Soulmates: Ruf der Freiheit ([Soulmates]) (German Edition)
dennoch tat es das. Und es machte Jake grenzenlos wütend. Der Gedanke, dass jemand seinen Gefährten bedrohte, gefiel ihm ganz und gar nicht.
Remis Augen waren feucht, der Geruch von Tränen hing schwer in der Luft, aber er weinte nicht. Er lachte, fast schon böse.
»Der Hurensohn hat mir sogar vorgeschrieben, womit ich mein Geld verdienen soll. Eines Abends beim Abendessen meinte er: Du musst diese Bewerbung für die Feuerwehr ausfüllen, ich hab dem Feuerwehrhauptmann schon gesagt, dass er auf dich zählen kann. Er hat mir die Bewerbung hingeworfen und Sterling gefragt: Was hältst du davon, dass Remi Feuerwehrmann wird? Ich weiß nicht, ob das eine Drohung war oder nicht, aber ich habe gar nicht erst angefangen, zu diskutieren. Außerdem schien Sterling es cool zu finden. Natürlich würden das die meisten Sechsjährigen tun, oder? Sie wollen alle mal Feuerwehrmann, Polizist oder Astronaut werden… oder ein Sportass. In dem Alter wollte ich der Quarterback der Dallas Cowboys werden.«
»Ah, das erklärt deine Trikotnummer in der Highschool. Roger Staubach, hm?«
Remi grinste. »Jepp.«
»Du warst verdammt gut. Wahrscheinlich hättest du der Quarterback der Cowboys werden können, na ja, oder wenigstens irgendwo in der NFL spielen. Sei ehrlich, wie viele Colleges haben dir Football-Stipendien angeboten?«
»Nur zwei. Die Scouts hatten andere Spieler im Blick, nicht mich.«
Jake hakte nicht nach, warum Remi sie nicht angenommen oder sich für ein Stipendium am College seiner Wahl beworben hatte, wenn das doch bedeutet hätte, seinem Vater zu entkommen. Das brauchte er nicht.
Unvermittelt wurde Jake bewusst, dass Remis sexuelle Orientierung und die Tatsache, dass er Jakes Gefährte war, was er erst noch erfahren und dann akzeptieren musste, nicht die einzigen Hindernisse auf seinem Weg waren. Er musste Remi dabei helfen, einen Weg zu finden, Sterling zu beschützen und sich um ihn zu kümmern, während er gleichzeitig die Bedrohung von Remis prügelndem Vater aus ihrem Leben schaffen musste.
Jake stellte sein Bier auf den Tisch und rutschte ein wenig näher an Remi heran. »Was ist mit eurer Mutter? Ist sie noch da?«
»Seit ich ausgezogen bin, scheint er Mom öfter zu schlagen. Sterling sagt, das kommt davon, weil sie sichergehen will, dass er nicht auf ihn losgeht.« Die Tränen, die Remi bisher zurückgehalten hatte, liefen seine Wangen hinunter. Er drehte das Gesicht zum Fernseher, der inzwischen einen blauen Bildschirm zeigte, und legte seine Wange gegen sein Knie.
»Sie ist ein hoffnungsloser Fall. Ich hab's versucht. Ich hab's so verdammt oft versucht. Sie will nicht gehen. Sagt, sie liebt ihn und er braucht sie. Am Anfang dachte ich, sie hat Angst, aber inzwischen…« Mit der Hand wischte er die Tränen weg. »Inzwischen glaube ich, dass er ihr mehr bedeutet als wir. Sterling und ich haben uns immer aufeinander verlassen. Das ist schon so, seit er geboren wurde. Wenn es Sterling nicht geben würde…«
Remi hob den Kopf. Die Tränen liefen nicht länger über seine Wangen, aber sie standen in seinen Augen. »Ich wäre niemals lebend da rausgekommen, wenn es Sterling nicht geben würde. Und jetzt muss ich ihn da auch rausholen, bevor irgendetwas Schreckliches passiert.«
Bei dem, was Remi andeutete, musste Jake einen Kloß in seinem Hals hinunterschlucken. Der Gedanke daran, dass es Remi nicht mehr geben könnte, verursachte einen harten Knoten in Jake. Selbst wenn Remi nicht sein Gefährte gewesen wäre, sah er vor sich einen Mann, den er bewunderte. Die Tatsache, dass er es jedoch war, machte ihn zu etwas noch Besondererem.
Remi schüttelte den Kopf und die Tränen rannen seine Wangen hinunter. »Ich weiß nicht, warum sie uns nicht genug liebt, um ihn zu verlassen. Wie kann sie ihn ihren eigenen Kindern vorziehen? Wie kann…? Ich hätte ihn schon vor langer Zeit schnappen und mit ihm weglaufen sollen. Es ist meine Schuld, ich habe Sterling im Stich –«
»Shh. Nein, das hast du nicht. Für mich sieht es so aus, als machst du deinen Job, auf deinen kleinen Bruder aufzupassen, verdammt gut.« Jake berührte seine Wange, erwartete jedoch halb, dass Remi sich zurückziehen würde. Er tat es nicht. Jake streichelte mit der Hand über Remis Gesicht und wischte dabei die Tränen fort. Vom ersten Tag an hatte Remis kleinere Statur in ihm den Wunsch geweckt, ihn zu beschützen, aber jetzt war dieses Gefühl sogar noch stärker geworden. »Es ist nicht deine Schuld, Remi.«
Remi lehnte sich vor.
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