Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
ausgerissener Haare zu kosten.
Keuchend griff sich Elizabeth an den Hinterkopf und fuhr herum. Dabei sah sie gerade noch, wie Daniel George halb auf den Billardtisch schleuderte und sich dann auf ihn stürzte. Mit seinem Körpergewicht und dem Ellenbogen an dessen Kehle, nagelte er Hamiltons Diener auf dem grünen Filz des Tisches fest.
„Lass deine verdammten Finger von ihr!“, drohte er, sein wutverzerrtes Gesicht nur eine halbe Armlänge über Georges.
„Sieht so aus, als hätten wir unsere Antwort“, stieß George halb erstickt aus.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte einer der Thugs verwirrt. Er lehnte sich über den Tisch und streckte einen Arm nach Daniel aus, doch dann zögerte er und zog ihn wieder zurück.
Hastig nahm Elizabeth die Pistole vom Boden auf. Noch während sie sich aufrichtete, rammte George beide Fäuste in Daniels Nieren. Als Daniel vor Schmerz zusammenzuckte, nutzte George die Chance, um ihn von sich zu stoßen und sich unter ihm wegzuducken. Im nächsten Augenblick stand er schon wieder aufrecht, während Daniel sich noch stöhnend am Billardtisch abstützte.
„Ich ahnte schon immer, dass Acharya Sie beide unterschätzt“, sagte George schwer atmend, eine Hand an seinem Hals. „Doch er war sich so sicher, dass nichts und niemand es mit seiner Macht aufzunehmen vermochte. Er war überzeugt, niemand könnte sich seinen Zielen in den Weg stellen.“
„Tja, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.“ Elizabeths Augen zuckten nervös zwischen George und Daniel hin und her, der sich nun ebenfalls wieder aufrichtete und die Hand nach der Pistole ausstreckte, die sie ihm ohne zu zögern übergab.
„Soll das etwa heißen, er ist nicht unser Acharya?“ Gilbertson wirkte auf einmal gar nicht mehr emotionslos und analytisch. Er wirkte bestürzt.
„Nein“, schüttelte George den Kopf. „Das, meine Herren, ist der werte Mr Mason. Der Geist, den Acharya beschworen hat, um dessen Energie bei dem Ritual der Wiederkehr als Mana-Quelle zu nutzen.“ Ein aufgeregtes Gemurmel erhob sich, woraufhin Daniel sich mit dem Anflug eines Lächelns verbeugte, wie ein Theaterschauspieler nach der Vorstellung.
„Und wo ist dann Acharya?“, fragte einer der Thugs.
„Ihm ist die Wiederkehr nicht gelungen“, erklärte George bedauernd. „Und er wurde wohl selbst zur Mana-Quelle.“ Dann blinzelte er, als hätte er gerade eine Eingebung gehabt „So wie die Dinge liegen, bin ich nun der neue Acharya.“ Sein Mund verzog sich zu einem mitleidlosen Grinsen. „Der Schüler wird zum Meister. Und ich werde nicht den Fehler begehen und sie unterschätzen. Es wird sich einiges ändern! “
„Meine Güte“, seufzte Riley. „Erst bringt er den Mund nicht auf und jetzt hält er gar nicht mehr die Klappe.“
„Ich glaube, alle Thuggees hören sich selber gerne reden“, stimmt Elizabeth ihm zu.
„Eben! Immer nur reden, reden, reden!“ Simon stürmte nach vorne, entriss Wood die Pistole und zielte mit zittrigen Händen in Georges Richtung. „Genug geredet!“ Die Muskeln in seinem blassen Gesicht zuckten. „Es endet jetzt. Kein Acharya. Keine Bruderschaft. Keine Lügen!“
In dem Moment, in dem Wood „Simon, nicht!“, brüllte, erkannte Elizabeth, dass sie mehr oder weniger in der Schusslinie stand. Genau wie Daniel, der sie einen rasenden Herzschlag später umfing und mit sich zu Boden riss. Dabei entglitt ihm die Pistole, und sie schlitterte unter den Billardtisch. Sie waren noch nicht auf dem Boden gelandet, als der erste Schuss knallte, unmittelbar gefolgt von zwei weiteren.
„Verdammter Schwachkopf!“, fluchte Daniel, Elizabeths Kopf unten haltend. „Jetzt wird es hier in Null Komma Nichts vor Thugs nur so wimmeln!“
„Ich sorge für Ablenkung.“ Justin, der alles von der Treppe her beobachtet hatte, war neben ihnen in die Hocke gegangen. „Ich hab da auch schon eine Idee.“
Elizabeth verstand ihn kaum, denn die Schüsse dröhnten noch in ihrem Kopf. Auch das aufbrandende Geschrei um sie herum klang so gedämpft, als wären ihre Ohren mit Watte verstopft. Als kein weiterer Schuss folgte, sprang Daniel auf. Elizabeth spähte empor und sah George, der in die Brust getroffen zusammengesackt war. Ein trockenes Knacken, wie ein brechender Ast, ließ sie nach hinten blicken. Riley hatte Simon die Pistole entwunden und warf sie gerade Wood zu, der sie etwas ungelenk auffing und sofort auf einen Thug richtete, der auf sie zu gerannt kam und praktisch in der Bewegung erstarrte. Dann
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