Soulmates - Ruf des Schicksals
geholt hatte, setzte er sich hinter Keaton. »Halt durch, Baby. Das wird schon funktionieren.«
»Wird es nicht«, keuchte er. »Ich bin kein Mensch.« Wieder würgte er.
Chay zog ein Skalpell hervor, schnitt sich in die Hand und presste sie vor Keatons Gesicht. »Hier, beeil dich, bevor es verheilt.«
Bit schüttelte zwar den Kopf, tat aber, was er von ihm verlangte, und nahm das Blut auf. Zitternd lehnte er sich gegen Chay zurück. Er hörte auf zu trinken. »Verdammt kalt hier drinnen.«
Chay wedelte mit der Hand vor Bits Mund herum. »Trink!«
»Der Schnitt ist schon wieder weg«, flüsterte Bit. »Er ist verheilt.«
Chay zog seine Hand zurück und rieb über Keatons Arme, um ihn aufzuwärmen. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich an der Tür klingelte.
»Ich muss aufstehen, Süßer. Ich muss den Doc reinlassen. Kommst du eine Minute ohne mich klar?«
Nickend beugte sich Keaton nach vorn.
Als Chay die Eingangstür öffnete, hörte er, wie Keaton schon wieder würgte. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Er packte Dr. Baker am Arm und zog ihn mit sich bis ins Bad.
»Schnell, Doc! Das Blut, das ich ihm gegeben habe, ist schon wieder draußen.«
»Das hatte ich befürchtet. Ich wusste nicht, ob es funktionieren würde, Chay. Für gewöhnlich haben wir menschliche Gefährtinnen. Ich bin mir nicht sicher, ob es was bewirkt, einem anderen Werwolf unser Blut zu geben. Als Wolf verfügt er bereits über die Selbstheilung unserer Art.«
Chay seufzte. »Ja, das hat Keaton auch gesagt.« Und es machte verdammt noch mal Sinn. Was nun?
Keaton lag auf dem Boden, einen Arm über der Brust, den anderen zur Seite geworfen. Er war bewusstlos. Chays Atem stockte, als er auf seinen Gefährten zustürmte.
»Oh, Gott! Nein!« Er packte Keaton und zog ihn auf seinen Schoß. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Er bekam kaum mit, wie Doc Baker zu ihm eilte. Er fühlte Keatons Puls. Er war schwach, aber vorhanden. Chay musste irgendwas tun.
Auf einmal war das Ganze weitaus ernster, als bloß die Vergiftung abklingen zu lassen. Bit lag im Sterben. Tränen rannen über Chays Gesicht als er Bit in seinen Armen wiegte. Er zermarterte sich das Hirn. Was für Gegengifte hatte er? Gab es irgendwas, wodurch das Gift augenblicklich blockiert werden konnte? Was für ein Gift war das überhaupt? Blieb ihm genug Zeit, Bit in die Notaufnahme zu bringen?
»Chay, wir müssen versuchen, ihm dein Blut intravenös zu verabreichen.«
»Hm?«
»Ich habe ein Gerät für Mensch-zu-Mensch-Transfusionen.«
Doc Baker kramte in seiner Arzttasche herum. Er zog einen Schlauch heraus, an dessen Enden Nadeln angebracht waren. »Ich bin mir nicht sicher, ob es klappen wird, aber wir haben nichts zu verlieren.« Er packte Chays Arm und band ihn mit einem elastischen Band aus seiner Tasche ab. »Mach eine Faust.«
Chay tat es und der Doc setzte ihm eine Kanüle in die Ellenbeuge.
»Steh auf. Stell dich über ihn, damit die Schwerkraft ihre Arbeit tun kann.« Die andere Nadel platzierte der Doc in Keatons Arm.
Widerwillig löste sich Chay von Keaton und stand auf, als er begriff, was der Doc vorhatte. Er löste das Elastikband von seinem Arm und starrte auf Keaton hinunter. Wurden Keatons Atemzüge etwa tiefer? Es waren nur etwa dreißig Sekunden gewesen und es schien schon zu funktionieren.
Der Doc fand sein Stethoskop und horchte Keatons Brust ab. Er warf Chay ein Lächeln zu und nickte. Der Knoten in Chays Magen begann, sich langsam aufzulösen. Es funktionierte tatsächlich.
***
Zärtlich strich er die verschwitzten blonden Strähnen aus Bits Stirn und betrachtete ihn. Sein Blick fing all die kleinen Feinheiten ein: Das runde, engelsgleiche Gesicht, die geschwungenen Brauen und die kleinen Sommersprossen, die er so liebte.
Chay seufzte und ermahnte sich zur Ruhe. Bit würde es schaffen. Es war verdammt knapp gewesen, aber Chays Blut hatte ihn gerettet. Er war vorhin sogar aufgewacht, lang genug, um seinen Mund auszuspülen und sich von Chay umziehen und ins Bett bringen zu lassen, war dann aber rasch wieder in tiefen Schlaf gefallen.
Nun saß Chay auf dem Bett, Bits Kopf auf seinen Schoß gebettet. Er versuchte, ruhig zu bleiben und sich einfach darüber zu freuen, dass Bit am Leben war. Er war glücklich – sehr sogar –, aber er hatte auch Angst. So sehr wie noch nie zuvor in seinem Leben. Schon wieder hatte jemand versucht, Bit umzubringen, und war dieses Mal um ein Haar erfolgreich gewesen.
Wie konnte er sich gegen
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