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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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war er sonst noch unehrlich?
    »Jetzt spiel nicht den Griesgram«, rügt meine Schwester. »Klar ist der Sommer schön, aber zu viel von irgendwas ist ja wohl nie gut, wie wir alle wissen.« Sie lacht und die anderen fallen mit ein. »Erzähl mal, Schwesterherz. Haben sie in den Läden schon die Weihnachtsdeko aufgehängt?« Ihr Gesicht glüht wie das eines kleinen Kindes, das zum millionsten Mal die Geschichte hören will, wie die Rentiere über dem Dach in der Luft warten, während der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Schornstein fallen lässt.
    »Na ja, die Werbung hat auf jeden Fall schon angefangen«, antworte ich. Eigentlich habe ich versucht, die ganzen Z-Promis weitgehend zu ignorieren, die den Fernsehbildschirm zugrinsen, als hätten sie einen ganzen Schlitten voller Gute-Laune-Pillen geschluckt. Wenn ich bei meinen Eltern im Wohnzimmer sitze – was momentan selten genug vorkommt, weil die beiden kaum zur selben Zeit zu Hause sind –, starren wir zu solchen Gelegenheiten immer auf den Boden, wie wir es sonst nur bei Sexszenen in Filmen getan haben. Zurzeit sind uns Bilder von Familienfesten sogar noch unangenehmer als Erwachsenenfilme.
    Plötzlich fällt mir ein, dass Meggie, wenn sie noch am Leben wäre, wahrscheinlich selbst in einem von diesen Filmchen auftauchen würde. Diese fürchterliche Boygroup, die nach ihr den zweiten Platz gemacht hat, wirbt jedenfalls für Frühstücksflocken und ein neues Karaokespiel.
    »Erzähl mir alles, los, los!«, fordert sie und sogar Javier sieht interessiert auf.
    Also lüge ich drauflos. Ich erzähle ihnen, was sie hören wollen, zumindest glaube ich das: von Geschäften voller Kürbislaternen und Hexenhüte, von Wetterberichten, die jetzt schon weiße Weihnachten versprechen, von den Plänen, an Silvester das größte Feuerwerk zu zünden, das London je gesehen hat. In Wirklichkeit bekomme ich kaum etwas von der Außenwelt mit und denke auch nicht an die Zukunft, wenn ich es vermeiden kann.
    »Ein Feuerwerk«, sagt Triti wehmütig. »Könnt ihr euch vorstellen, wie toll das hier aussähe? Wenn es sich nachts im Meer spiegelt? Das wäre so was von cool!«
    »Oh ja, und wie. Wenn die Cocktails strömen und die Feuerwerkskörper explodieren, gehen bestimmt auch die Leute ab wie die Raketen und reißen sich die Klamotten vom Leib. Und schwupp, haben wir einen ganzen Strand voller Exhibitionisten beim Mitternachtsschwimmen«, höhnt Javier. »Fantastisch.«
    Zum ersten Mal, seit ich hier bin, kann ich Javier nur zustimmen. Nach allem, was ich so mitgekriegt habe, brauchen die meisten Gäste keinen Vorwand, um ihre neuen makellosen Körper zu präsentieren.
    Während die anderen anfangen, von früheren Wintern zu schwärmen, sehe ich auf die Uhr und bin froh, die späte Stunde – es ist schon nach zwölf – vorschieben zu können, um zu gehen. »Sorry, Leute. Ich muss ins Bett.«
    Javier sieht gar nicht erst auf, aber Danny schon. »Schade, ich hätte eigentlich gern noch mehr über deine Pläne gehört«, sagt er. »Deine wirklichen Pläne.«
    So, wie er mich ansieht, frage ich mich, ob er weiß, dass ich lüge, um hier wegzukommen, auch wenn meine eigene Schwester es nicht zu bemerken scheint.
    »Tja, ich komme ja morgen wieder, wie immer.«
    Meggie steht auf und schenkt mir das wärmste aller Lächeln – es ist sogar noch strahlender als das, das sich immer auf ihrem Gesicht ausbreitete, wenn sie bei Sing for Your Supper in die nächste Runde gewählt worden war. »Meine kleine Schwester«, sagt sie und seufzt. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich ohne dich machen würde, Florrie.«

32
    Es fällt mir immer schwerer, aufzustehen und zur Schule zu gehen, und nicht bloß, weil es jetzt morgens so dunkel ist.
    Seit Robbie und ich uns getrennt haben, habe ich keinen Nerv mehr, mich zu schminken. Manchmal kämme ich mir noch nicht mal mehr die Haare. Am Soul Beach sehe ich sowieso immer umwerfend aus.
    Noch ein Grund, warum es dort besser ist als überall anders.
    Cara hat mich noch nicht in den Wind geschossen, auch wenn sie mir schon tausend Mal gesagt hat, dass mein neuer Schmuddellook schlecht für ihr Image ist, besonders jetzt, da sie es mit dem Cheerleader-Schick versucht. Manchmal versuche ich mich mit ihr über wichtige Sachen zu unterhalten – ob sie an ein Leben nach dem Tod glaubt oder an Parallelwelten –, aber sie seufzt immer nur und sagt: »Der Scherzkeks, der dir diese verdammten Soul-Beach-Mails geschickt hat, gehört echt verprügelt.« Und

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