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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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fiel, in Jacke und Schal, zurück auf sein Bett. Zum ersten Mal dachte er wieder an Pavese – und an das Angebot, eine Ausbildung bei ihm zu machen.
    Bevor Zinos sich einen Job suchen wollte, musste er Illias finden. Dessen ehemaliger Zellenkumpel, der wohl noch in irgendeiner geschäftlichen Verbindung zu seinem Bruder stand, nannte ihm eine Adresse in Harvestehude.
    Zinos stand vor einer weißen Villa. Er drückte einen goldenen Klingelknopf. Durch die Sprechanlage drang eine mädchenhafte Stimme.
    »Ja, bitte?«
    »Zinos Kazantsakis, der Bruder von Illias.«
    Das Tor öffnete sich. In der Tür stand eine große junge Frau mit kinnlangen Haaren. Ihr gelber Pullover reichte fast bis zu den Knien. Sie kratzte und rieb sich den Oberschenkel und schob den Pulli dabei kurz hoch bis an die Hüfte, während Zinos auf sie zuging. Mit einem Blick sah er, dass sie keine Unterhose trug.
    »Hi!«, sagte sie.
    »Hi.«
    Sie rieb noch immer an ihrer Haut. Dann hielt sie ihm die freie Hand hin:
    »Kathinka.«
    Sie drückte mit ihrer knochigen Hand fest zu und versuchte ein Lächeln, die Augen müde, mit geplatzten Äderchen, die Lippen blass und trocken. Zinos schätzte sie nicht älter als zwanzig.
    »Ist Illias hier?«
    Sie antwortete nicht, sondern betrachtete die Stelle an ihrem Oberschenkel.
    »Scheiße, schon wieder ein blauer Fleck .
    »Ist Illias hier – oder nicht?«
    »Der schläft noch. Soll ich ihn wecken?«, fragte sie leicht gereizt.
    »Das wär cool. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Sie bat Zinos herein und führte ihn in einen großen Raum. Streng sagte sie, er solle auf der Couch Platz nehmen.
    »Jadwiga bringt dir gleich einen Saft. Besondere Wünsche?«
    Dann verschwand sie. Kurz darauf kam eine Frau in einem Hauskittel mit einem Tablett und stellte ein großes Glas vor Zinos ab. Am Rand des Glases klemmte eine ganze Scheibe Ananas, daneben hing ein Zweig Johannisbeeren.
    »Ein Sandwich gefällig?«, fragte Jadwiga.
    »Vielen Dank, machen Sie sich keine Umstände.«
    Jadwiga zuckte die Schultern. Zinos war zu nervös, um etwas zu essen, und der Saft machte ihn wach wie ein doppelter Mokka.
    »Ist geil, das gesunde Zeug, ne Zini?«
    Illias stand in der Tür. Sie fielen sich in die Arme. Kathinka hatte sich noch immer keine Hose angezogen. Sie ließ sich aufs Sofa fallen, verschränkte die Arme und legte die Beine überkreuzt auf die Lehne.
    »Zini, darf ich dir deine künftige Schwägerin vorstellen: Kathinka!«
    »Was? Ach, was! Ach so. Herzlichen Glückwunsch. Wo seid ihr euch denn über den Weg gelaufen?«
    Illias warf ihr einen fragenden Blick zu, sie nickte.
    »Sie musste so Sozialstunden machen, ne, und ich auch, deshalb konnte ich früher raus.«
    »Was hast du denn angestellt?«, fragte Zinos Kathinka.
    »Ach, nur ein bisschen Klauen. Meine Eltern haben mich angezeigt, war gut gemeint von ihnen.«
    Kathinka verschwand nach oben.
    »Ist das ihr Haus?«, fragte Zinos.
    »Eigentlich wohnen ihre Eltern hier, irgendwann ist das ihr Kasten.«
    »Und – wie alt?«
    »Zweiundzwanzig.
    »Ist die nicht ein bisschen zu dünn für dich?«
    »Geht, geht, Digger, kleine Titten haben auch Charme, ist ne ganz neue Erfahrung. Aber recht hast du, bei mehr Polster geht mir besser einer ab. Von ihr ist nur so wenig über wegen den Drogen, aber sie ist da jetzt von runter. Kifft nur noch, und koksen is nur noch beim Ausgehen, hat sie versprochen, Digger. Sie hat bestimmt schon hundert Gramm zugenommen!«
    »Und was war vorher?«
    »Alkohol, Koks, hat ’n bisschen Heroin geraucht, Tabletten von Mutti – das volle Programm, Zini!«
    »Liebst du sie?«
    »Ein bisschen, Digger. Ach, ich muss einfach wieder auf die Beine kommen. Und sie ist doch ne Hübsche! Zuckersüß.«
    »Wie du meinst. Aber du kannst sie doch nicht heiraten!«
    »Zini! Pscht. Lass mich mal meine Sachen machen, ich bin immer auf deiner Seite, und du bist auf meiner – hörst du zu!«
    Er klopfte Zinos ein paar Mal auf die Wange.
    »Illias! Wenn die schon so kaputt ist, dann verarsch sie doch nicht noch!«
    »Wieso verarschen? Ich heirate sie, das wünscht sich doch jede Muschi. Was hab ich dir gesagt? Du darfst nie mehr fühlen als die Frau, sonst wirst du verrückt! Hast du dich daran gehalten? Du siehst so blass aus – Liebeskummer?«
    »Lass mich in Ruhe, ich hatte bloß ‘ne Grippe. Und nenn mich bitte nicht mehr Zini.«
    Zinos stieß Illias weg und wandte sich zur Tür. Illias packte ihn und hob ihn hoch.
    »Hey!, Kleiner, wo willst du denn

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