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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Rachel
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waren so stark, dass ich mich auf einen der Barhocker fallen ließ und die Arme auf dem Tisch verschränkte. „Ich habe es ja versucht!“, sagte ich mit tränenerstickter Stimme und sah das Gesicht meiner Tante nur noch verschwommen. Hastig wischte ich mir mit dem Ärmel übers Gesicht. „Aber als ich den Mund aufgemacht habe, konnte ich nur schreien. Es ging alles so schnell! Als ich wieder sprechen konnte, war sie schon tot.“ Ich sah auf und suchte in Vals Blick nach Verständnis oder zumindest Vertrauen. Aber ihre Miene war wie versteinert, was mich fast genauso erschreckte wie Merediths Tod.
    „Ich bin gar nicht sicher, ob es etwas gebracht hätte, wenn ich sie gewarnt hätte“, erwiderte ich kleinmütig. „Aber ich schwöre, dass ich es versucht habe!“
    Tante Val rieb sich über die Stirn und hob den Becher an die Lippen – bis ihr auffiel, dass er leer war. „Kaylee, dir muss doch klar sein, wie das klingt.“
    Ich senkte den Blick und nickte stumm. „Es klingt verrückt.“ Das wusste ich besser als alle anderen.
    Val griff über die Theke hinweg nach meiner Hand. „Nein, Liebes“, sagte sie kopfschüttelnd. „Nicht verrückt, sondern wahnhaft. Das ist etwas anderes. Merediths Tod hat dich wahrscheinlich so aufgewühlt, dass dein Verstand sich diese wilden Geschichten ausdenkt, um die Wahrheit erträglich zu machen. Ich verstehe das. Der Gedanke, dass jeder von uns jederzeit tot umfallen kann, macht dir Angst. Wenn es Meredith passiert, kann es jeden von uns treffen, ist es nicht so?“
    Ich zog die Hand zurück und musterte Val ungläubig. Was musste noch passieren, damit sie mir glaubte? Beweise konnte ich ihr nicht liefern, weil die Ahnungen immer erst so kurz davor einsetzten.
    Ich sprang auf und trat ein paar Schritte zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen. „Ich habe Meredith kaum gekannt, und ich habe auch keine Angst davor, dass mir etwas zustoßen könnte. Ich habe Angst, weil ich gewusst habe, was passieren würde, und es nicht verhindern konnte!“ Kummer und Schuld drohten mich zu ersticken, ich rang nach Atem. „Manchmal wünschte ich mir, ich wäre verrückt! Denn dann müsste ich nicht mit der Schuld leben, dass ich jemanden habe sterben lassen. Aber ich bin nicht verrückt! Das ist real!“
    Tante Val erwiderte meinen Blick mit einer Mischung aus Verwirrung, Erleichterung und Mitleid, so als wüsste sie selbst nicht, was sie fühlen sollte.
    Frustriert ließ ich die Schultern fallen. „Du glaubst mir immer noch nicht.“
    Val sah mich sanft an. „Ach Liebling, ich weiß, dass du glaubst, was du sagst.“ Nach kurzem Zögern zuckte sie etwas zu sorglos die Schultern. „Vielleicht solltest du auch ein Beruhigungsmittel nehmen. Es hilft dir beim Einschlafen. Ich bin mir sicher, dass die Welt morgen schon wieder ganz anders aussieht.“
    „Schlafen hilft da gar nichts!“, rief ich und merkte, wie verbittert ich klang. „Und erst recht nicht diese blöden Pillen!“ Ich schnappte mir die Dose und schleuderte sie so hart ich konnte gegen den Kühlschrank. Der Deckel fiel herunter und schlitterte über den Boden, die weißen Pillen waren in der ganzen Küche verstreut.
    Tante Val zuckte erschrocken zusammen und starrte mich traurig an, so als hätte ich ihr gerade das Herz gebrochen. Als sie sich hinkniete, um die Pillen aufzusammeln, rannte ich den Flur hinunter und in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu.
    Ich hatte wirklich alles versucht. Wenn Onkel Brendon heimkam, würde ich versuchen, mit ihm zu reden.
    Oder vielleicht auch nicht.
    Vielleicht hatte Nash gewusst, wovon er sprach, als er mich gebeten hatte, es niemandem zu erzählen.

7. KAPITEL
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich nach dem Gespräch mit Tante Val wieder beruhigt hatte. Ich war so wütend und verwirrt, dass ich nicht wusste, ob ich schreien, weinen oder um mich schlagen sollte. Ich versuchte verzweifelt, mich abzulenken, indem ich einen Roman durchblätterte, der auf dem Nachttisch lag, und nebenher noch den Fernseher laufen ließ. Doch ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Selbst die Songs auf meinem iPod schienen die Wut und Enttäuschung in meinem Herzen nur noch zu verstärken.
    In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander, und egal, was ich tat, ich konnte weder einen klaren Gedanken fassen, noch dem Wirrwarr aus Gedankenfetzen entfliehen. Als ich gerade begann, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, doch ein Beruhigungsmittel zu nehmen – zumindest wäre ich dann für eine Weile

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