SOULMATE (German Edition)
fünfzehn Mal gesehen. Ich musste an die Szene denken, in der sich Dracula in der furchterregenden Gestalt eines Werwolfs an einer jungen Frau vergeht. Er hat sie in seinen Bann gezogen, und während ein heftiger Sturm durch die finstere Nacht peitscht, ist sie zwischen Büschen und Bäumen sein williges Opfer. Diese Szene hatte mich auf verstörende Weise fasziniert und gleichzeitig zutiefst abgestoßen. Ich wünschte mir, ich könnte mich auch in ein mächtiges Geschöpf der Finsternis verwandeln und Menschen in meinen Bann ziehen.
Ich wünschte, ich wäre so machtvoll und anziehend wie ein verdammter Vampir. Ich wünschte, ich wäre nicht real, sondern meine eigene Fiktion. Manchmal, vor allem, wenn ich mein Leben nicht mehr verstand und irgendwie so gar keinen Durchblick mehr hatte, konnte ich mich so seltsam fühlen …
Ich nahm Tom wieder wahr, als er versuchte, mir die Jeans herunterzuziehen. Er kniete zwischen meinen Beinen und fingerte an meinem Hosenbund herum.
»Hey, warte mal«, kreischte ich entrüstet. »Du machst mir noch den Reißverschluss kaputt!«
Amüsiert ließ er von mir ab, streifte sich sein T-Shirt mit einer schnellen Bewegung vom Körper und schleuderte es, nachdem er es wie ein Lasso geschwungen und »HIYAA« gebrüllt hatte, in eine mit Kisten und Gitarrenständern vollgestellte Ecke. Ein paar sehr coole Tattoos kamen zu meiner Überraschung zum Vorschein: Tribal Motive auf seinen Schultern und schwarze ausgebreitete Rabenflügel auf seiner glatten Brust. Ich staunte nicht schlecht.
Toms unkomplizierte, verspielte Art machte ihn wahnsinnig sympathisch. Ich empfand eine flüchtige Zuneigung ihm gegenüber, die ich so bisher noch nicht gespürt hatte, aber vor allem war ich inzwischen ziemlich erregt. Ein Ziehen in meinem Unterleib und mein erhöhter Puls waren eindeutige Zeichen. Im Liegen streifte ich meine Hose herunter und zog meinen Pulli aus. Um meinen Slip kümmerte sich Tom mit hektischem Vergnügen. Zielsicher schmiss er ihn auf den Kopfteil von Mr Spock, der als lebensgroßer Pappaufsteller neben einer Kiste mit verschiedenen bunten Kabeln stand und uns mit ernster Miene beobachtet hatte. Mr Spocks strenge Augen waren nun zum Glück verdeckt.
»Yesss!«, rief Tom mit hochgestrecktem Siegerarm. »Ich bin mir natürlich sicher, Sie würden meine Liebeskünste FASZINIEREND finden, Lieutenant Commander, aber dennoch muss ich Sie in aller Form um Diskretion bitten!«
Im nächsten Augenblick spürte ich seine feuchte Zunge in meiner rechten Leistengegend auf - und abfahren.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu entspannen. Ich wollte mich wirklich voll und ganz auf den Sex mit Tom einlassen. Schließlich konnte ich mir nicht mehr vormachen, er hätte keine Wirkung auf mich, aber ich begann erneut von Finn zu fantasieren, es war wie ein Zwang: Ich sah ihn über mir, seine tiefen, blaugrünen Augen mit dem ernsten Ausdruck, seine dunklen, aufgeworfenen Lippen. Ich spürte seine kräftigen Hände überall auf meinem Körper, zwischen meinen Beinen, auf meinen Brüsten, überall. Ich strich ihm mit den Fingerkuppen über den Rücken, den Nacken und wühlte durch seine dichten wuscheligen Haare. Und dann spürte ich, wie er mit einem sanften Ruck in mich eindrang und sich rhythmisch zu bewegen begann …
Ich riss meine Augen auf und blickte direkt in das schweißbenetzte Gesicht von ... Tom! Seine Haare klebten in geschlängelten, dünnen Strähnen an Stirn, Wangen und Hals. Er atmete schwer, sein Mund war halb geöffnet. Ich konnte seine oberen Schneidezähne sehen: perfekte, weiße Beißerchen …
Seine Stöße waren sanft, aber tief und ließen meinen Körper wohlig vibrieren.
Tom stöhnte auf, seine Muskeln verhärteten sich durch die enorme Anspannung. Ein Schweißfilm ließ seine tätowierte Haut glänzen. Dann kniff er die Augen fest zusammen und kam mit einem kurzen, lauten »Ah«, wobei er den Kopf in den Nacken warf. Ich war beeindruckt von dem ziemlich unerwartet reizvollen Anblick, den er mir da bot.
Toms anschließende Frage, ob ich auch gekommen sei, stellte sich überraschenderweise als echtes Anliegen heraus. Nein, war ich nicht , was eindeutig an der Kollision meiner wilden Fantasien mit der Realität gelegen hatte, doch Tom konnte das - zum Glück - nicht ahnen. Er wollte unbedingt noch für meine Befriedigung sorgen, damit ich auch »flog«, wie er sich ausdrückte. Für mein schlechtes Gewissen wäre ein eigennütziger Tom Nowak mit Sicherheit
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