SOULMATE (German Edition)
zur Bühne oder checkte die Umgebung ab. Ich hoffte, sie würde mal in meine Richtung schauen, was sie aber nicht tat.
Vorsichtig spähte ich mit einem Seitenblick zu Finn. Er schien entschlossen, mir seinen geballten Unmut zu demonstrieren, indem er kein Wort mit mir sprach und mich nicht ansah. Langsam begann ich, sein Verhalten übertrieben und gemein zu finden, auch etwas albern und kindisch, wenn ich es mir recht überlegte.
Ich hielt unser Schweigen nicht mehr aus. »Finn, wie lange willst du mich so ignorieren?«, fragte ich nervös.
Sein Blick wanderte langsam zu mir, ohne dass er den Kopf dafür drehte.
»Wenn du es unbedingt wissen willst? Ich weiß nicht, was ich mit dir noch anfangen soll«, antwortete er so kalt und abgeklärt, als hätte er nicht das geringste bisschen Gefühl mehr für mich übrig.
Mir war, als hätte mich - vollkommen unerwartet - eine unsichtbare Abrissbirne von den Füßen gehauen. Sofort pochte es in meinen Ohren und ich musste mich am Tresen festhalten, um dem plötzlichen Schwindelgefühl standzuhalten. Ich versuchte zu begreifen, was ich da gerade aus seinem Mund vernommen hatte, und weshalb ich so erschüttert war, obwohl diese Worte nicht wahr sein konnten! Oder etwa doch? Nein, es war unmöglich, nichts ergab einen Sinn! So war das! Es gab keinen hinreichenden Grund, um so … Was hatte er gesagt? Er wisse nicht mehr, was er mit mir …? Kompletter Bullshit war das!
»Finn, hey, ich bin‘s, Valerie!«, sagte ich so eindringlich und aufgewühlt, dass er mich ansehen musste. Mein künstliches Lachen, Teil meiner fragilen Fassade, die so tat, als wäre ich Herrin der Lage, verhallte nutzlos in meinen eigenen Ohren wie ein Hilferuf in einem langen, schwarzen Tunnel.
»Lass uns doch bitte woanders hingehen und reden.«
Es klang wie ein Flehen und genau das war es auch.
Er zuckte mit dem Mundwinkel, schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf und fixierte mich mit einem eisigen Blick, ohne blinzeln zu müssen. »Valerie, ich habe absolut keine Scheißlust mit dir irgendwohin zu gehen, kapiert?«
Ich war so schwer getroffen, dass ich ihn wie eine Durchgeknallte anstarrte. »Wies… wieso redest du so? Ich hab dir doch nichts getan, Finn! Kannst du mal, bitte, von deinem Trip runterkommen? Du schießt völlig über das Ziel hinaus. Du machst mir echt Angst.«
Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und ließ den Blick rastlos umherstreifen, bis er mich wieder ansah.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, sagte er mit einem zwielichtigen Grinsen im Gesicht. »Ich tu dir nichts. Tja, im Grunde genommen bin ich fertig mit dir. Es wäre also gut, und nimm‘s mir nicht übel, dass ich das so direkt sage, also, wenn du … heute Nacht noch deine Sachen wieder einpacken und in deine Wohnung zurückkehren würdest. Falls du es heute Nacht noch nicht hinkriegst, habe ich Verständnis, ich bin kein Unmensch! Aber morgen, Valerie, morgen bist du weg. Alles klar?« Er senkte den Blick und tat so, als würde er seine Chucks betrachten.
Schockiert hörte ich mich die unmöglichste aller Fragen stellen und traute meinen eigenen Ohren kaum: »Finn, sag mal, machst du gerade Schluss mit mir?«
Er schnalzte mit der Zunge und neigte den Kopf zur Seite. »War das nicht deutlich?«
Ich konnte nicht anders, als ungläubig loszuprusten, aber mein Lachen blieb in meinen Eingeweiden stecken wie ein scharfes Messer. »Ja, aber weshalb denn? Es ist doch nichts passiert. Bitte lass uns woanders darüber reden. Das ist … echt, also, totaler Irrsinn gerade. Du … du erlaubst dir irgendeinen beknackten Scherz mit mir, stimmt‘s? Aber ich find‘s echt nicht lustig, Finn, glaub mir … Wenn das irgendeine Art von Humor sein soll, dann ist er großer Mist, der totale Bockmist. Was soll das also?«
Er rollte die Augen nach oben und schnaufte wie gelangweilt. »Valerie, geh und pack dein Zeug. Ich glaube, wenn ich dich noch weiter so reden höre, werde ich noch den letzten Funken an Respekt, den ich für dich noch übrig habe, verlieren, und das will ich nicht.«
Ich fühlte mich wie kurz vor einem bösen Knockout, wollte aber noch nicht aufgeben, ging nun näher an ihn heran und ließ meiner hilflosen Wut freien Lauf. »Ach, von welchem Respekt redest du, ha? Du musst dich mal hören! Außerdem gehe ich, wann ich will. Vielleicht will ich mir noch den nächsten Gig ansehen, was sagst du nun?«
»Ich kann mir schon denken, warum du noch bleiben willst«, sagte er herablassend. »Musst noch
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