Späte Familie
ihn zuzugeben und uns davon zu befreien, jeder seiner Wege zu gehen, mit seinen Kindern, und ich werfe ihm einen Blick zu, warte, dass er etwas zu seiner Verteidigung sagt, aber er trinkt nachdenklich einen Schluck Bier, seine Lippen schlieÃen sich um den Flaschenhals, und schlieÃlich sagt er, ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder das Problem sind.
Natürlich nicht, verkündet sie, die Kinder spiegeln nur eure eigenen Schwierigkeiten wider, aber sie sind anpassungsfähiger als ihr, und sie wachsen schnell, merkt euch, was ich euch sage, wer hat schon mitten im Leben genug Kraft für solche Veränderungen, ich bestimmt nicht, dabei ist es mein Traum, allein zu leben, verkündet sie, und sofort zischt sie, wo treibt er sich nur herum, und Oded lacht, siehst du, du hältst es nicht mal eine Stunde ohne ihn aus, und sie winkt ab, was redest du da, es sind nur die Fladenbrote, die mir fehlen, nicht er, hört zu, kurz bevor ihr gekommen seid, habe ich im Fernsehen eine tolle Sendung über Indien gesehen, über die Kaste der Unberührbaren, esist erschütternd, wie die leben. Sie wendet sich an mich, wie eine Lehrerin an eine unaufmerksame Schülerin, weiÃt du, was mich am meisten erschüttert hat, dass sie auch bei den nächsten Reinkarnationen nicht von diesem Fluch befreit werden, auch nach der Wiedergeburt werden sie unberührbar sein, das ist doch schrecklich, oder? Ich nicke, schaue ihr misstrauisch ins Gesicht, ob sie vielleicht versucht, mir etwas anzudeuten, die Reste ihrer Schönheit treten immer deutlicher hervor, je länger ich sie betrachte, sie versucht nicht, die Zeichen des Alterns zu verbergen, wie es üblich ist, sie wirkt stolz und herausfordernd, als wolle sie sagen, wenn ich nicht mehr so schön sein kann, wie ich einmal war, dann ziehe ich es vor, mich nicht auch noch von den vergeblichen Versuchen erniedrigen zu lassen, diese Tatsache zu verdecken.
Da ist er, verkündet sie, als ein groà gewachsener kahlköpfiger Mann mit vollen Plastiktüten das Haus betritt, und ich schaue ihn erstaunt an, er sieht Amnon sehr ähnlich, die gleiche nachlässige Haltung, die gleichen schlenkernden Glieder, und ich denke, das hat mir hier gerade noch gefehlt, vor den wachen Augen der Gastgeberin auf einen Doppelgänger Amnons zu treffen, und da springen Maja und Jotam bereits auf ihn zu, und er sagt verwundert, ihr seid aber gewachsen, Maja, du bist bildschön geworden, und du ein richtiger kleiner Mann, bald könnt ihr schon allein herkommen, ohne Mama und Papa, ihr könnt mir auf dem Feld helfen, und Orna verzieht das Gesicht, nun mach mal halblang, Dani, ich habe nicht die Kraft, mich um zwei kleine Kinder zu kümmern, du lädst doch wieder nur alles auf mir ab, und dann kommt er auf uns zu, seine Oberlippe steht leicht vor, was ihm ein kindliches Aussehen verleiht, sein Blick bleibt mit offener Neugier an mir hängen, er streckt mir die Hand entgegen. Du bist also die neue Frau,will er wissen und schüttelt rhythmisch meine Hand, alle Achtung, Oded, er wendet sich an Orna, du siehst, alle suchen sich junge Frauen, nur ich bleibe an dir hängen, und sie lacht, du Ãrmster, niemand hält dich hier mit Gewalt fest, das weiÃt du, und dann steht sie energisch auf, wischt sich die Hände an ihrem Hemd ab, Dani, deck den Tisch, statt hier rumzuplappern, es ist schon alles fertig, ich muss nur noch den Salat machen.
Soll ich dir helfen, frage ich, und sie sagt, warum nicht, und in der Küche legt sie alles für mich zurecht, ein Holzbrett und einen riesigen Kohl, bitte schneide ihn ganz dünn, und ich habe das Gefühl, dass sie mir genau auf die Finger schaut, während sie schnell Petersilie hackt und in eine blaue Keramikschüssel streut. Ihr seht nicht besonders verliebt aus, sagt sie ruhig, ihr Messer zerteilt schon eine reife Tomate, ihr seht bedrückt und erschöpft aus, ich habe Oded schon seit vielen Jahren nicht mehr so gesehen, nicht einmal in der schlimmsten Zeit mit Michal, und ich schwanke über den weiÃen Kohlstreifen, wir sind beide ein bisschen überfordert von diesem Schritt, murmle ich und füge sofort hinzu, auch ich habe schon bessere Zeiten erlebt, um anzudeuten, dass auch ich eine Vergangenheit habe, dass auch ich etwas verloren habe, dass es Tage gab, an denen auch ich in meiner Wohnung Freunde bewirtet habe, genau wie sie, meinen Mann geneckt und mit meinem Sohn herumgealbert habe,
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