Späte Familie
sofort, er springt auf, rennt schnell durch die Klasse, und erst als er in meine Arme fällt, atme ich erleichtert auf, es geht ihm gut, nichts ist ihm passiert, ich beschnuppere ihn wie eine Katze, kindlicher SchweiÃgeruch vermischt mit dem Duft von Schokoladenbrotaufstrich, Klebstoff und Sand, Vergnügen und Sehnsucht, der Duft meiner Liebe.
Einen Moment, Mutter von Gilâad, wir sind noch nicht fertig, die Lehrerin unterbricht unser Glück, ich bin gezwungen, mich zu entschuldigen, versuche in aller Eile, eine neue Ausrede zu finden, eine Lüge, die nicht enttarnt werden kann, am besten nichts Schockierendes, entschuldigen Sie, wir haben es heute wirklich sehr eilig, wir haben ein Familienereignis, aber sie bleibt stur, Sie werden noch eine halbe Stunde warten müssen, wir sind mitten in der Arbeit, geh zu deinem Platz zurück, Gilâad, aber er klammert sich an mich, weint an meinem Hals, ich will nach Hause, ich will nicht an meinen Platz zurück, und ich versuche, ihn zu beruhigen, es ist in Ordnung, Gili, ich warte vor der Tür auf dich, es dauert nicht lange, plötzlich erkenne ich das Ausmaà meines Fehlers, warum musste ich ihn vor den Kindern bloÃstellen? Beschämt schaue ich die Lehrerin an, die schnell und entschlossen auf uns zukommt, ihn aus meinem Arm zieht, der Zauberhut fällt ihm vom Kopf, als er gedemütigt zu seinem Platz geht, verlegen wegen seines Weinens, dem Spott ausgesetzt.
Ich ziehe mich ebenfalls zurück, verlasse schnell dasKlassenzimmer und falle fast in die Arme der lockenköpfigen Frau, die mich mit offenem Mund anstarrt, als wäre ich ein Zirkustier, das sein Publikum mit Kunststücken verblüfft, das Erstaunen auf ihrem Gesicht verwandelt sich schon fast in Worte, ich habe keine Wahl, ich muss ihr zuvorkommen, den Eindruck korrigieren, scharf, demonstrativ, und ich lächle sie an, ich benehme mich nicht immer so, sage ich ehrlich, es ist wirklich ein ganz besonderer Tag, und sie kichert, Sie müssen sich nicht entschuldigen, wenn man ein Baby zu Hause lässt, darf man keine Sekunde vergeuden, ihre Stimme ist dunkel, heiser vom Rauchen, und ich stottere, hören Sie, das stimmt nicht ganz, aber ihr Kichern verwandelt sich schon in lautes Lachen, in Ordnung, ich verstehe, Sie haben kein Baby zu Hause, und ich werde von ihrem Lachen angesteckt, wieso ist das eigentlich so klar, und sie wirft einen raschen Blick auf meinen mageren Körper, Sie sehen wirklich nicht aus wie kurz nach einer Geburt.
Ich habe nie im Leben ein Baby allein zu Hause gelassen, darauf können Sie sich verlassen, ich musste nur schnell eine Ausrede finden, um den Wachmann zu beruhigen, sage ich, und sie betrachtet mich mitleidig, ich hatte nicht den Eindruck, dass es geholfen hat, im Gegenteil, und ich klammere mich dankbar an ihren ermutigenden Blick, als wäre ich genau darauf angewiesen, auf das Verständnis einer fremden Frau. Gehen wir raus auf die Wiese, schlage ich ihr vor, wir haben noch eine halbe Stunde, und sie nickt, gern, und läuft mit schnellen Schritten neben mir die Treppe hinauf, bewegt ihre Arme beim Gehen, als würde sie im Fluss rudern, und ich versuche, mit ihr Schritt zu halten, ihre Anwesenheit beruhigt mich. Auch wenn sie etwas distanziert ist, etwas zerstreut, scheint sie die Welt der Vernunft zu verkörpern, von der ich mich für einen Moment entfernt habe und in die zurückzukehren sie mir hilft.
Der skeptische Blick des Wachmanns folgt mir, als ich leicht hinkend an ihm vorbeigehe, ihn ignoriere, ihm insgeheim eine neue Arbeit wünsche, um nicht Tag für Tag diesem vorwurfsvollen Blick begegnen zu müssen, doch sie grüÃt ihn liebenswürdig, deckt mich mit ihrer Höflichkeit, und da haben wir schon den mickrigen Park vor uns, der an den Schulzaun angrenzt, umgeben von Ãlbäumen, die so krumm sind wie rheumatische Greise. Früher sind wir mit Gili hierher gekommen, wenn es sehr heià war, er liebte es, barfuà in den Bewässerungskanälen herumzulaufen und Spielsachen schwimmen zu lassen, aber nun sind die Kanäle trocken, der vergangene trockene Winter zwingt zu einem sparsamen Umgang mit Wasser. Wir suchen uns einen schattigen, sauberen Platz und strecken uns aus, der Schmerz in meinem Bein pocht, aber ich ignoriere ihn, lege mich neben sie und frage, wessen Mutter bist du, und gebe sofort traurig zu, ich kenne eigentlich noch kein Kind in der Klasse, auch mein Sohn kennt noch
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