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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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groben Geste, als wäre ich ein streunender Hund.
    Alles in Ordnung, mein Süßer, höre ich ihn mit warmer Stimme flüstern, ich bin hier, bei dir, und Gili jammert, ich möchte mit dir im Wohnzimmer sein, ich bin noch nicht daran gewöhnt, hier zu schlafen, und mein Herz fliegt ihm zu, auch ich bin hier bei dir, mein Junge, möchte ich ihm zurufen, aber der Weg zu ihm ist mir versperrt, und Amnon kommt auf mich zu, es ist nicht gut, wenn er dich hier sieht, das bringt ihn nur durcheinander, flüstert er, betrachtet mit Verärgerung im Blick die offenen Räume, sucht eine Lösung, und ich will sagen, was macht das schon aus, schließlich haben wir diese Episode hinter uns, aber vorläufig muss ich ihm gehorchen.
    Geh ins Badezimmer, zischt er, schließ die Tür ab, er darf nicht wissen, dass du hier bist, das wäre wirklich nicht gut, und ich gehorche wütend, drehe den Schlüssel um und setze mich auf den Klodeckel, und sofort geht das Licht aus, wie im Kino, wenn der Film anfängt, nur ihre Stimmen dringen an mein Ohr, während der Anblick des Jungen, der in seinem kurzen Pyjama auf dünnen Beinen dasteht und wimmert und dem der Kummer aus den Augen tropft, als würde er sich nie wieder erholen, nur auf der Leinwand meines erschütterten Herzens erscheint. Ich möchte ins Wohnzimmer,fleht er, ich schlafe im Wohnzimmer auf dem Sofa, bitte, Papa, ich habe mich noch nicht an mein Zimmer gewöhnt, ich möchte bei dir sein, und Amnon sagt, ich bleibe bei dir, in deinem Zimmer, mach dir keine Sorgen, ich warte, bis du eingeschlafen bist. Er weint, aber ich kann in diesem Bett nicht einschlafen, es ist zu hart, und Amnon sagt, es ist genau wie dein Bett bei Mama, es ist nur neu, das ist alles, und Gili beharrt, ich möchte in mein Bett, wenn ich bei dir schlafe, dann bring mir mein Bett von zu Hause, und Amnon erklärt ihm geduldig, aber das ist unmöglich, du wirst dich daran gewöhnen, ganz bestimmt, morgen früh wirst du dich besser fühlen.
    Ich möchte einen Schluck Wasser, verlangt Gili, und dann erinnert er sich, ich habe noch Hunger, ich möchte etwas essen, und dann kommt die Bitte, auf die ich in meiner Torheit so lange gewartet habe, ich will Mama, und ich krümme mich auf dem Klodeckel zusammen, nichts einfacher als das, mein kleiner Geliebter, Mama ist hier, ich brauche nur den Schlüssel herumzudrehen und zu ihm hinauszugehen, wie eine Fee im Märchen, die kommt, um einem den größten Wunsch zu erfüllen. Sein Gesicht wird strahlen, seine Tränen werden trocknen, sein Lächeln wird die Wohnung erfüllen, und ich bin drauf und dran, die Anweisung meines Gastgebers zu missachten und aus meinem Versteck hervorzutreten, aber in letzter Minute weiche ich zurück, das ist kein normaler Abend, das ist der Abend, der ein wichtiges Ziel hat, ich darf mir die Chance nicht durch einen unüberlegten Schritt verderben.
    Er tapst barfuß durch den Flur, trink nur Wasser und geh zurück in dein Zimmer, Amnon verliert langsam die Geduld, und Gili sagt noch mal, ich will Mama, ich will Mama anrufen, und sein Vater antwortet trocken, dann ruf sie an, und ich, in meinem engen dunklen Schlauch, den scharfenGeruch von Desinfektionsmittel in der Nase, höre, wie er wählt und unsere leere Wohnung anruft, auf eine Antwort wartet, Mama, ich bin’s, sagt er auf den Anrufbeantworter, mit seiner erwachsensten Stimme, ich will dir was sagen, ich kann nicht einschlafen, vielleicht kannst du mir meine Matratze bringen, und ich ziehe mich auf dem Klodeckel zusammen, verberge das Gesicht zwischen den Knien, geh schon schlafen, murmle ich, und lass mich die Angelegenheit in Ordnung bringen, und wieder ist seine dünne Stimme zu hören, Papa, ich muss Pipi, und mich packt eine wilde Schadenfreude, das hast du nicht vorausgesehen, Amnon, was wirst du jetzt tun, aber zu meiner Überraschung fasst er sich schnell, das Bad ist besetzt, verkündet er kaltblütig, du kannst in den Blumentopf auf dem Balkon pinkeln, und Gili kommt zur Tür und versucht sie zu öffnen, ich höre, wie er erstaunt auf die Klinke drückt, die sich immer wieder hoch- und runterbewegt, und warum ist es dann dunkel da drin, fragt er, und Amnon sagt, weil die Glühbirne gerade jetzt kaputtgegangen ist.
    Wer ist da drin, fragt Gili misstrauisch weiter, und Amnon sagt, eine Frau, die du nicht kennst, sie geht gleich wieder, und Gili ruft, ich will sie

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