Spademan: Thriller (German Edition)
entfernt sich still und heimlich wieder aus ihrer Wohnung.
Mina ist überzeugt, dass Rick sie betrügt, was er auch tut, daher spioniert sie ihm bei diesen Jobs hinterher, allerdings erfolglos.
Heute Abend zum Beispiel.
Rick ist gerade zu seinem dritten Hausbesuch unterwegs, da beschließt er, sie abzuschütteln, was nicht allzu schwierig ist, denn sie würde sich garantiert jedes zweite Mal verirren, wenn man ihr gegenüber in einem Raum steht und sie bittet, direkt auf einen zuzugehen.
Verglichen damit sind die Gassen der Lower East Side ein Labyrinth. Nur noch einen Häuserblock von seinem Ziel entfernt, schlägt Rick ein paar Haken, bis er sie abgehängt hat. Er befindet sich jetzt südlich der Rivington Street im schäbigsten Teil eines schäbigen Viertels. Müde Mietshäuser hocken in sich zusammengesackt neben den Gehwegen, verrostete eiserne Feuertreppen wie hässliche Zickzacknähte auf ihren Bäuchen.
Er betritt ein Gebäude ohne Aufzug und findet das Apartment, dessen Nummer auf einen Papierschnipsel gekritzelt ist. Da die Tür angelehnt ist, lässt er sich selbst ein. Er kann noch feststellen, dass das Apartment dunkel und bis auf einen hölzernen Schaukelstuhl absolut unmöbliert ist. Doch dann bleibt ihm nicht einmal genug Zeit, sich umzudrehen, bevor Simon der Magier aus der Dunkelheit tritt und einen Sjambok in seine Kniekehle sausen lässt, was sich für Rick anfühlt, als würde er mit einem Starkstromkabel gepeitscht.
Ein weiterer raffinierter Trick. Die meisten Magier verschwinden auf rätselhafte Weise.
Simon dagegen erscheint.
Rick wirbelt herum und schafft es, die Hand hochzureißen, aber das macht es nur schlimmer. Der Sjambok ähnelt einer Bullenpeitsche, allerdings besteht er nur aus Griff und kaum aus Peitsche und hinterlässt daher beim zweiten Streich zischend eine böse Wunde auf Ricks emporgehaltenen Handinnenflächen. Die zerfetzte Haut klafft auf, als würde sie überrascht nach Luft schnappen.
Simon drängt ihn zurück, den Sjambok quer gegen Ricks Hals und seine Arme gedrückt, und dieser stolpert nach hinten, bis er gegen eine Wand aus Gipskarton knallt.
Die billige Wand erzittert.
Simon schnappt sich die Waffe in Ricks Gürtel, bevor Rick sie packen kann.
Dann tritt er einen Schritt zurück.
Wiegt die Waffe leicht in der Hand.
Ironischerweise ist es ein kurzläufiger Revolver zur Selbstverteidigung.
Das Ding sieht aus wie ein Vorhängeschloss mit einem Geschwür vorne dran.
Simon winkt Rick rüber zum Schaukelstuhl.
Nachdem er Ricks Hände mit Plastikbindern hinter dessen Rücken gefesselt hat, beginnt Simon mit seiner Ansprache.
Also was mich angeht, ich verlasse mich nur ungern auf Schusswaffen. Die Dinger hinterlassen zu viele Spuren. Dieser ganze forensische Kram, und dann die Fingerabdrücke. Es ist viel zu leicht, eine Leiche mit einer Kugel in Verbindung zu bringen, eine Kugel mit einer Pistole und eine Pistole mit einem Mann.
Er dreht die Waffe hin und her, studiert sie, als wäre sie ein kostbares Erbstück.
Nicht dass sich noch irgendjemand groß darum kümmern würde, richtig? Heutzutage kannst du mitten am Tag jemanden kaltblütig umlegen und die Mordwaffe per Post an die Cops schicken, sie wird mit Sicherheit irgendwo auf einem Regal in einem Karton landen, weil jeder sie für das Problem von irgendjemand anderem hält. Trotzdem.
Er lässt die Waffe in seiner Tasche verschwinden.
Eine alte Gewohnheit. Du verstehst.
Er holt mit dem Sjambok aus.
Das hier dagegen –
Er lässt die Spitze der Peitsche quer über Ricks Gesicht pfeifen, wobei sie ein Tattoo halbiert.
– das ist meine Vorstellung von Feuerkraft. Der Sjambok diente ursprünglich dazu, Giftschlangen zu töten. Die meisten sind biegsam wie eine Peitsche. Sie werden aus Nilpferdhaut gemacht, einfach nur Leder, das mit weiterem Leder umwickelt ist. Aber dieser hier ist eine Spezialanfertigung –
Er biegt ihn. Als er wieder loslässt, springt die Peitsche federnd zurück in ihre Ausgangsstellung. Mit einem leicht metallischen Klang.
– und hat ein kleines Extra eingebaut.
Die Peitsche zischt auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen ist, hinterlässt eine weitere Platzwunde, die die erste symmetrisch ergänzt.
Rick stottert.
Warten Sie – ich kann – wissen Sie denn nicht – reden Sie einfach mit Milgram –
Ein letzter Hieb, der Rick zum Schweigen bringt.
Tut mir leid. Wir sind lange über die Lass-uns-einen-Deal-machen-Phase hinaus.
Er schüttelt den Sjambok leicht,
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