Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
dem Rücken gegen Angelos Brust taumelte. Sofort schloss sich ein Arm wie ein Schraubstock um sie und hielt sie fest umklammert. Das Ganze war so schnell gegangen, dass Elizabeth vor Überraschung nicht mal Luftholen, geschweige denn schreien konnte.
„Liz!“, schrie dafür Daniel, beide Arme nach ihr ausstreckend, doch dann zog er sie ruckartig zurück und hob die Hände. Im gleichen Augenblick spürte Elizabeth das kalte Metall einer Pistole an ihrer Schläfe. „Krümm ihr nur ein Haar und du bist tot“, knurrte Daniel, das Gesicht wutverzerrt. Seine Nasenflügel bebten und einige Adern an seiner Stirn und seinem Hals traten deutlich hervor.
Angelo versetzte Elizabeth einen kleinen Stoß und schob sie vor sich in die Küche. Daniel machte mit erhobenen Händen Platz, wobei sich sein angespannter Blick für keine Sekunde von Elizabeth hob. „Hab keine Angst“, gab er ihr stumm zu verstehen und Elizabeth tat ihr Bestes, nicht den Kopf zu verlieren. Es war ja weiß Gott nicht das erste Mal, dass sie bedroht wurde …
„Also nochmal“, sagte Carla, die noch immer in der Tür stand. „Wer seid ihr?“
„Wir sind von Interpol“, log Daniel, ohne die Italienerin dabei anzusehen. Seine Züge entspannten sich etwas. Der Ausdruck schierer Mordlust wich dem höchster Konzentration. „Und wir sind hier, weil wir einem Hinweis auf den Verbleib von Diebesgut folgen.“
Elizabeth hatte alle Mühe ihre Überraschung zu verbergen. Über Daniels Geistesgegenwart und Einfallsreichtum konnte sie einfach nur noch staunen.
„Interpol?“, keuchte Angelo. Nervös verlagerte er das Gewicht, doch weder seine Umklammerung, noch der Druck des Pistolenlaufs an Elizabeths Schläfe ließen auch nur das kleinste Bisschen nach.
„Ja“, nickte Daniel. „Wir verfolgen eine heiße Spur zu einem Diamantenraub vor dreißig Jahren. Und diese Spur führte uns zu den Brüdern Luca und Vincenzo di Stefano.“ Er klang jetzt wieder ganz wie der Detective, der er noch bis vor kurzem gewesen war. „Wir haben die Abschrift eines Briefes, den Vincenzo an seinen im Gefängnis sitzenden Bruder geschrieben hat. Aber ich glaube, die Einzelheiten sind euch beiden durchaus vertraut, nicht wahr?“
„Interpol beschäftigt sich mit einem Jahrzehnte zurückliegendem Raub?“, fragte Carla verunsichert. Sie blinzelte und ihre dunklen Augen huschten zwischen Daniel und ihrem Bruder hin und her.
„Du weißt wohl nicht, wer damals bestohlen wurde, oder?“, sagte Daniel mit hochgezogener Augenbraue.
So, wie Carla aussah, wusste sie das tatsächlich nicht. Genauso wenig wie Daniel und Elizabeth. Das eben war nichts weiter, als ein heikler Bluff gewesen.
„Und habt ihr die Diamanten gefunden?“, fragte Angelo hinter Elizabeth. Es war das erste Mal, dass sie ihn Englisch sprechen hörte. Sein Akzent war noch ausgeprägter als der seiner Schwester, aber man konnte ihn deutlich verstehen. Und man könnte deutlich die steigende Nervosität heraushören.
„Deine Schwester sucht schon seit Wochen erfolglos danach. Denkst du wirklich, wir sind zwei Nächte hier und haben mehr Glück?“, sagte Elizabeth sarkastisch.
„Aber das verstehe ich nicht. Wieso seid ihr dann …“
„Zermartere dir nicht das Hirn, Angelo. Du tust dir dabei nur weh“, fuhr Daniel dazwischen. „Leg einfach die Knarre weg und lass meine Partnerin los, okay? Dann kommen du und deine Schwester straffrei davon, das verspreche ich.“
„Angelo , no !“, herrschte Carla ihren Bruder an und hob warnend die Hand.
Elizabeth spürte die Unschlüssigkeit des jungen Mannes in ihrem Rücken. „Ich weiß nicht …“, sagte er.
Daniel schüttelte ungeduldig den Kopf. „Es gibt vieles, was du nicht weißt. Zum Beispiel, wann eine Waffe entsichert ist, und wann nicht.“
„ Cosa ?“ Angelo klang verwirrt. Der Pistolenlauf an Elizabeths Schläfe bewegte sich und der Griff um ihre Brust lockerte sich etwas.
Daniel wedelte mit einer unbestimmten Geste in Richtung der Waffe. „Der kleine Hebel da hinten muss nach vorne gedreht werden, um die Knarre zu entsichern, du Möchtegern-Mafiosi“, erklärte er in einem beinahe mitleidigen Ton.
Endlich hoben sich der Pistolenlauf und der Arm von Elizabeth. Ohne zu zögern nutzte sie ihre Chance. Sich duckend rammte sie Angelo mit voller Kraft ihren Elenbogen in den Magen. Sie hörte einen winselnden Aufschrei und stürmte nach vorne, weg von dem jungen Mann und seiner Pistole – egal ob gesichert oder ungesichert. Gleichzeit machte
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