SOULMATE (German Edition)
redest, Kumpel? Was hast `n du überhaupt für ein Problem, he? Du brauchst deinen Frust nicht an Valerie auslassen!«
Ich versuchte Tom - verärgert bis aufs Blut über sein Verhalten - aus dem Weg zu schieben, was schier unmöglich war. Er schien unbeweglich wie ein Fels, gab aber von sich aus meinem lächerlichen Druck nach und machte einen Schritt zur Seite.
Finn wandte sich noch mal zu Tom. »Schon komisch, dass gerade du das fragst, aber … ist alles nicht mehr wichtig, so what the fuck! Ich bin hier weg.«
Tom hob das Kinn und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Was soll `n das schon wieder heißen? Wenn du mir was sagen willst, lass uns rausgehen, da können wir in Ruhe reden, wenn du genug Mumm in den Knochen hast!«
Oh Gott! Was sollte jetzt dieses überflüssige, schreckliche Testosteron-Gehabe. »Tom, halt bitte deine Klappe«, zischte ich ihn an. Colette machte sensationslüsterne große Augen, die ihr aus den Augenhöhlen zu springen drohten. Im nächsten Moment setzte ein Trommelwirbel ein und jemand sprach ins Mikro. Schlagartig wurde es so laut, dass man sein eigenes Wort kaum noch verstehen konnte. Das Publikum brüllte, kreischte und klatschte wie von Sinnen.
Als ich meinen Kopf wieder zu Finn drehen wollte, war er verschwunden und … oh Gott, der Albtraum nahm kein Ende! Denn Tom war ebenfalls weg …
Colette sah mich mit einer bangen Miene an, die ich so noch nie bei ihr gesehen hatte. »Vallrie, Cherie, die werden siesch doch offentliesch niescht prüggeln, oder was meinst du?«
Ich schloss die Augen. Alles drehte sich in meinem Kopf wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell. Ich stützte mich am Tresen und im nächsten Moment beugte sich der Barkeeper zu mir vor und fragte mit einer wohltuend sanften Stimme, die beruhigend auf mich wirkte: »Glas Wasser?«
Ich nickte schwach, bekam mein Wasser, bevor ich »Piep« sagen konnte, und trank brav einen Schluck nach dem anderen, bis das Glas leer war.
»Soulmate«
Colette behauptete, sie könne einen ‚Alles wird güt‘- Cocktail in weniger als zwei Minuten mixen und verschwand mit schwingenden Hüften in die Küche. Ich solle es mir einfach auf dem Sofa gemütlich machen, trällerte sie aus dem Off, und Musikfernsehen schauen. Um diese späte Uhrzeit käme immer eine Sendung, die ‚Soul and more‘ heiße und hoffnungsvolle neue Talente aus den Soul, Funk und Blues Genres vorstelle …
Aha? Ich zappte weiter unmotiviert herum, musste immer wieder eine abtrünnige, dicke Träne wegwischen. Meine Augen brannten, meine Kehle war wie ausgetrocknet und mein Puls immer noch viel zu hoch. Ich war voller Gedanken um … ja, um beide, Finn und Tom, denn nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte und keinem Kreislaufkollaps erlegen war, waren Colette und ich aus dem Huxleys herausgelaufen und hatten - so gut es ging - die Umgebung abgesucht. Leider hatten wir weder Finn noch Tom aufgespürt …
Colette hatte schließlich ein Taxi angehalten und mich trotz meines Protests reingeschoben. Wir hatten uns auf einen Kompromiss geeinigt: Ich würde mit zu ihr kommen, aber nicht über Nacht bleiben.
Und so saß ich nun auf ihrem schönen, samtigen Sofa und fühlte mich willenlos und schwach und entsetzlich niedergeschlagen. Würde ich doch bloß auf der Stelle tot umfallen und von meinem Kummer befreit werden, auch wenn mir mein gesunder Menschenverstand sagte, dass ich genauso übertrieben reagierte … Nur, mit Verstand hatte mein Zustand kaum noch etwas zu tun. Also brachten gedankliche Einwände dieser Art rein gar nichts.
Colette betrat den Raum. »Traraaa… die Drinks sind fertiesch!«
Ich sah sie verwundert an. » Das sind deine ‚Alles wird gut‘-Cocktails? Die sehen aus wie Caipirinhas!«
Sie hob die Augenbrauen. »Das sind Caipirinhas! Bitte, nimm.«
Sie hatte sogar frische Minze reingetan. Ich zog am Strohhalm und machte anerkennend »Mhmm …«, und Colette lächelte zufrieden, setzte sich zu mir, zog die Beine an und prostete mir zu. »Wie iesch schon sagte, Vallrie, lass uns die ‚Alles wird güt‘- Cocktails trinken und … voilà, alles wird güt! Aber du musst auch daran glauben, dass da Magie drin ist, ja? Das iest wischtisch.«
Der Drink tat nicht wirklich gut …
Colettes Gesellschaft allerdings schon … Sie war eine echte Notfallhilfe, was mir sehr plötzlich bewusst wurde.
»Nein … non, non, non«, ermahnte sie mich, ich solle jetzt auf keinen Fall anrufen! Monsieur solle mal zur Besinnung
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