Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Schweigen herrschte. Mrs Foley, die so aussah, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, lotste die weinenden Tänzerinnen durch einen Seiteneingang ins Gebäude, während die verbliebenen Schüler der Rektorin und ihrem Assistenten in die Cafeteria folgten.
Auch Nash, Emma und ich schlossen uns dem Pulk Richtung Schulkantine an. Als wir an den vorderen Tischen vorbeikamen, wagte ich, kurz einen Blick nach rechts zu werfen. Mittlerweile hatte Coach Rundell die Wiederbelebungsmaßnahmen übernommen. Obwohl ich völlig unter Schock stand und mir speiübel war, musste ich es mit eigenen Augen sehen und begreifen, was mein Herz bereits wusste.
Und da war sie! Meredith lag auf dem Rasen, das lange braune Haar fächerförmig um den Kopf ausgebreitet. Ihr Gesicht erkannteich erst, als Rundell die Mund-zu-Mund-Beatmung unterbrach, um mit der Herzmassage weiterzumachen.
Mir schossen die Tränen in die Augen, und ich unterdrückte nur mühsam ein Schluchzen. Nash merkte sofort, was los war, und trat neben mich, um mir die Sicht auf das Geschehen zu versperren. Hand in Hand stiegen wir die Treppe zur Cafeteria hinauf. Im Gebäude waren alle Lichter gelöscht worden, doch durch die großen Fenster – eine Wand bestand praktisch nur aus Glas – drang das Sonnenlicht herein und warf tiefe Schatten in den Raum. Im Tageslicht wirkte der Saal anders als sonst, irgendwie blasser als vom grellen Licht der Neonröhren beleuchtet.
Am hinteren Ende des Raums drängten sich die Sportler schweigend an einem der Tische zusammen. Einige stützten die Ellbogen auf die Knie und ließen betreten die Köpfe hängen oder bargen das Gesicht in Händen. Der Junge mit der Nummer Vierzehn, der so tapfer versucht hatte, Meredith zu retten, hielt seine tränenüberströmte Freundin auf dem Schoß und stützte das Kinn auf ihre Schulter.
Auch an den anderen Tischen saßen verstörte Schüler, die miteinander tuschelten. Der Saal war erfüllt von geflüsterten Fragen, auf die niemand eine Antwort wusste. Einige Schüler weinten leise, andere starrten nur ungläubig vor sich hin. Merediths Tod war ohne Vorwarnung über uns hereingebrochen, ohne Gewalteinwirkung, und völlig ohne Grund. Diese Situation hatte rein gar nichts mit den Notfall-Übungen zu tun, die wir zweimal im Jahr durchführten. So viel war allen klar.
Die Schüler, die keinen Platz mehr an den Tischen gefunden hatten, saßen mit ihren Rucksäcken, Taschen und Schulbüchern in Grüppchen an der Wand. Emma stand neben mir, sie sah blass und mitgenommen aus. Auch mir zitterten die Beine, nachdem sich nun innerhalb von drei Tagen zwei meiner Ahnungen erfüllt hatten. Nash dagegen wirkte relativ stabil. Nur an seinem festen Griff erkannte ich, dass er nicht so ruhig war, wie er aussah.
Da alle Tische besetzt waren, hockten wir uns in einer Ecke des Speisesaals auf den Boden, Em links von mir, Nash rechts.
Wir hielten uns schweigend an den Händen. In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, das im krassen Gegensatz zu der gedämpften Atmosphäre um uns herum stand. Fassungslosigkeit, Schock, Schuldgefühle – in mir herrschte ein solches Gefühlschaos, dass es unmöglich war, mich auf ein einzelnes Gefühl oder eine Frage zu konzentrieren.
Ich saß einfach nur da, starrte vor mich hin, und wartete.
Wenige Minuten später hörten wir Sirenen näher kommen. Dann hielt ein Krankenwagen mit ohrenbetäubendem Lärm vor der Schule. Als die Sirene ausgeschaltet worden war, sahen wir durch das Fenster, wie der Wagen um das Gebäude herum über den Rasen rumpelte. Obwohl es wieder ruhig war, hallte der Klang der Sirene immer noch in mir nach und bildete die passende Hintergrundmusik zu dem Aufruhr, der in mir herrschte.
Der Krankenwagen hielt außer Sichtweite, doch das Blaulicht warf zuckende Schatten an die Wand. Ich wusste, dass alle Eile zu spät war.
Meredith Cole war tot, und niemand konnte sie zurückholen. Diese bittere Gewissheit quälte mich. Ich fühlte mich leer und ausgebrannt.
Während die Sanitäter draußen ihre Arbeit taten, kamen immer mehr Lehrer in die Kantine und beantworteten die Fragen derjenigen, die mutig genug waren, sie zu stellen. Irgendwann setzte sich der Vertrauenslehrer der Oberstufe zu den Sportlern an den Tisch und sprach leise mit den Schülern, die Merediths Zusammenbruch live miterlebt hatten.
Nach einer Weile, die mir ewig lang erschienen war, verkündete der stellvertretende Rektor über die Lautsprecher, dass der Unterricht für
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