Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
war. „Woher hast du meine Nummer?“
„Sie ist bei Nash im Handy eingespeichert.“
„Und woher hast du sein Telefon?“
„Er hat es auf der Kommode liegen lassen“, antwortete Todd wie selbstverständlich. Ich konnte sein Achselzucken förmlich durch die Leitung hören.
„Du bist in seinem Zimmer? Wie bist du da reingekommen?“ Dann fiel mir wieder ein, dass er sich im Krankenhaus praktisch von einer Sekunde auf die andere in Luft aufgelöst hatte. „Egal.“
„Keine Angst, er weiß nichts davon.“
„Darum geht es nicht!“, rief ich aufgebracht und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe. „Du kannst dich nicht einfach ungefragt in fremde Häuser schleichen! Das ist Hausfriedensbruch, Verletzung der Privatsphäre. Das ist … echt unheimlich!“
Todd stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ich arbeite zwölf Stunden am Tag. Ich muss weder essen noch schlafen. Was bitte soll ich sonst mit der anderen Hälfte meines ewigen Lebens anstellen?“
Ich lehnte mich gegen die Kopfstütze des Betts und strich mir das Haar aus dem Gesicht. „Ich weiß nicht. Geh doch ins Kino oder schreib dich an der Uni ein. Aber halt dich fern von …“ Mir kam ein furchtbarer Gedanke, und ich blickte mich unbehaglich um. „Bist du schon mal in meinem Zimmer gewesen?“
Ich hörte ein sanftes, ungekünsteltes Lachen. „Wenn ichwüsste, wo du wohnst, wäre ich vorbeigekommen, um persönlich mit dir zu reden. Leider hat Nash deine Adresse weder im Handy gespeichert noch irgendwo aufgeschrieben. Zumindest konnte ich nichts finden, ohne ihn aufzuwecken.“
„Kein Wunder“, murmelte ich.
„Ich habe aber deinen Nachnamen herausgefunden, Ms Cavanaugh.“
Verdammt! Er kannte meinen Nachnamen! Jetzt war es ihm ein Leichtes, meine Adresse herauszufinden, besonders da er sich praktisch überall hinzaubern konnte. Vielleicht hatte Onkel Brendon doch recht mit seinen Ansichten zu Reapern.
„Willst du nicht wissen, warum ich anrufe, Kaylee Cavanaugh?“, fragte er spöttisch.
„Äh … ja.“ Eigentlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die Information es wirklich wert war, dass ich dafür Todd den Reaper am Hals hatte. Er kam mir mit jedem Wort unheimlicher vor.
„Gut. Aber ich muss dich vorwarnen: Die Bedingungen unserer kleinen Abmachung haben sich geändert.“
Beinah hätte ich laut aufgestöhnt, doch ich biss mir gerade noch rechtzeitig auf die Lippe. „Was meinst du damit?“
Ich hörte etwas knarzen. Wahrscheinlich machte er es sich gerade auf Nashs Sofa bequem. Selbst durch den Hörer nahm ich seine Genugtuung wahr. „Ich habe zugestimmt, im Austausch gegen deinen Nachnamen einen Blick auf die Liste zu werfen. Ich habe meinen Soll erfüllt, brauche aber die vereinbarte Vergütung nicht mehr. Du hast Glück, dass ich bereit bin, neu zu verhandeln.“
„Was willst du?“, fragte ich misstrauisch.
„Deine Adresse.“
„Nein!“, rief ich, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. „Ich habe keine Lust, dass du herkommst und mich ausspionierst.“ Oder, schlimmer noch, sich Sophie offenbarte, deren Eltern sie vor dieser schönen neuen Unterwelt um jeden Preis schützen wollten.
„Ach komm schon, Kaylee. Das würde ich doch nie tun!“
Ich verdrehte die Augen, was Todd natürlich nicht sehen konnte. „Woher soll ich das wissen? Du bist schließlich auch in Nashs Haus.“
„Das ist etwas anderes.“
„Inwiefern?“ Ich zog mir die Decke über die Hüfte und stützte den Kopf an die Lehne.
„Das spielt jetzt keine Rolle.“
„Verrat es mir!“
Er zögerte kurz, und ich hörte wieder etwas knarzen. „Ich kenne Nash schon lange. Und manchmal will ich nicht … allein sein.“ Er klang so verletzlich, dass es mir im Herzen wehtat. Meine Verwirrung war perfekt. Doch dann wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst.
„Du machst das öfter? Sag bloß, du verbringst deine Freizeit in seinem Haus!“
„Nein, du verstehst das falsch. Kaylee … Du darfst es ihm nicht sagen!“, flehte Todd inständig, aber ich wusste, dass er vor Nash keine Angst hatte, sondern davor, sich lächerlich zu machen. Manche Dinge ändern sich eben nie, auch nicht im nächsten Leben.
„Ich muss es ihm sagen, Todd. Ihr seid doch Freunde!“ Zumindest waren sie es einmal gewesen. „Er hat das Recht zu erfahren, dass du ihm nachspionierst.“
„Ich spioniere ihm nicht nach. Mir ist egal, was er tut, und ich habe nie …“ Er brach mitten im Satz ab, und als er weitersprach, klang seine Stimme
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