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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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keines richtig.
    Jotam ist mit Freunden aus dem Kindergarten gekommen, sagt sie und fügt schnell hinzu, und ich heiße Michal, sie zieht eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, die hell-orange geschminkten Lippen, die sich um die Zigarette schließen, verziehen sich plötzlich zu einem Lachen, das war ein toller Anblick, du da oben auf dem Tor, wie eine Katze, die auf einen zu hohen Baum geklettert ist, und während sie lacht, klatscht sie begeistert in die Hände, ihr Blick trifft meinen und lässt ihn nicht los, bis ich in ihr Gelächter einstimme, mit einem leichten Unwillen, ist es wirklich so komisch gewesen, ist ihr in der letzten Zeit nichts Witzigeres begegnet, dass sie sich mit einem solchen Vergnügen auf meine Demütigung stürzt? Ich entschuldige mich wieder, als wäre ich auf das Tor ihres Hauses geklettert und hätte versucht, dessen Schloss aufzubrechen. Ich musste meinenJungen sofort sehen, sage ich, ich weiß, dass das seltsam klingt, aber ich hatte keine Wahl, ich war bereit, alles zu tun, um hineinzukommen, und sie sieht mich von der Seite an, ihre Augen haben die Farbe der ausgeblichenen Wiese, die uns umgibt und die den ganzen Sommer über kein Wasser bekommen hat, und ihre Lippen halten noch immer ein Lächeln fest, die Reste des breiten Lachens, und ich schweige, warte auf die Frage, die sie gleich stellen wird, bereite mich schon auf eine Antwort vor, überlege, wie weit ich in die Einzelheiten gehen will, und in mir erwacht das Bedürfnis, ihr alles zu erzählen, alles, von diesem Morgen, vom Fluch meines Vaters, und sie sogar um ihre Meinung zu fragen, ob eine Scheidung wirklich eine unheilbare Krankheit ist, die Kinder tötet, aber zu meinem Erstaunen fragt sie nichts, sie liegt entspannt auf dem Rücken, die Haare um den Kopf gebreitet wie ein Fächer, ihr blaues Leinenhemd spiegelt das Blau des Himmels. Sie scheint einen kleinen Mittagsschlaf machen zu wollen, nach dem vergnüglichen Schauspiel, das ich ihr geboten habe, sie hat kein Interesse an einer Erklärung, und mit plötzlicher Feindseligkeit beobachtete ich ihre Bewegungen, ihr ist nicht anzumerken, ob sie meine Worte gehört hat und ob es übertriebene Höflichkeit oder mangelndes Interesse ist, das sie dazu bringt, die Augen zu schließen, da, auf dem blassgrünen gemähten Rasen, auf dem Ameisen in fieberhafter Geschäftigkeit wimmeln, sie kommen schon in einer langen Reihe auf uns zu, gierig nähern sie sich ihren Haaren, als wären Brotkrümel darin versteckt, und ich warne sie nicht, ich beobachte aus dem Augenwinkel, wie sie näher kommen, du hast schon wieder Ameisen in den Unterhosen, sagte meine Mutter zornig, während sie meine Unterhosen aus dem Wäschekorb zerrte, und fuchtelte mit dem fast schwarz gewordenen Stück Stoff herum, auf dem Ameisen wimmelten, sie gehennur auf deine Unterwäsche, warf sie mir immer wieder erstaunt vor, als wäre das meine Schuld.
    Nun, da sie die Augen geschlossen hat, kann ich sie ganz genau betrachten, ihr schwarzer Wickelrock entblößt blasse Oberschenkel, sie sehen sehr weiblich aus, wie ihre übrigen Gliedmaßen, die bewegungslos daliegen, ihr Kinn, zum Himmel gerichtet, ist leicht fliehend, eine goldene Uhr, die aussieht wie ein Armreif, schmückt ihr Handgelenk, das locker auf ihrer Stirn liegt, am Finger trägt sie einen breiten Ehering, ich werfe einen Blick auf meine Hand, ein heller Hautstreifen zeigt die Stelle, an der sich bis vor kurzem, fast zehn Jahre lang ein Ring befunden hat. Ein metallisch schwarzer Rabe hüpft auf kräftigen Beinen in unsere Richtung, wie angelockt von ihrem in der Sonne glänzenden Schmuck, und ich beobachte ihn, wie wagemutig er ist, gleich wird er ihr mit seinem gebogenen Schnabel den Goldring vom Finger ziehen und mit triumphierendem Geschrei über den Park flattern. Sie richtet sich auf und hebt erschrocken den Zeigefinger, schau, vermutlich hat sie den Raben bemerkt, aber sie sagt, dein Fuß, falls das überhaupt ein Fuß ist, und tatsächlich sieht er wie ein verfärbter Teigklumpen aus, den man in der Sonne vergessen hat, er quillt zwischen den Riemen der Sandale hervor, und erst da glaube ich dem Schmerz, der mich umfängt.
    Du bist schlimm gestürzt, sagt sie, endlich verschwindet das Lächeln von ihren Lippen, das musst du röntgen lassen, ihre Hände gleiten sanft über meinen Knöchel, prüfen den Zustand des

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