Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Häufchen streifend.
„Zwischen fünfhunderttausend und einer Million, würde ich schätzen“, antwortete Daniel. Grinsend sah er auf. „Auf den Fund sollten wir anstoßen, findest du nicht?“
„Oh, aber auf jeden Fall“, nickte Elizabeth. „So etwas sieht man schließlich nicht alle Tage!“ Sie stand auf und ging ins Badezimmer, wo sie die Diamanten vorsichtig in einen Zahnputzbecher rieseln ließ.
Daniel wartete bereits an der Tür. „Lass uns sehen, ob wir unten einen Champagner oder was Ähnliches finden.“
„Vincenzo war wirklich einfallsreich, was das Versteck angeht“, flüsterte Elizabeth, als sie ein weiteres Mal durch die stillen Gänge der nachtschlafenden Pension schlichen. „Wo er jetzt wohl gerade ist?“
„Wenn er schlau ist, hockt er nicht Trübsal blasend herum und wacht über seine schlafende Witwe, sondern nutzt die Nacht, um sich die Welt anzusehen“, entgegnete Daniel.
Elizabeth kicherte leise. „Also, ich kannte da mal einen Geist, der die Gesellschaft seiner schlafenden Liebsten der großen weiten Welt vorzog.“
„Nicht jede Nacht“, stellte Daniel mit einem verschmitzten Grinsen richtig. „Auch wenn er sich nur schwer vom Anblick seines schlafenden Dornröschens loseisen konnte.“
Sie waren in der Küche angekommen und Daniel steuerte geradewegs auf den Kühlschrank zu, während Elizabeth in den Hängeschränken nach zwei Gläsern suchte. Normalerweise wäre es für sie nicht in Frage gekommen, sich in einer fremden Küche einfach selbst zu bedienen, doch zum einen hatte sie der Fund der Diamanten in himmelhohe Euphorie versetzt, ja, es fehlte nicht viel, und sie würde anfangen zu tanzen, und zum anderen fühlte sie sich hier schon fast wie zuhause. Dennoch sagte sie: „Wir bezahlen den Champagner doch morgen, nicht wahr Danny?“
„Ja ... Danny “, kam es von der Tür her. „Ihr bezahlt den Champagner doch hoffentlich.“
Himmel nochmal, schlief diese Frau denn nie , dachte Elizabeth entnervt und drehe sich zu Carla um, die ein weiteres Mal mit schief gelegtem Kopf in der Tür stand. Allerdings trug sie nun nichtmehr ihr Nachthemd, sondern einen schwarzen Trainingsanzug. Ihre langen dunklen Haare waren zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf zusammengefasst. „Ich wusste gar nicht, dass Danny eine Kurzform für David ist“, bemerkte sie beißend.
„Habe ich Danny gesagt?“, japste Elizabeth. Ihre Stimme klang schwach und fiepsig in ihren Ohren. Sie wollte gerade zu einer Erklärung ansetzten, doch Carlas eisiger Blick fror ihr die Stimmbänder ein.
„Ihr habt was zu feiern?“, fragte die Italienerin und sah nun Daniel und die Champagnerflasche in seiner Hand unverwandt an.
„Ja, wir haben uns wieder versöhnt“, sagte Daniel ohne zu zögern. Er wirkte zwar gelassen, doch er lächelte nicht, weder charmant noch entschuldigend und das war für Elizabeth ein Alarmsignal. Er deutete mit einem Nicken auf die Flasche. „Und natürlich werden wir hierfür aufkommen.“ Mit zwei schnellen Schritten war er neben Elizabeth, legte eine Hand auf ihren Rücken und steuerte sie auf die Tür zu.
Da trat Angelo, Carlas jüngerer Bruder aus dem Schatten und stellte sich neben seine Schwester, womit der Durchgang zum Flur versperrt war. Der junge Mann war einen Kopf größer als Carla und ebenfalls ganz in schwarz gekleidet. Er wirkte nun weniger schlaksig als vielmehr drahtig muskulös. Und vor allen Dingen wirkte er sprungbereit, wie eine Raubkatze, die ihre Beute anvisiert. Die linke Hand legte er auf Carlas Schulter, die rechte war hinter seinem Rücken verborgen.
Unwillkürlich drückte sich Elizabeth an Daniels Seite. „Okay, hört zu“, sagte er und stellte die Flasche auf den Arbeitstresen. „Tut mir leid, dass wir uns selbst bedient haben. Wir lassen den Champagner einfach hier, gehen nach oben und feiern unsere Versöhnung auf andere Weise.“
Während Angelos Gesicht völlig unbewegt bliebt, verzogen sich Carlas volle Lippen zu einem spöttischen Grinsen. „Wer seid ihr wirklich?“, wollte sie wissen. „Wer hat euch geschickt?“
„Geschickt?“, entfuhr es Elizabeth. „Niemand hat uns geschickt! Die Pension war im Reise- …“
„Unsinn!“, schnitt Carla ihr das Wort ab. Dann wandte sie sich mit einem abgehackten Nicken an ihren Bruder „ Forza, Angelo .“ Es klang wie ein Befehl, auf den Angelo blitzschnell reagierte. In einer geschmeidigen Bewegung packte er Elizabeth, zog sie von Daniel weg und drehte sie dabei herum, sodass sie mit
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