Spademan: Thriller (German Edition)
wobei er ihn senkrecht hält. Sieht zu, wie er wackelt.
Dann legt er ihn beiseite.
Er zieht eine Sporttasche zu sich heran. Holt eine Rolle Klebeband heraus. Reißt ein Stück ab. Etwa von der Größe eines Mundes.
Wie gesagt, ich vertraue keinen Schusswaffen.
Er befestigt das Stück Klebeband auf Ricks Mund, die Enden dort, wo die Schnitte auf seinen Wangen sind. Wodurch sie noch weiter aufreißen.
Ich bin eher ein Mann der nicht-tödlichen Waffen.
Er zieht ein Taschenmesser heraus, klappt es auf, schneidet einen Schlitz in das Stück Klebeband. Ein zweiter Mund.
Dann fischt er aus der Sporttasche eine Sprühdose mit Pfefferspray. Extragroß. Genug, um eine Menschenmenge aufzuhalten.
Siehst du das? Kann man im Internet kaufen. Ich lass mir das Zeug an ein Postfach schicken. Ohne Namen, ohne Ausweis, ohne gar nichts. Absolut legal. Es hinterlässt keine Spuren. Und es ist nicht tödlich.
Er schüttelt die Dose.
Meistens jedenfalls.
Er stemmt die Spitze seines Stiefels auf die gebogene Kufe des Schaukelstuhls. Kippt ihn nach vorne.
Er hebt Ricks Kinn mit der Sprühdüse an.
Damit kann man eine größere Anhäufung von Aufständischen zerstreuen. Das Zeug ist völlig sicher und mehr oder weniger harmlos, wenn man es in freier Luft bei großen Menschenansammlungen anwendet. So heißt es doch immer wieder in den Nachrichten, oder?
Simon beugt sich vor und fischt eine Schwimmbrille aus der Sporttasche. Zieht sie über den Kopf.
Dann schiebt er langsam die Sprühdüse des Pfeffersprays in den Schlitz im Klebeband über Ricks Mund.
Rick strampelt mit den Beinen, versucht den Schaukelstuhl nach hinten zu kippen, aber es funktioniert nicht. Er schaukelt einfach nur.
Simons Stiefel steht noch immer auf der Kufe.
Aber weißt du, was ich rausgefunden habe?
Er schiebt die Düse tiefer in Ricks Mund.
Weißt du, was die beste Methode ist, um aus einer nicht-tödlichen Waffe eine tödliche zu machen?
Er rammt die Düse ein letztes Mal noch tiefer hinein. Rick würgt.
Du musst einfach einem einzelnen Mann dieselbe Dosis verpassen wie einer ganzen Menschenmenge.
Das Zischen des Sprays hält so lange an, bis die Nachbarn davon überzeugt sind, dass es sich um einen der routinemäßigen Besuche des Kammerjägers handelt. Zumindest bis ihre eigenen Augen zu tränen beginnen.
Als Mina eintrifft, ist Rick, immer noch an den Stuhl gefesselt, zu Boden gefallen und hustet schaumiges Blut.
Beziehungsweise hustet er nicht mehr. Er hat gehustet.
Sie stürzt auf die Knie und birgt seinen Kopf an ihrer Brust, bis ihre Handflächen zu brennen anfangen und ihre Augen wund werden. Sie hustet, weint.
Simon steht über ihr.
Er schüttelt die Dose ein letztes Mal.
Ein tödliches Klappern.
Dann lässt er sie in die Sporttasche fallen.
Verstaut auch die Schwimmbrille wieder.
Er zieht ein Messer heraus, das sehr bösartig aussieht und keinen anderen Verwendungszweck hat, als Menschen zu verletzen.
Sie blickt mit geschwollenen, tränenden Augen zu ihm auf und spuckt aus.
Du dreckiger Scheißkerl. Scheiß auf dich. Ich mach dich kalt. Dreckiges Arschloch.
Er zerrt sie hoch.
Seine eigenen Augen sind geschwollen und rot gerändert, wie eine Parodie der Tränen, die in Trauer vergossen werden.
Er lächelt.
Keine Angst.
Sie spuckt erneut. Diesmal keine Worte.
Er legt seine fleischige Hand hinter ihren Kopf und packt ihren Schädel. Dann presst er mit der rechten Hand die lange Klinge gegen die dünne Haut auf ihrer Stirn.
Sie zuckt kaum.
Dann dreht er die Klinge gegen den Uhrzeigersinn.
Drückt erneut zu.
Das Zeichen des Kreuzes.
Er beugt sich vor, flüstert.
Geh und erzähle ihnen, was ich getan habe.
Auf seinem Weg nach draußen, die Sporttasche über der Schulter, hält Simon inne und überlegt einen Moment, wie ein Mann auf dem Nachhauseweg, der vergessen hat, Milch zu besorgen.
Verdammt.
Ich hätte ihn fragen sollen, was diese Tattoos bedeuten.
28
Unterdessen im Trump Tower.
Persephone ist allein, liest ein Buch. Middlemarch . Sie ist schon fast damit durch.
Mark treibt sich in China Town herum, auf der Suche nach einem billigen Bett für eine Stunde, vielleicht auch für zwei.
Ich bin in Hoboken und starre ins Eisfach.
Persephone rollt sich in ihrem Ledersessel zusammen.
Es klopft an die Tür. Eine Stimme ruft etwas.
Hey. Ich bin’s, Dave der Pförtner. Aus der Lobby. Ich hab hier ’ne Lieferung für Mark Ray.
Beunruhigt legt sie das Buch zur Seite. Ruft zurück.
Sorry, aber ich darf niemandem
Weitere Kostenlose Bücher