Späte Familie
hinüber, gieÃt mir Wasser in ein hohes bläuliches Glas, und ich trinke schweigend,sogar das Wasser scheint hier einen anderen Geschmack zu haben, klar und sauber wie aus einer Quelle.
Zeig mir Gilis Zimmer, bitte ich knapp, es fällt mir schwer, das anzuerkennen, was er geschaffen hat, und er führt mich stolz durch den Flur, vorbei an einem kleinen Schlafzimmer, statt einer Tür bewegt sich ein Perlenvorhang vor der Ãffnung und lässt ein leises Rascheln hören, ich betrachte wütend das Doppelbett, das er für sich gekauft hat und auf dem eine bestickte Tagesdecke liegt, gleich darauf stehe ich in der Tür eines groÃen Zimmers, das sogar noch schöner ist, als Gili es beschrieben hat, Nachtlämpchen werfen Licht auf die Wände, die in der leuchtenden Farbe reifen Getreides gestrichen sind, auf dem weichen Teppich liegen neue Familien von Kuscheltieren verstreut, wie herbeigezaubert, denn von unseren fehlt keines, in einer Zimmerecke steht ein Holzbett mit neuer Bettwäsche, und im Bett liegt ein Junge mit braunen glänzenden Haaren und mit roten Wangen, die zarten Lippen locker und entspannt. Er schläft auf dem Rücken, mit den Händen auf der Brust, und die dünne Zudecke ist von Sternen übersät, sein Atem ist ruhig, ich beuge mich über ihn und küsse ihn auf die Wange, versuche, den warmen Atem in mich einzusaugen, der aus seinen leicht geöffneten Lippen kommt, die trocken und ein wenig rau sind.
Eine einzelne Träne rinnt von meinem Auge auf seine milchigblasse Wange, beim Anblick dieses schönen, vollkommenen Jungen, der offensichtlich friedlich in einem schönen und vollkommenen Zimmer schläft.
Kühle Luft dringt mir unter das Kleid, verbreitet den starken Duft der neuen Jahreszeit, weckt ein dumpfes Verlangen, eine Erinnerung an ein Leben, das sauber war, als es anfing, ein Leben mit Ordnung, spürst du das auch, erschaudert dein groÃer Körper neben mir, dieser Körper,bis zur Ermüdung vertraut und dennoch verboten. Zusammen stehen wir vor seinem Bett, wie besorgte Eltern am Bett ihres kranken Kindes, sein Mund öffnet sich noch ein Stück, ich weià nicht, ob zu einem Gähnen oder zu einem Lächeln, und ich betrachte die kleine leere Stelle hinter seiner Unterlippe, ihm ist ein Zahn ausgefallen, flüstere ich, schockiert darüber, dass ich bei diesem Ereignis nicht anwesend war, sogar der letzte Faden, der den Zahn mit dem Zahnfleisch verband, hat mich betrogen, und er sagt, ach ja, beim Abendessen, wir haben ihn zwischen den Maiskörnern gefunden, er hält mir eine Streichholzschachtel hin, die vor dem Bett liegt, in ihr befindet sich ein winziger Zahn, der jetzt, nachdem er aus seinem Mund gefallen ist, gelblich und fleckig aussieht, als hätte er einem alten Mann gehört, nicht einem fröhlichen Kind.
Seine Arme bewegen sich, scheinen sich mir zu einer schläfrigen Umarmung entgegenzustrecken, und ich beuge mich zu ihm, seine Augenlider zittern, seine Wimpern flattern, wach nicht auf, mein Schatz, nicht jetzt, Amnons Blick bedeutet mir wegzugehen, und ich kehre gehorsam zu meinem Platz an dem runden Tisch zurück, zu meinem Glas Wasser, das mich schon nicht mehr erwartet, eine grünlich schimmernde Fliege ist hineingefallen, schlägt mit den Flügeln, und wieder betrachte ich das Wohnzimmer, mit wachsender Feindseligkeit, die Entschiedenheit der Möbel provoziert mich wie die Nachdrücklichkeit der Buchstaben auf dem Briefkastenschild, wir sind hier, um zu bleiben, sagen die Sessel, du bist die AusgestoÃene, wir gehören hierher, und schon versuche ich, das Hindernis zu umgehen, vielleicht ziehen wir alle hierher und fangen hier unser neues Leben an, die Wohnung ist zwar kleiner als unsere, aber wir werden zurechtkommen, und gleich stelle ich mir vor, wie wir um den Tisch herumsitzen, der mit seinem neu gekauftenGeschirr gedeckt ist, und mit Appetit essen, wie wir das Wasser trinken, das so klar ist wie aus einer Quelle, wie wir fest und tief in seinem neuen Bett schlafen, was ist eigentlich schlecht daran, morgen bringe ich meinen Computer und ein paar Kleidungsstücke her und schlieÃe mich ihnen an, ich höre schon Gilis begeisterte Stimme, als er mir zeigt, wie wunderbar unsere neue Wohnung ist, aber warum bricht seine Stimme, ich fahre herum, Fetzen von Weinen dringen aus seinem Zimmer am Ende des Flurs, und ich renne hin, aber Amnon verscheucht mich mit einer
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