Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Tage noch. Dann waren Weihnachtsferien und er brauchte sein Zimmer nicht mehr zu verlassen.
„Auweia, da sieht ja jemand noch übler aus als gestern!“
Oh, Mann. Nicht doch , seufzte Riley innerlich. Er schloss kurz die Augen, zählte bis drei und sah dann auf.
In einen efeugrünen Mantel gehüllt und mit einer orangefarbenen Pudelmütze auf dem Kopf saß Fiona auf einer niedrigen Mauer vor dem Haupteingang und grinste ihm entgegen. Die Kälte hatte ihrer Nase und den Wangen eine zarte Röte verliehen. Riley ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie richtig niedlich aussah. Als er sich allerdings eine Sekunde später an ihr Verhalten am Vortag erinnerte, wäre er am liebsten einfach an ihr vorbeigegangen. Er blieb trotzdem stehen und blickte sie mit zur Seite geneigtem Kopf an.
„Guten Morgen. Ganz schön weiter Weg von Belham hierher. Wenn du extra wegen mir so früh am Morgen quer durch die Stadt gefahren bist, sollte ich mich wohl geehrt fühlen.“ Dass seine Stimme ärgerlich und sarkastisch klang, störte ihn kein bisschen. Und Fiona offenbar ebenso wenig.
„Ja, solltest du“, meinte sie und rutschte von der Mauer. „Hattest du schon Frühstück? Ich bin nämlich am Verhungern.“
„Auch wenn du anscheinend schon Ferien hast, aber ich muss in den Unterricht.“ Damit wollte Riley sie stehen lassen, doch die rothaarige Nervensäge stellte sich ihm in den Weg.
„Ach, komm schon“, sagte sie mit einem verführerischen Sirenenlächeln. „Als ob du noch nie blaugemacht hättest.“
Riley seufzte. „Doch, hab ich. Aber dafür gab es jedes Mal einen besseren Grund, als meine Zeit mit ´ner launischen Braut wie dir zu vergeuden.“
„Du hältst mich für launisch?“ Fiona klang ehrlich überrascht. Als Riley nur vielsagend das Gesicht verzog und sich anschickte, an ihr vorbei zur Eingangstreppe zu gehen, sagte sie schnell: „Hey, jetzt spiel doch nicht das beleidigte Mimöschen!“
„Ich bin nicht beleidigt! Ich bin nur kein Idiot, mit dem du deine blöden Spielchen treiben kannst!“, brummte er im Weitergehen.
„Das weiß ich!“ Rief Fiona hinter ihm her. „Deshalb bin ich ja auch hier.“
Genervt fuhr Riley herum. „Was?“
Das Mädchen wirkte plötzlich verlegen. „Du bist anders. Und anders ist gut.“
„Ich verstehe kein Wort.“
„Dann gib mir die Chance, es zu erklären.“ Sie nahm eine Plastiktüte von der Mauer und präsentierte sie ihm „Bei einem Frühstück.“
Einen Moment lang blieb Riley unentschlossen auf der Treppenstufe stehen und wägte die Optionen ab. Er konnte problemlos schwänzen. Die Lehrer schlugen sowieso nur die Zeit bis zu den Ferien tot, und für seinen Freund Mick war es ein Leichtes, Rileys Fehltage aus dem Schulcomputer zu löschen. Das hatte er bereits mehrmals unter Beweis gestellt. Die Frage war nur, ob er sich tatsächlich mit diesem unberechenbaren Mädchen einlassen wollte. Immerhin hatte er auch ohne sie schon genug am Hals.
Andererseits jedoch hatte es die Kleine gestern nicht nur geschafft, ihn in den Wahnsinn zu treiben, sie war zeitweise auch eine sehr effektive Ablenkung von seinen Kopfschmerzen gewesen. Und nicht zu vergessen war er ihr gegenüber nun im Vorteil. Er wusste von ihren plötzlichen Kursänderungen, also konnte sie ihn damit nicht mehr aus der Fassung bringen.
Riley atmete tief durch. „Okay“, sagte er. „Gehen wir frühstücken.“
„Wie ist das so, das Leben eines Pavee?“, fragte Fiona, in der Tüte kramend.
Riley hatte vorgeschlagen, in den nahegelegenen Kilburn Grange Park zu gehen, um so für etwas Ruhe und Abgeschiedenheit zu sorgen. Doch Fiona hatte nur den Kopf geschüttelt und war zu einem von Läden umgebenen Platz marschiert, wo sie sich gegenüber dem festlich geschmückten Christbaum auf einer Bank niedergelassen hatte. Riley vermutete, dass sie sich in seiner Gesellschaft noch nicht sicher genug fühlte, um mit ihm in einen um diese Uhrzeit so gut wie menschenleeren Park zu gehen. Da er das nachvollziehbar, ja, sogar vernünftig fand, war er ihr ohne zu murren gefolgt und beobachtete nun, wie sie den Inhalt der Tüte zwischen ihnen auf der Holzbank ausbreitete. Offenbar hatte sie sich Mühe gegeben, für jeden Geschmack etwas parat zu haben.
Eine goldbraun gebackene Pastete ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Hungrig griff er zu. „Nicht anders, als in einer großen Familie, schätze ich. Nur dass wir uns vermutlich mehr umeinander kümmern.“ Er verdrehte die Augen. „Was
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