist: Mutter, Vater, ein Junge, ein kleines Mädchen und ein Baby am Strand und alle grinsen in die Kamera. Das Foto muss schon vor ein paar Jahren aufgenommen worden sein, denn der Junge ist nicht älter als zehn – aber der trotzige Blick ist absolut unverkennbar. Es ist definitiv unser Javier.
    Aber hatte er nicht gesagt, er wäre Einzelkind?
    Noch ein Bild, eine Dachterrasse, von der Straße aus gerade eben zu erkennen. Sechs, sieben Stockwerke hoch. Ich stelle mir vor, wie Javier fällt und fällt … Ist er hinuntergestoßen worden? Hat er geschrien oder mit den Armen gerudert, als wollte er sich in der Luft festhalten?
    »Alice? Bist du schon auf?«
    Jenseits meiner Zimmertür erwacht das Haus zum Leben. Die Lüftung im Bad surrt, der Boiler springt an, als Mum unter die Dusche geht, in der Küche läuft das Radio. Komisch. An diesen Geräuschen hat sich nichts geändert, seit Meggie gestorben ist.
    Doch jetzt, als ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass im Hintergrund immer die Wellen rauschen, wie zur Erinnerung an alles, was ich verpasse …
    Ich bin spät dran, aber ich sehne mich so sehr nach dem Strand, dass mir alles andere egal ist. Schnell logge ich mich ein. Mein Mund ist ganz trocken und statt des vertrauten Energieschubs spüre ich nur eine Art Grauen. Warum, kann ich nicht sagen: Vielleicht ist es das schlechte Gewissen, weil ich in den Leben trauernder Familien herumgeschnüffelt habe. Ich bin keinen Deut besser als die Gaffer bei der Beerdigung meiner Schwester. Oder vielleicht ist es die Angst, wieder irgendeine der Regeln des Strandes gebrochen zu haben, weil ich es nicht lassen kann, mich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.
    So oder so, ich bin mir jedenfalls sicher, dass irgendetwas nicht stimmt.
    Es ist so still am Soul Beach.

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