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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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dass ich nicht ganz an diesen Ort geglaubt habe, oder daran, dass ich dort wirklich mit meiner Schwester rede. Jedes dieser Details hätte schließlich auch meinem Kopf, meiner Trauer entspringen können.
    Aber das hier nicht. Ich werfe einen Blick auf das Datum über dem Artikel: Er wurde vor etwas über einem Jahr geschrieben. Der Zeitpunkt passt also.
    Was habe ich damals gemacht? In einem Hotel in Griechenland am Pool gelegen, bei unserem letzten Familienurlaub, bevor Meggie zur Uni gegangen ist. Mum musste ihr ein ganz schön schlechtes Gewissen machen, damit sie überhaupt mitkam, und ich habe sogar die erste Schulwoche geschwänzt, damit der Urlaub in ihren vollgestopften Terminkalender passte, aber als wir dann erst einmal da waren, verhielt Meggie sich so strahlend und gut gelaunt wie immer. Ich konnte über nichts anderes reden als meine in diesem Schuljahr anstehenden Prüfungen und sie hatte trotzdem nichts dagegen, dass ich mich an sie und ihre neue Gang hängte.
    Ich klicke ein paar der anderen Links an. Nachdem das Flugzeug verschollen war, brauchten die Suchtrupps einen Tag und eine Nacht, um den Unfallort zu finden. Als es schließlich so weit war, saß Danny auf dem Pilotensitz, weit entfernt von dem Wrack. Der Pilot seines Dads war ebenfalls herausgeschleudert worden und saß genauso kerzengerade auf dem Kopilotensitz. Da fällt mir wieder ein, was ich zu dem Zeitpunkt damals gedacht habe: dass der Sohn eines Multimillionärs tatsächlich so arrogant war zu glauben, er könnte ein Flugzeug steuern, ohne es gelernt zu haben. Und dass er für diese Eitelkeit hatte bezahlen müssen.
    Das Foto weiter unten schockiert mich. Metallteile liegen wie Konfetti in einer kargen Wüstenlandschaft verstreut; unmöglich zu erkennen, dass dies einmal ein Flugzeug gewesen sein soll. Genauso verrückt erscheint es, dass die beiden Insassen nicht ebenso zerschmettert sind, aber so steht es nun mal da.
    Die Artikel erwähnen den Piloten nur ganz am Rande. Er hat eine Frau und zwei kleine Töchter hinterlassen. Zu seinem Begräbnis kamen kaum Trauergäste, von Dannys dagegen finde ich nach nur ein paar Klicks ein Video von einem Bostoner Lokalsender.
    Bei seiner Beerdigung zuzusehen versetzt mir einen Stich, weil sie mich so sehr an Meggies erinnert. Dannys Vater ist ein untersetzter, ernsthafter Mann, der in seinem schwarzen Anzug mehr wie ein Bodyguard wirkt und nicht wie ein Milliardär. Seine Mutter, ein blondes Luxusweibchen, betritt benommen und wie in Zeitlupe die weiß getünchte Kapelle. Dannys Bruder ist vierzehn oder fünfzehn, ein unbeholfener Junge mit Mondgesicht, der mit Sicherheit immer im Schatten des Älteren gestanden hatte und nun plötzlich zum Erben eines Imperiums geworden war.
    Und was für ein Imperium. Der Sprecher erklärt, dass zu Cross Enterprises Chemiewerke, Drogerien und eine erlesene Auswahl an Internetfirmen gehören, die »auf Anraten von Danny erworben wurden, der gemeinhin als aufstrebendes, junges Talent in der Geschäftswelt betrachtet wurde«.
    Im Inneren der Kapelle hängen große Banner mit Dannys Foto von den Deckenbalken. Ein Mädchenchor in den königsblau-karmesinroten Uniformen seiner exklusiven Privatschule gibt ein besinnliches Lied zum Besten, das ich nicht kenne. Die Hälfte der Trauergemeinde scheint kurz davor, in Tränen auszubrechen. Dann folgt ein kurzer Ausschnitt, in dem ein gebotoxter Pastor irgendwas von tragischem Verlust und Gottes unergründlichen Wegen erzählt.
    Schließlich gibt es eine Totale vom Grabmal der Familie Cross, deren trauernde Mitglieder auf diese Entfernung wie Strichmännchen aussehen. Der Sprecher erwähnt eine langjährige Freundin und ich sehe ein hübsches Mädchen mit kastanienbraunem Haar vortreten und irgendetwas – Blumen? Erde? – ins Grab werfen.
    Siehst du, Meggie? Nicht schwul.
    Es sind noch mehr Artikel mit dieser Seite verlinkt: In einem wird die Schuld an dem Unfall dem Piloten zugeschoben, weil der einem unwissenden Jungen erlaubt hat, das Flugzeug zu steuern. Ein anderer beschäftigt sich mit dem Gerücht, Vincent Cross habe vor, die Familie des Piloten wegen Fahrlässigkeit zu verklagen. Dann schließlich ein letzter Bericht, in dem das Gerücht dementiert wird und betont, welch umfassende Maßnahmen Mr Cross ergriffen habe, um sicherzustellen, dass Witwe und Töchter gut versorgt seien. Die Botschaft zwischen den Zeilen wird mehr als deutlich: Vincent Cross ist einer von den Guten.
    Ich sehe mir noch mal den Film von

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