Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
erwiderte Abby Belford mit kaum verhohlenem Stolz. „Möchten Sie nicht hereinkommen?“ Mit einer einladenden Geste trat sie zur Seite.
„Macht die Alarmanlage Probleme, Tante Abby?“ Chris deutete mit dem Kinn auf das weiße Kästchen neben der Tür, welches wohl für das Piepsen und Fluchen verantwortlich gewesen war.
„Ach nein“, winkte seine Tante mit einem ärgerlichen Blick auf das Gerät ab. „Es ist nur so furchtbar kompliziert. Aber ich gewöhne mich schon noch daran.“
„Ist das denn hier eine gefährliche Gegend?“, fragte Daniel. Mit Elizabeth an seiner Seite folgte er Abby durch den Flur in das rückwärtig gelegene Wohnzimmer.
Elizabeth stockte schier der Atem. Der ganze Raum und auch der angrenzende Wintergarten waren ein wahrgewordener Jugendstiltraum. Alles - die Buntglasfenster und Tiffanylampen, die Polstermöbel, Vorhänge und Teppiche – einfach alles war in Goldgelb, Rot- und Grüntönen gehalten und mit verspielten floralen Mustern versehen. Die Holzdielen, Bücherschränke und Tische waren aus glänzendem dunklem Holz und bildeten somit einen soliden Kontrast. Es gab auch einen offenen Kamin vor dem zwei Polstersessel standen. Auf einem der Sessel hatte sich eine riesige, orangene Katze lang ausgestreckt.
„Eigentlich nicht, nein“, beantwortete Abby derweil Daniels Frage. „Aber vor ein paar Wochen, als ich gerade übers Wochenende eine Freundin in Sacramento besuchte, wurde hier eingebrochen.“ Sie führte ihre Gäste in den Wintergarten und bedeutete ihnen in den champagnerfarbenen Rattansesseln im Kolonialstil Platz zu nehmen, die von drei großen Palmen mit ausladenden Wedeln eingerahmt wurden. „Gott sei Dank wurde nicht viel gestohlen, aber ich fühle mich einfach nicht mehr so sicher. Vor allem, da ich ja nun ganz alleine in diesem großen Haus lebe…“
„Chris hat uns von Ihrem Verlust erzählt“, sagte Daniel mitfühlend. „Beatrice, nicht wahr? Mein aufrichtiges Beileid.“
Abbys freundliches Lächeln wurde traurig. „Beatrice, ja. Meine Schwester hätte jeden Einbrecher in die Flucht geschlagen …“ Sie atmete durch und straffte ihre Schultern. „Also“, sagte sie energisch. „Wer möchte einen Tee und Zitronenkekse?“
„Und?“, fragte Chris leise, sobald seine Tante in der Küche verschwunden war. Verschwörerisch beugte er sich nach vorne. „Was denkt ihr?“
„Deine Tante macht einen sehr bodenständigen und vernünftigen Eindruck“, meinte Elizabeth. „Zumindest auf den ersten Blick scheint sie mir nicht der Typ zu sein, der sich etwas einbildet. Ich fürchte, das ist alles, was sich im Moment sagen lässt.“ Das und dass Beatrice nirgendwo zu sehen war. Elizabeth hatte die meiste Zeit über Kontakt mit Daniel gehalten und sich unauffällig nach dem Geist umgesehen. Ohne Erfolg.
Ausgerüstet mit einem Tablett kam Abby zurück in den Wintergarten. Sie stellte ein entzückendes Porzellanservice mit bunten Schmetterlingen auf den runden Tisch, goss den Tee ein und reichte jedem eine Tasse. „Darjeeling Tee“, sagte sie, während sie sich in dem freien Sessel zwischen Chris und Elizabeth niederließ. „Nicht, dass Sie denken, wir hätten in Amerika keine Kultur. Beatrice und ich haben jeden Tag hier im Wintergarten Tee getrunken. Es war unser kleines Ritual.“ Sie lachte leise auf. „Sozusagen eine Teezeremonie.“
„Darf ich fragen, wie Ihre Schwester gestorben ist“, fragte Elizabeth. Sie führte ihre Tasse mit beiden Händen zum Mund und pustete etwas hinein.
„Oh, sie hatte im Schlaf einen Schlaganfall. Eines Morgens ist sie einfach nicht aufgewacht.“ Wieder dieses traurige Lächeln. „Ich schätze, das ist die friedvollste Art zu sterben, die man sich vorstellen kann, nicht wahr?“
„Und dennoch denken Sie, dass Beatrice keine Ruhe findet“, sagte Daniel. Als Abby ihn überrascht anblinzelte, fügte er schnell hinzu. „Verzeihen Sie, Chris hat uns auch davon erzählt. Um ehrlich zu sein, ist das auch der Grund, warum wir hier sind. Liz und ich verfügen nämlich über einige Erfahrung auf spirituellem Gebiet und haben ihrem Neffen unsere Dienste angeboten.“
„Erfahrung auf spirituellem Gebiet?“ Abby sah befremdet zwischen Daniel und Elizabeth hin und her. „Inwiefern? Und was für Dienste bieten sie an?“ Dann traf ihr strafender Blick ihren Neffen. „Du solltest doch mit niemand darüber reden, Christopher. Das ist eine Familienangelegenheit.“
„Tut mir Leid, Tante Abby.“ Der junge Mann lehnte sich
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