Spademan: Thriller (German Edition)
lockern.
Das Resultat ist eine offene, ausgefranste Wunde.
Er bäumt sich auf, um sie abzuschütteln, aber da hat sie ihn bereits entwaffnet.
Komisch, was man alles so lernt, wenn man ein paar Wochen in den Camps lebt.
Die Pistole fällt weich auf den luxuriösen Teppich.
Er folgt seiner Waffe. Aber weniger weich. Sie hockt sich auf ihn. Improvisiert ein wenig mit der Klinge an seinem Hals.
Schließlich ist sie ja keine Medizinstudentin. Also durchtrennt sie mehr oder weniger alles, was es zu durchtrennen gibt.
Und der flauschige Teppichboden saugt alles auf, was so aus Dave herausgepumpt wird.
In letzter Zeit hat sie eine Ader an sich entdeckt, die ihr bisher unbekannt war. Vermutlich hat sie das ihrer Schwangerschaft zu verdanken. Wenn verdanken in dem Zusammenhang das richtige Wort ist.
Irgendein animalischer Instinkt, der durch die Mutterschaft geweckt worden ist. Ein neuer urgewaltiger Trieb, werdendes Leben zu beschützen.
Obwohl es das nicht ganz erklärt.
Zum Beispiel diese beiden Typen im Van. Sie hat sich noch länger mit ihnen abgegeben, obwohl sie eigentlich längst hätte verschwinden sollen.
Hat an ihnen herumgedoktert. In aller Seelenruhe.
Und jetzt das hier.
Dave der Pförtner. Mit seinen traurigen kleinen Epauletten.
Sie fragt sich, woher das wohl kommt. Oder ob es vielleicht immer schon in ihr war.
Irgendwie unterschwellig.
Vielleicht hat ihr Vater das ja schon immer gewusst.
Im Keller hatte er eine alte Badewanne mit Löwenfüßen stehen, die einem einzigen, ganz bestimmten Zweck diente. Er nannte sie das Taufbecken.
Eine nackte Glühbirne flackerte auf, wenn er an der Kette riss. Schwarze Schatten tanzten wie von einem Lagerfeuer.
Er hatte damit angefangen, noch bevor ihre bewusste Erinnerung einsetzt. Es wurde zu einem wöchentlichen Ritual. Jeden Samstagsabend. Ihre Mutter stand einfach schweigend daneben, während er sie die Treppe hinabführte.
Der Wasserhahn röchelte, spuckte einen dicken Strahl aus, bis die Wanne randvoll war.
Dann das leise Mäusequietschen, wenn er den Regler wieder zudrehte.
Ein letzter Tropfen zitterte am Rand des Wasserhahns.
Platsch.
Er verlangte, dass sie sich auszog und nackt auf einen Fußschemel kniete. Sich vorbeugte. Damit er ihren Kopf unter Wasser tauchen konnte.
Eins. Zwei. Drei.
Dann riss es sie wieder hoch.
Eins. Zwei. Drei.
Und riss sie wieder hoch.
Während der ganzen Zeit rezitierte er aus der Bibel.
Ihr langes Haar, das nie geschnitten wurde, der ganze Stolz ihrer Mutter, hinterließ nasse Klatscher auf den weißen Holzpaneelen der Kellerwand, wenn er ihren Kopf schnell emporzerrte.
Dann tunkte er sie wieder unter.
Eins. Zwei. Drei.
Vier. Fünf.
Wenn Sie besonders böse gewesen war.
Anschließend reichte er ihr ein Flanellnachthemd, das frisch gewaschen und feinsäuberlich gefaltet war.
Er erklärte ihr: Jetzt bist du rein.
Ihre Mutter erwähnte das Ganze nie auch nur mit einem einzigen Wort.
Kein einziges Mal, bis sie starb.
Das wöchentliche Ritual. Am Ende hat sie es fast – was? Nein, sie hat es nicht wirklich genossen. Aber sich darauf verlassen? Vielleicht war’s das. Diese wöchentliche Reinigung.
Die tröstliche Kraft fester, vertrauter Regeln.
Dadurch wusste sie: Was auch immer sie tat, es konnte gesühnt werden. Sie konnte wieder davon reingewaschen werden.
Allein durch die wöchentliche Besinnung auf die niemals nachlassende Liebe des Vaters.
Obwohl sie sich als Teenager immer stärker schämte, als sie ihr Nachthemd ausziehen musste.
Und ihr Vater musste einen solideren Fußschemel besorgen.
Trotzdem. Zu der Zeit war noch nichts vorgefallen. Nichts richtig Schlimmes.
Vielleicht bei Rachel.
Aber nicht bei ihr.
Nicht bei ihr.
Bis er dann diese Bilder entdeckte.
Er stürmte in ihr Schlafzimmer, den leuchtenden Tablet- PC schwingend.
Das Licht des Tablet- PC s strahlte sein wütendes Gesicht an.
Er schlug ihr mit seinem knorrigen Handrücken ins Gesicht.
Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass er sie schlug.
Blut floss ihr aus der Nase. Wenn auch nur ein kleines bisschen.
Dann schleifte er sie nach unten.
Sie ließ es widerstandslos geschehen.
Ausziehen. Knien. Beten.
Dann presste er sie unter Wasser.
Eins. Zwei. Drei.
Vier. Fünf.
Sechs. Sieben.
Acht.
Neun.
Lange genug, um sich Gedanken darüber zu machen, ob dies vielleicht mehr war als nur eine Bestrafung.
Immer noch unter Wasser. Jeder Muskel angespannt.
Blutige Schlieren rankten sich um ihr Gesicht, wie eine Schule
Weitere Kostenlose Bücher