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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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widerstehen. Das ist der Teil, über den wir reden dürfen. Aber sie konnte auch launisch sein. Und selbstsüchtig. Und herablassend. Manchmal sogar richtig lieblos. Sie war eben auch nur ein Mensch, aber jetzt, da sie tot ist, wird sie zur Heiligen hochstilisiert.
    Mum hat sich nicht mit mir hingesetzt und gesagt: Über Tote soll man nicht schlecht reden. Das passierte ganz von allein. Erst jetzt, da ich sie wiederhabe, kann ich zugeben, wie nervtötend sie manchmal sein konnte, wenn sie ausnahmsweise mal nicht im Mittelpunkt stand.
    Fühlt sie sich deswegen so unwohl am Soul Beach? Hier auf der Erde haben ihre Stimme und ihre Schönheit sie zu etwas Besonderem gemacht. Das war schon vor Sing for Your Supper so. Aber jetzt ist sie bloß ein hübsches Gesicht in einem Ozean von vielen. Und ich habe die anderen Kids am Strand jammern hören – am Soul Beach singt niemand schief.
    Jetzt merkt sie mal, wie es ist, ich zu sein.
    Nein, das ist nicht fair. Ich habe eine Zukunft und sie nicht. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Aber ist es dann nicht die schiere Folter für sie, wenn ich zum Soul Beach komme? Meine Anwesenheit erinnert sie doch nur an ihr altes Leben. Vielleicht fragt sie sich sogar manchmal, warum es sie treffen musste und nicht mich. Gott weiß, ich habe mich das am Anfang oft genug selbst gefragt.
    Vielleicht ist das ja der Grund, warum die Besucher irgendwann nicht mehr zum Soul Beach kommen. Nicht, weil es den Lebenden langweilig würde, mit den Toten rumzuhängen. Sondern weil ihnen irgendwann klar wird, dass die Toten nicht ständig an das erinnert werden wollen, was sie verloren haben.

30
    »Du weißt, ich würde dich nie unter Druck setzen, Ali. Aber …«
    Wir sitzen auf Robbies Bett. Nachdem er von ein paar Jungs aus seiner Schule die Neuigkeiten über Tim gehört hat, hat er mir eine SMS geschrieben und darauf bestanden, dass ich zu ihm komme. Aber irgendwie sind wir auf direktem Weg in das Gespräch hineingestolpert, das wir seit Monaten gemieden haben.
    Aber … ihm ist klar, dass ich nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache bin, und das muss seinem Ego einen ziemlichen Dämpfer verpassen.
    Aber … wenn wir uns küssen, spüre ich, wie mein Körper dichtmacht, oder schlimmer noch, mir graut sogar davor. Das habe ich ihm natürlich nicht gesagt, aber er ist schließlich nicht blöd.
    Aber … er weiß genau, wie ich früher auf ihn reagiert habe, und merkt, dass ich mich inzwischen sofort verkrampfe, wenn er mich berührt. Dann hört er auf und wir setzen uns wieder hin und tun so, als wäre nichts passiert. Als wir frisch zusammen waren, konnten wir über alles reden. Jetzt ist uns alles nur noch unangenehm.
    »Willst du, dass wir Schluss machen?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet er und merkt wahrscheinlich gar nicht, dass er beim Leugnen nickt. »Ich weiß, das ist nicht das Wichtigste in einer Beziehung, aber du bist nun mal so hübsch und toll und ich will –« Er bricht ab. »Tut mir leid.«
    Ich lege meine Hand auf seine. »Du musst dich nicht entschuldigen. Wir sind schließlich nicht fünfzig, oder? Wir sollten eigentlich Spaß haben.«
    »Wir waren doch immer so ein super Paar.«
    Waren. Ich sauge die Luft scharf ein, als mir klar wird, dass er in der Vergangenheitsform spricht. Mir einzureden, ich würde mich wer weiß wie erwachsen verhalten, wenn er Schluss machen will, ist eine Sache. Mich tatsächlich in dieser Situation zu befinden, eine ganz andere.
    »Ich hab dich lieb, Robbie.«
    Aber wenn ich ihn so lieb hätte, würde ich ihn auch wollen. Vielleicht bin ich ja nur noch verliebt in meine Erinnerungen an die Gefühle, die er in mir heraufbeschworen hat, damals, bevor alles den Bach runterging. Jetzt fühle ich gar nichts mehr. Nur noch, wenn ich am Soul Beach bin.
    »Ich dich auch, Alice.«
    Er ist den Tränen nah und seine unwiderstehlichen Lippen sind fest aufeinandergepresst vor Anstrengung, nicht zusammenzubrechen. Ich kann nicht zulassen, dass er weint. Ich weiß, was ich für ihn tun muss. Ich schließe die Augen.
    »Aber nur weil wir uns noch mögen, heißt das nicht, dass es nicht vorbei ist, Robbie. Wir hätten uns schon vor Monaten getrennt, wenn ich dir nicht leidgetan hätte. Hey, ich bin ein großes Mädchen, ich komme schon klar. Spätestens, wenn wir mit der Uni angefangen hätten, wäre es sowieso zu Ende gewesen. So läuft das doch immer.«
    Er starrt mich an, kann nicht glauben, was er da hört. Da sind wir schon zu zweit.

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