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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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übrigens die der Eucharistie, die Oblate, die den Leib Christi repräsentiert und sich in diesen verwandelt, sobald man sie bei der heiligen Kommunion mit der Zunge empfängt.
    Wie ich Ihnen ja bereits erzählt habe, habe ich die Erstkommunion empfangen.
    Falls Sie an solche Dinge glauben.
    Esset den Leib.
    Das heiligste Ritual von allen.
    Aber machen Sie sich keine Sorgen.
    Ich hab den Anwalt nicht verspeist.
    Ich habe mir lediglich ein paar Andenken mitgenommen.
    Nur vier. Den Daumen habe ich ihm gelassen.
    Mit dem Teppichmesser kam ich nicht durch die Knochen.
    Also verwendete ich stattdessen ein Linoleummesser.
    Eines mit gekrümmter Klinge. Da ist Vorsicht angebracht.
    Sind verflucht scharf, diese Dinger.
    Ich füllte Eiswürfel in einen verschließbaren Plastikbeutel.
    Wickelte die Finger in Pergamentpapier.
    Verstaute das Ganze in einer Sporttasche.
    Den Rest der Leiche verbrannte ich.
    Es ist niemals besonders schlau, Andenken zu behalten.
    Aber diese Dinger sind keine Andenken.
    Es sind Reliquien.
    Ex carne.
    Aus dem Fleisch.
    Während der U-Bahn-Fahrt nach Hause tropfte es aus der Tasche.
    Als ich seine Frau wiedertraf, bezahlte sie mir die zweite Rate, dankte mir, setzte sich hin und weinte in ihren Bubble-Tea.
    Zuerst dachte ich, sie würde bereuen, was sie getan hatte.
    Doch dann erklärte sie es mir.
    Sie war am Anfang nicht ganz offen zu mir gewesen. Sie hatte nämlich genau gewusst, was ihr Mann in der Sphäre trieb.
    Sie hatte jemanden angeheuert, der ihm in seine Träume folgte. Das war zwar ziemlich kompliziert, aber keineswegs unmöglich, sofern man über das entsprechende technische Know-how verfügte und keine moralischen Skrupel hatte. Das gehört beispielsweise auch zu den vielen Services, die Rick anbietet.
    Sein Beschatter folgte ihm also in sein persönliches Konstrukt. In den Traum, den er für sich selbst gebaut hatte. Für den er sein Leben verlassen hatte und für den er seine Frau verlassen hatte.
    Bei seiner Rückkehr erstattete der Beschatter ihr ausführlich Bericht.
    Sie hatte so was erwartet wie ein luxuriöses Hotel mit irgendeiner Nutte oder einer alten Liebe aus Highschool-Zeiten. Oder vielleicht irgendeine unaussprechliche Perversion. Irgendeine geheime Vorliebe, die er nie auszusprechen gewagt hatte.
    Doch weit gefehlt.
    Es war einfach ihr jetziges Leben, exakt nachgebildet. Und zwar bis ins letzte Detail.
    Dasselbe Apartment. Dieselben Anzüge. Dieselbe Aussicht auf die Stadt.
    Dieselbe öffentliche Anerkennung und Bewunderung.
    Alles war identisch.
    Nur etwas fehlte – sie.
    Er hatte sie aus seinem Leben gelöscht.
    Also zahlte sie es ihm mit gleicher Münze heim.
    Ich stehe hier in Hoboken. Starre ins Eisfach.
    Mein Reliquienschrein.
    Ich verharre einen Moment so.
    Spüre die Kälte.
    Bis ich sie irgendwann nicht mehr wahrnehme. Dann schließe ich die Tür.
    Und die Moral von der Geschichte?
    Die heilige Wahrheit, die mir durch meinen eigenen persönlichen Schutzheiligen vermittelt wurde?
    Scheißegal, was du besitzt oder für wie glücklich du dich hältst, es gibt nichts auf dieser Welt, das du so sehr festhalten kannst, dass man es dir nicht doch irgendwann entreißt.
    Seine Frau schluchzte.
    Warum hat er nur –?
    Ich unterbrach sie.
    Nahm das Geld.
    Erhob mich.
    Und erklärte ihr:
    Ist mir egal.
    Und erst da wurde mir klar, dass ich es auch wirklich so meinte.
    Und es war übrigens auch das letzte Mal, dass ich mir eine Hintergrundstory angehört habe.
    Oder dass ich jemanden in Raten zahlen ließ. Oder mich persönlich mit einem Klienten traf.
    Oder mich in ein Bett legte.
    Zumindest bis zu meinem Treffen mit Harrow im Weizenfeld.
    Als ich an jenem Tag das Café verließ, stopfte ich ihr Geld in eine tiefe Tasche.
    Von dem Tag an begann ich, sie Klienten zu nennen.

27
    Rick hat ein gutes Auskommen mit seinem Rick’s Place in Chinatown, wo er für eine Stammkundschaft von Limno-Süchtigen sorgt. Aber um sich noch was nebenher zu verdienen, übernimmt er gelegentlich private Aufträge, die er über das schmierige alte Internet an Land zieht. Er bedient ängstliche Träumer, die in irgendein pornoartiges Konstrukt abtauchen wollen, sich jedoch schämen, bei helllichtem Tag und unter eigenem Namen danach zu fragen. Rick ist für sie so was wie der Junge, der den Hintereingang zum Kino öffnet, einen reinschleichen und umsonst in der ersten Reihe sitzen lässt. Abzüglich seiner Gebühr natürlich. Er stöpselt sie ein, schnappt sich seinen dicken Umschlag und

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