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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Sternbergh
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Viele andere überlebten um Haaresbreite.
    Er war einfach nur derjenige unter ihnen, der clever genug war, seine Geschichte allen zu erzählen, die ihm zuhörten. Sie erst zu erzählen und sie dann zu verkaufen.
    Zuerst an die Zeitungen. Dann an eine Werbung für Lottoscheine. Dann für Zahnpasta. Und schließlich für alles, auf das er mit seinen berühmten glücklichen Scheißfingern zeigen konnte.
    Charles Pierce auf einem Werbeplakat mit ausgestreckten Armen.
    SCHAUEN SIE NUR, WAS FÜR EIN TOLLES SONDERANGEBOT MEINE GLÜCKLICHEN FINGER HEUTE WIEDER FÜR SIE HERAUSGEPICKT HABEN!
    Danach war ihr Ehemann nie wieder ganz der Alte, erklärte mir seine Frau bei einem Bubble-Tea. Bei der ständigen Aufmerksamkeit, die er erhielt, war ihm ihre schlichte Hingabe bald nicht mehr genug. Er war der festen Überzeugung, höhere Mächte hätten ihn verschont. Und ganz offenbar halfen ihm diese höheren Mächte nun auch dabei, zwanzig Zentimeter lange SUBWAY -Sandwiches zu verkaufen und noch viele weitere Dinge.
    Ein halbes Riesensandwich zwischen diesen berühmten Fingern.
    Ein Lächeln in die Kamera.
    Ich Glückspilz!
    Warum also sollte er ins normale Leben zurückkehren, erklärte er ihr. In eines, das er längst hinter sich gelassen hatte?
    Aber dann begann der Erfolg an ihm zu zehren. Permanent zupfte und zerrte man an ihm, wollte ihm die Hand schütteln oder ein Autogramm.
    Da begann er sich einzustöpseln.
    Und an dem Punkt hatte sie ihn wirklich verloren, erklärte sie.
    Es gibt drei Arten von Reliquien.
    Ich weiß das, weil ich es gegoogelt habe.
    Reliquien erster Ordnung: die tatsächlichen Leichen von Heiligen.
    Reliquien zweiter Ordnung: Objekte, die sich einstmals im Besitz von Heiligen befanden.
    Reliquien dritter Ordnung: Objekte, die irgendwann mal in Berührung mit einer Reliquie erster Ordnung gekommen waren.
    Drei Ordnungen. Entsprechend den drei wahren Resultaten.
    So ist das.
    Die Reliquien erster Ordnung sind natürlich die heiligsten. Echte körperliche Überreste. Man teilt sie in verschiedene Gattungen ein. Alle mit lateinischen Namen natürlich.
    Ex capillus.
    Ex ossibus.
    Ex cineribus.
    Ex pelle.
    Ex carne.
    Aus dem Haar.
    Aus den Knochen.
    Aus der Asche.
    Aus der Haut.
    Aus dem Fleisch.
    Er lag schlafend in einem Apartment, das mit Fotos aus einem Leben zugestellt war, das er nicht länger wollte. Bilder von einer Frau, für die er keine Verwendung mehr hatte.
    Ein Raum voller Andenken.
    Er wirkte so sinnlos, dieser Körper aus Fleisch und Blut, der einfach nur dalag wie eine leere Hülle.
    Ein Körper in einem Zehntausend-Dollar-Anzug, der langsam verschrumpelte.
    Dabei besaß er immer noch alles, was ich verloren hatte. Besaß alles, wofür ich bereitwillig gestorben wäre, um es zurückzubekommen.
    Trotzdem flüchtete er sich aus dieser Welt.
    Jedenfalls stellte sich das Ganze für mich so dar, während ich neben ihm stand, mein Teppichmesser in der Hand, und ihn in seinem Traumtreiben sah.
    Umgeben von all den Fotos.
    Eine Messerbreite vom Tod entfernt.
    Und ich dachte:
    Ich hab auch keine Ahnung, warum Gott dich auserwählt hat.
    Und trotzdem sind wir jetzt beide hier.
    Vermutlich hätte ich ihn einfach dort liegen und es dabei bewenden lassen sollen.
    Ein toter Anwalt in einem Bett. Vermutlich hätte keiner deswegen große Nachforschungen angestellt oder ihm auch nur eine Träne nachgeweint.
    Aber ich tat es nicht.
    Stattdessen verpackte ich seinen Körper in eine Umzugskiste und schaffte ihn mit einer Sackkarre aus der Wohnung. Wobei ich einen alten Overall und eine tief ins Gesicht gezogene Malerkappe trug.
    Ich karrte seinen Körper zu dem üblichen Ort, um ihn zu verbrennen.
    Ohne Zweifel hatten die Sicherheitskameras in seinem Wohnhaus gefilmt, wie ich kam und ging. Die ganze Operation war so nachlässig durchgeführt, dass ich davon ausging, irgendjemand würde schon bald nach uns beiden suchen. Aber um ehrlich zu sein machte ich mir deswegen keinen großen Kopf.
    Vielleicht wäre mir das nicht einmal unrecht gewesen.
    Ich wurde ohnehin das Gefühl nicht los, dass sich die ganze Welt in die falsche Richtung drehte.
    Sollten sie also ruhig kommen.
    Aber niemand kam.
    Wahrscheinlich hatte die Polizei immer noch alle Hände voll zu tun in dieser Stadt, wo an allen Ecken und Enden irgendwas explodierte.
    Und wie es sich herausstellte, gab es auch sonst niemanden mehr in seinem Leben, der einen anklagenden Finger gehoben hätte.
    Nicht mal einen glücklichen Finger.
    Die heiligste Reliquie ist

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