Spademan: Thriller (German Edition)
neugieriger Fische.
Sie schnappte nach Luft und saugte Wasser ein.
Sie musste einfach irgendetwas einatmen.
Er riss sie hoch.
Sie spuckte und hustete, und irgendwas schmeckte salzig und metallisch, dann drückte er sie erneut nach unten.
Eins. Zwei. Fünf. Elf. Neunzehn.
Sie konnte nicht mehr mitzählen.
Das eiskalte Wasser ließ ihre Ohren klingeln.
Sie war nach vorne gekrümmt, kniete, nackt.
Mit einer Hand hielt er ihren Kopf unter Wasser.
Seine andere Hand ging auf Erkundungsreise.
Die Geräusche im Raum waren kaum noch hörbar.
Er sagte etwas. Aber nichts aus der Bibel.
Unter Wasser öffnete sie die Augen.
Ihr war übel.
Sie spürte, wie etwas in sie eindrang.
Der Rand ihres Sichtfeldes schwärzte sich –
– wie ein fallender Vorhang.
Er riss sie hoch.
Seine Finger immer noch in ihr.
Beim nächsten Mal, als sie unter Wasser getaucht wurde, ließ sie einfach alles geschehen.
Sie hörte auf, sich zu wehren. Ließ sich einfach treiben.
Ließ ihren Atem in einer langsamen Kette von Luftblasen entweichen.
Vielleicht hatte sie das verdient.
Dann eine letzte Luftblase, wie ein letztes Aufstoßen.
Der Raum war so weit weg und so still.
Beruhigend.
Sie empfand nur noch ein freudiges Sinken.
Umhüllt von Schwarz.
Schwarze Blasen, die von unten aufstiegen, um sie ganz nach oben zu tragen.
Zu einer wie auch immer gearteten Belohnung, die dort auf sie wartete.
Dann ein letztes brutales Emporreißen, ein Schnappen nach Luft, ein letzter Wasserklatscher malte eine Form an die weiße Holzwand, eine krude Kalligrafie, hinterlassen vom nassen Pinsel ihres langen Haars, das niemals geschnitten wurde und der ganze Stolz ihrer Mutter war.
Und jetzt hier.
Dave der Pförtner. Mit seinen traurigen kleinen Epauletten.
Der selbst etwas mit farbigen Spritzern auf den Boden malt.
Er hat schon vor Langem aufgehört, sich aufzubäumen.
Aber dieser beschissene Drecksschlüpfer will noch immer nicht ganz in seinen verdammten Mund passen.
Also schneidet sie ihm ein größeres Lächeln.
Viel besser so.
Es muss irgendwas damit zu tun haben, dass sie bald Mutter wird, erklärt sie es sich selbst. Der Gedanke tröstet sie zumindest etwas.
Der Stolz einer Mutter.
Dann beschließt sie, nichts mehr zu denken, und das hilft, zumindest eine Weile lang.
29
Als ich wieder in Mark Rays Apartment anlange, finde ich dort eine Leiche, eine sumpfige Blutlache und einen heftig schluchzenden Mark vor.
Es tut mir so leid. Ich hätte da sein müssen. Es tut mir so leid.
Er reicht mir die Nachricht.
Eine kindliche Handschrift. Am Rand blutige Daumenabdrücke wie Lippenstiftküsse.
Du hast versprochen, mich zu beschützen.
Persephone ist verschwunden.
Wir schließen die Eingangstür hinter uns ab in der Annahme, dass es mindestens drei Tage dauert, bis sich jemand wegen des Gestanks beschweren wird.
Apropos drei Tage und Gestank, Harrows Kampagne kommt in die Stadt.
In drei Tagen.
Ob wir bereit sind oder nicht.
Zurück in Hoboken, lese ich in der Post von Ricks Ende.
Eine Leiche in einem Müllcontainer.
Wegen der Tattoos wurde der Fall zu den Akten gelegt.
Man hält es für eine Gang-Rivalität.
Die Post sollte sich endlich mal ein neues Synonym für solche Fälle ausdenken.
Normalerweise trinkt, raucht und flucht Mark nicht, aber jetzt, hier auf meinem Sofa, trinkt, raucht und flucht er.
Das mit dem Rauchen klappt etwas weniger gut. Er schafft gerade mal zwei Züge. Ricks Marke. Aus sentimentalen Gründen.
Schmecken beschissen, die Dinger.
Er drückt die Zigarette aus.
Verzeih meine Ausdrucksweise.
Er nimmt einen Schluck Bier. Hält das Glas gegen das Licht.
Und es gibt tatsächlich Leute, die ihr Leben für so was wegwerfen?
Allgemein schätzt man den Geschmack durchaus.
Marc stellt die Flasche ab.
In Ordnung. Und was jetzt, Superhirn?
Du bist hier das Superhirn, Mark. Ich bin der Mann fürs Grobe.
Also, wir müssen Persephone finden. Das ist das Wichtigste.
Wirklich? Und wozu? Was sie betrifft, haben wir uns bisher nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert.
Machst du Scherze? Du hast ihr das Leben gerettet.
Der einzige Mensch, vor dem ich sie bisher wirklich gerettet habe, bin ich selbst. Vor allen anderen nicht unbedingt.
Mark steht auf. Er tigert auf und ab. Schwer vorstellbar, dass dieser Kerl jemals ruhig in einem Bett liegt. Er dreht sich zu mir um.
Also, was dann? War’s das etwa?
Nein. Wie du bereits gesagt hast: drei wahre Resultate.
In Ordnung. Gut. Sie diesen Kerlen zu übergeben
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