SOULMATE (German Edition)
her wippte, als läge er in einer Hängematte.
Colette kam zielstrebig auf mich zu. »Sören und iesch teilen uns ein Taxi, Vallrie, was iest mit eusch, kommt iehr mit?«
Ich wandte mich an Natalie, die dicht neben mir stand. »Ich weiß nicht, ähm, Nati, wenn du mitfahren willst … Ich werde mit Finn gehen.«
Natalie sah mich finster an, als hätte ich ihr irgendetwas verwehrt. »Wo steckt er denn?«, fragte sie mit hochgerecktem Kinn.
Ich zuckte ratlos mit den Achseln. Doch Finn war bereits im Anmarsch, stand nach wenigen Sekunden neben mir und nahm mich in den Arm.
»Na, haben sie dich gefunden?«, fragte er mit Blick auf Sören, der nur müde seine Brille zurechtrückte und immer wieder unruhig zu Colette sah.
»Allez, let‘s go, Kinderschen, wir wollen los, ja.« Colette gab mir einen Abschiedskuss auf die Wange und sah Natalie fragend an.
»Komme mit, wartet, muss nur meine Jacke holen«, sagte die und stakste davon.
Alice war reichlich alkoholisiert und verabschiedete sich sehr ausgiebig und mit feuchten Augen von Patrick und Lenny. Sie wünschte den beiden alles Gute, viel Spaß und den »Schutz der aztekischen Götter« für eine sichere »La Bamba Reise« - hä? - vor allem auf der Straße des Todes, denn da, genau da sollten sie achtsam sein und ihr »Leben in Saus und Braus zu schätzen wissen und loben und preisen«, sagte sie bedeutungsschwanger und mit erhobenem Zeigefinger.
Alice, bitte!?
Nachdem sie ihren Spruch abgelassen hatte, verfiel sie in ein unsinniges, gackerndes Lachen, entschuldigte sich aber sofort, verteilte tausend schmatzende Wangenküsse an uns alle, einschließlich Finn, der sich reflexartig ganz steif machte, und sagte, dass sie einen tollen Abend gehabt habe, allerdings hätte sie den Typ mit der Uniformjacke leider nicht rumgekriegt, was sie sehr bedaure.
Patrick sagte etwas in Lennys Ohr und der hakte sich bei Alice unter, brachte sie nach draußen und setzte sie in ein Taxi, das sie ohne Umwege nach Hause fahren würde.
Von Patrick erfuhr ich, dass Louise bereits abgedüst war, aber morgen würde sie … Moment … nicht morgen … heute! Also, heute würde sie mit zum Flughafen kommen.
Patrick, Lenny, Finn und ich nahmen uns ebenfalls ein Taxi und fuhren zu Lenny. Nachdem er sich ganz rührselig von seinen Pflanzen verabschiedet, Finn wegen dem Gießplan neckisch ermahnt und seinen schweren Rucksack im wartenden Taxi verstaut hatte, war für uns alle der Moment des Abschieds gekommen.
Wir machten es kurz und schmerzlos, denn für lang und emotional hatten wir, vor allem ich, einfach keine Power mehr.
Finn und ich winkten unseren beiden Reisenden noch so lange nach, bis das Taxi in der Dunkelheit verschwunden war, und gingen schließlich Arm in Arm in Lennys Wohnung.
In dieser Nacht hatten wir keinen Sex.
Wir lagen auf Finns Matratze unter einer dicken Daunendecke und knutschten ein wenig. Er sagte, dass er glücklich sei und das Gefühl habe, in seinem Leben gehe es wieder voran. Er sagte, ich wäre das Beste, was ihm gerade passieren konnte. Wie eine Retterin sei ich aufgetaucht, denn er hätte beinah den Glauben an die Liebe verloren, nach all den schmerzlichen Erfahrungen, die er gemacht habe. Er war sehr zärtlich, seine Stimme flüsterte die Worte sanft in mein Ohr, während seine Finger auf meiner Haut auf und abfuhren. Ich fühlte mich sicher und geborgen wie ein zufriedenes Baby und glitt unmerklich in den Schlaf, und wurde dennoch von einem Albtraum heimgesucht: Ich träumte, Patrick läge wieder auf der Intensivstation und sei an mehrere lebenserhaltende Apparate angeschlossen. Man hatte ihm Arme und Beine eingegipst und Kopf und Torso wie eine Mumie dick mit Mullbinden verbunden, eigentlich ein fast schon komischer Anblick, aber mein Grundgefühl war alles andere als belustigt.
Und dann passierte etwas Seltsames: Die Krankenzimmertür ging auf, und Patrick kam gesund und munter herein, als sei nie etwas geschehen, lächelte mich an, streckte mir seine Arme entgegen, und ich blickte voller Verwunderung von ihm zum Krankenbett und sah, dass es leer war. Die weiße Decke lag zusammengeschoben am Fußende, das Kopfkissen hatte Dellen und das Laken war zerknittert, als hätte jemand lange Zeit darin gelegen. In diesem Moment dachte ich, okay jetzt ist mir alles ganz klar, das hier ist einfach nur ein verdammt bescheuerter Scheißalbtraum, und zwang mich, aufzuwachen. Wach auf! Wach auf! Tu es!
Mein Puls raste.
Finn lag friedlich neben mir
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