Späte Familie
alle, die Portionen stimmen genau, hat sie im Voraus für ein Picknick mit vier Personen geplant, es sieht so aus, als hätte nicht nur ich meine geheimen Pläne, mit wachsender Unruhe beobachte ich sie, sie weià vermutlich Bescheid, vielleicht hat er es ihr heute Morgen selbst erzählt, und vielleicht hat sie ihn gestern Abend verfolgt, so wie ich Amnon verfolgt habe, und gesehen, wie er mein Haus betrat, und dieses erstaunlich sorgfältig geplante Picknick wird plötzlich zu einer bedrohlichen Falle, aus der wir uns unbedingt befreien müssen.
Vielleicht gehen wir trotzdem gleich, Gili, dränge ich, Opa und Oma warten, aber er widersetzt sich heftig, angesichts des Essens, das auf der Tischdecke liegt, er streckt die Hand nach einem Fladenbrot aus, aus dem ein dickes, verlockend duftendes Schnitzel hervorlugt, und ich sehe sie vor mir, wie sie in ihrer groÃen Küche stand und das Schnitzel wendete, während er in meiner schmalen fensterlosen Küche herumlief, ein Glas Whisky in der Hand. Vielleicht rufst du sie an und sagst ihnen, dass ihr später kommt,schlägt sie listig vor, ich weiche aus, nein, das macht nichts, bleiben wir eben nicht so lange, und sie fragt, willst du Kaffee, und fügt sofort mit entwaffender Offenheit hinzu, um die Wahrheit zu sagen, ich möchte etwas mit dir besprechen, aber nicht, wenn du es eilig hast, und mir bleibt für einen Augenblick die Luft weg, ich murmle, in Ordnung, so eilig habe ich es nun auch wieder nicht. Unter ihrem Mantel schaut ein rot-schwarz gestreifter Pulli hervor und schwarze Hosen, ihre Kleidung beweist Geschmack, hat sie sich meinetwegen so angezogen, ihre Hände zittern leicht, als sie uns beiden Kaffee eingieÃt, und auf der Decke breitet sich ein brauner Fleck aus.
Ich weià nicht, was mit mir los ist, seufzt sie, meine Hände zittern, hast du gesehen, was ich gestern mit Jotam gemacht habe? Und ich sage, nein, was hast du denn gemacht? Und sie zieht die Wollmütze von seinem Kopf, entblöÃt einen länglichen Schädel mit kurzen ungleichmäÃig geschnittenen Haaren, ich schneide sie ihm immer, sagt sie, ich habe geschickte Hände, aber gestern, ich weià nicht, wie es passiert ist, schau, was ich angerichtet habe, der Arme, und ich achte kaum auf ihre Worte, nur auf den Ton, der freundschaftlich und nicht aggressiv ist, offenherzig und nicht vorwurfsvoll, und Jotam reiÃt ihr die Mütze aus der Hand und bedeckt schnell seinen Kopf, erst jetzt bemerke ich, wie aufgeregt sein Gesicht ist, auch in seinen Augen glänzt eine verdächtige Feuchtigkeit, er schreit, das ist, weil du eine doofe Mutter bist, wegen dir muss ich jetzt bis zum Sommer eine Mütze tragen, du bist die doofste Mutter von der Welt, und als ich sehe, wie sich die Kränkung auf ihrem Gesicht ausbreitet wie der Fleck auf der Decke, verteidige ich sie schnell, Jotam, jeder Mutter kann so etwas mal passieren, weiÃt du, wie oft Gili jeden Tag böse auf mich ist? Aber er lässt sich nicht überzeugen, ich wollte überhauptnicht die Haare geschnitten bekommen, jammert er, sie hat mich dazu gezwungen und mir eine hässliche Frisur gemacht, und Gili versucht sofort, ihn zu trösten, sie ist überhaupt nicht hässlich, sagt er groÃmütig, sie steht dir gut, auÃerdem wachsen die Haare schnell, du wirst schon sehen, ich habe auch mal so einen schrecklichen Haarschnitt gekriegt, fügt er hinzu und straft unabsichtlich seine vorigen Worte Lügen, erfindet einfach etwas, das nie stattgefunden hat, ja, ja, betont er unter meinem skeptischen Blick, du weiÃt überhaupt nichts davon, ich war bei Papa und er ist mit mir zum Friseur gegangen und ich habe eine Glatze bekommen, und bis ich wieder bei dir war, sind mir die Haare schon wieder gewachsen.
Seine groÃe Anstrengung, seinen Freund zu beruhigen, erfüllt mich mit beschämtem Staunen, und ich frage, wirklich, und füge sofort hinzu, wieso habe ich das nicht bemerkt, es lohnt sich wirklich nicht, sich wegen einer Frisur aufzuregen, Haare wachsen so schnell, aber ich habe das Gefühl, dass wir alle wissen, auch die Kinder, dass wir nicht über eine Frisur sprechen, an diesem schönen klaren Tag, und ich unterhalte mich mit den Kindern, nicht mit ihr, dabei ist mir klar, sie möchte, dass sie zum Spielen weglaufen, damit wir offen reden können, aber ich, die ich mich vor ihren Worten fürchte, möchte lieber, dass sie bleiben,
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