Späte Familie
zusätzliche Bibliothek verwandelt wurde, zu einem Lager für die Bücher, die er weniger mag, wie schwer ist es mir gefallen, mich an dieses Zimmer, lang und schmal wie ein Korridor und mit dem Fenster zur HauptstraÃe, zu gewöhnen. Und wie schwer war mir davor der Abschied vom Haus meiner Kindheit gefallen, das in der Erde versank wie ein Schiff im Meer, mit aller Kraft hatte ich versucht, mich gegen den Umzug in die Stadt zu wehren, aber die Karriere meines Vaters war immer wichtiger als die Launen eines jungen Mädchens, du wirst dich daran gewöhnen, sagten sie verächtlich, was ist schon eine Veränderung in deinem Alter, in einem Monat hast du neue Freunde, die zu dir passen, nicht wie diese Dorfkinder, und du wirst endlich auf ein richtiges Gymnasium gehen und lernen, wie es sich gehört, aber ich wurde wütend bei ihren Worten, es sind nicht die Kinder, die ich vermisse, es sind die Bäume, die gemähten Wiesen mit ihrem Duft, es sind die Gerüche, die blühenden Zitrusbäume, das GeiÃblatt, das die Fenster mit Duftgittern umrankt, es sind die Farben, es ist der beleuchteteBürgersteig mit dem abgefallenen Laub, es ist das abgefallene Laub, das unter meinen FüÃen raschelt, die Hibiskusblüten, die rote Lippen hängen lassen, ihr habt mich an einen Ort ohne Gerüche gebracht, klagte ich immer, es gibt hier kaum einen Unterschied zwischen den Jahreszeiten, es ist ein Ort ohne Farben, nur Schattierungen von stumpfen Steinen, aber mein Vater bekam eine Professur an der Universität, die Stadt war gut zu ihm, und meine Mutter war geblendet von den vielen Geschäften und Cafés, und ich, die ich einmal barfuà über vergoldete Wege zur Schule gegangen war, lernte, über harten Asphalt zu laufen, von einem Autobus in den anderen umzusteigen, auf meinem Weg zu dem angesehenen Gymnasium, das von vielen herausragenden Schülern besucht wurde, nicht wie das Bezirksgymnasium, in dem mich alle als beste Schülerin kannten, wie schwer fiel es mir hier, mich auf das Lernen zu konzentrieren, wenn mein Kopf müde auf den Tisch sank, denn in der neuen Wohnung in der neuen Stadt konnte ich nicht schlafen.
Das Schnauben der Autos, die unter meinem Fenster auf der ansteigenden StraÃe ihre Muskeln spielen lassen, die lärmenden Gruppen von Jugendlichen auf der Suche nach Vergnügungen, heulende Sirenen, Hupen, Gesprächsfetzen, lautes Lachen, all die Geräusche der Stadt, die abends noch zunahmen, sägten in meinen Ohren, verstärkten mein Heimweh nach den Nächten im Dorf, in denen nur Vögel manchmal die Stille der Finsternis störten, in denen Pappeln rauschten und sich grüne Gerüchte zuflüsterten und sich unter der geheimnisvollen Last ihrer Blätter bogen, in denen die Rasensprenger ihre durchsichtigen Tänze aufführten und die feuchte, schwere Luft abkühlten, in dem unter meinem Fenster brünstige Katzen schrien, all diese Geräusche hatten die Wiege meines guten Schlafs hin und her bewegt.Abends fing ich schon an, das Bett in meinem neuen Zimmer mit angstvollen Blicken zu betrachten, wie ein Folterinstrument, und nachts lauerte ich gespannt auf die ersten Anzeichen der Müdigkeit und wickelte mich ängstlich in die Laken, erschöpft und müde, aber wenige Minuten später fing der Lärm an, und mein ganzer Körper klopfte, als hätte ich in allen Gliedern ein pochendes Herz, ein Herz am Handgelenk, ein Herz im Knöchel, ein Herz zwischen den Schläfen, und durch die Eisenrollläden drang ein Lärm, als wäre die Stadt ein riesiges Feld, das mit Beginn der Dunkelheit umgepflügt wird, als würde ein Haus nach dem anderen abgerissen und mit der Morgendämmerung schnell und geräuschvoll wieder aufgebaut, und morgens saà ich dann erschöpft im Klassenzimmer, mit roten Augen und zusammengesackt vor Müdigkeit, meine Wange sank auf den Tisch wie auf ein Kopfkissen, und kein Geräusch, weder das Lärmen der Klasse noch das Schimpfen der Lehrer oder das Klingeln, konnte mich wecken.
Auch in dieser Nacht liege ich steif mit offenen Augen zwischen den Decken, wie versteckt vor meinen Vollstreckern, Gili hat sich dicht an mich geschmiegt, trotz der ernsten Warnungen meiner Mutter, manchmal schiebt er mir ein raues Knie entgegen, öffnet die Lippen zu einem unverständlichen Gemurmel, und ich versuche, dieses Gemurmel aus seiner sich vor mir verschlieÃenden Welt zu
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