Späte Familie
Haus, die Knospen der Weiblichkeit haben ihn bedroht, er wollte sie zerschlagen und zertrümmern wie der Prophet des Herrn die Statuen von Astarte, ich war gelähmt vor Schreck und habe aufgehört zu wachsen, seit ich zwölf war, bin ich weder gröÃer noch weiblicher geworden, ein alterndes junges Mädchen unter dem warmen Wasserstrahl, und sie hält mir Seife hin, braune raue Kernseife, die nach Petroleum riecht, und als ich aus der Dusche komme, in ein Handtuch gewickelt, reicht sie mir ein Nachthemd, an das ich mich verschwommen erinnere, ein bunt gestreiftes Nachthemd, das ich in meiner Jugend getragen habe, sie wirft nie etwas weg, für wen hebt sie diese traurigen Souvenirs auf, und dann legt sie mir noch triumphierend einen Pullover über die Schultern, einen schweren Wollpullover, olivgrün, rot und gelb, der nach gebackenem Hühnchen riecht, ich betrachte ihn verwirrt, haben sich die zerschnittenen Teile des Pullovers zusammengefügt wie ein zerrissener Brief, der im Himmel zusammengeklebt und an den Absender zurückgeschickt wurde?
Mama, geht es dir wieder gut, fragt Gili, nicht sehr beunruhigt, als ich in meinem seltsamen Aufzug ins Wohnzimmer komme, meine Krankheit scheint sein Vergnügen nur noch vergröÃert zu haben, er hat die vielen Möglichkeiten, die sich ihm dadurch bieten, bereits erkannt und beabsichtigt nicht, so leicht auf sie zu verzichten. Mama, wir schlafen hier, verkündet er, fast überschnappend vor Aufregung, Oma hat gesagt, dass du noch nicht gesund bist, er spricht streng mit mir, du bist doch noch nicht gesund, stimmtâs? Und ich betrachte mürrisch mein altes und neuesGefängnis, mal sehen, wie es mir am Abend geht, aber er bleibt stur, er ist nicht bereit, diese Unsicherheit zu ertragen, sag, dass wir hier schlafen, was macht das schon, nur eine Nacht, und auch ich bleibe stur, ich weià es noch nicht, warten wir ab. Er fängt schon an zu jammern, und da tritt sie ins Zimmer und unterbricht die Diskussion, was für eine Frage, natürlich bleibt ihr hier, wenn Amnon zu Hause wäre, dann wäre es etwas anderes, aber du bist jetzt allein, wie willst du so für den Jungen sorgen und wer wird sich um dich kümmern, bis du wieder gesund bist? Sie klagt, eure Generation denkt, dass sie alles kann, die Mütter glauben, sie können alles, den Lebensunterhalt verdienen und Kinder aufziehen und für sich selbst sorgen, und sie vergessen die Probleme, die es auf der Welt gibt, was ist mit Krankheiten? Und was ist, Gott behüte, mit Unfällen und anderen unvorhersehbaren Schwierigkeiten? Gott weiÃ, wie man in solchen Fällen ohne einen Mann im Haus zurechtkommt, ohne Vater für die Kinder, und ich versuche, sie zum Schweigen zu bringen, indem ich die Lippen zusammenpresse und einen Blick zu Gili hinüberwerfe, der verängstigt zuhört, aber wie üblich versteht sie es nicht, musst du dich wieder erbrechen? Sie springt mit ihrem schweren Körper auf, kommt sofort mit der Schüssel zurück und stellt sie mir auf die Knie, und der Junge, der erschrocken aussieht, klettert auf meinen SchoÃ, mit einem verängstigten Lächeln, und ist dann stolz, es geschafft zu haben, im Schneidersitz neben der Waschschüssel zu sitzen.
Mein Jungmädchenbett quietscht und knarzt, als es seine Flügel ausbreitet, um uns beiden Platz zu bieten, nicht zu nahe, damit er sich nicht bei dir ansteckt, warnt meine Mutter ernst, und ich sinke in das weiÃe Bettzeug, noch nie ist bei ihnen eine Blume gewachsen, noch nie hat es eine fröhliche Farbe gegeben, und Gili zwängt sich in seineBabysachen, die sie aufgehoben haben, wie groà ich geworden bin, singt er, schau mal, meine Knie, sie ragen aus der Pyjamahose heraus, die ihm einmal bis zu den Knöcheln gereicht hat, meine Krankheit wird für ihn zu einem anhaltenden Fest, zu einem Vergnügen, und ich betrachte ihn erstaunt, wieso spürt er nicht die bedrückende Trübseligkeit, die jede Bewegung in diesem Haus beherrscht, wieso sieht er nicht, dass er in einem Gefängnis gelandet ist, seine durchdringende Stimme, seine lächerlichen Tänze sind wie Ausbrüche wilden Glücks bei einer Trauerfeier, und sie laufen um uns herum, zwei Monate lang haben sie uns verleugnet, und jetzt beherrscht unsere Anwesenheit plötzlich das Haus, stört ihre Ordnung.
Deprimiert betrachte ich mein Mädchenzimmer, das ganz schnell in eine
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