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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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verließen und im Licht des späten Nachmittags heimwärts fuhren, begann Bob
»When the red robin comes bob bob bobbin' along …«
zu singen.
    Abby stieß Barney an. »Jetzt sehen Sie ja, dass ich vorhin keinen Witz gemacht habe«, flüsterte sie.
    »Ich höre von da hinten nichts«, rief Bob über die Schulter, und Barney machte einen schwachen Versuch mitzusingen.
    Als Abby mit kräftiger, schöner Stimme einfiel, zwinkerte er ihr dankbar zu. Er überlegte sich, was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass er noch nie mit seinen Eltern im Auto gesungen hatte. Überhaupt war ihm eine Familie wie die McBrides noch nicht begegnet. Seine Eltern wären von ihrem Benehmen bestimmt nicht angetan. Bob und Kevin hatten zum Beispiel an dem Wetthüpfen teilgenommen und waren mit aneinander gebundenen Beinen nach einem Sturz erst einmal als lachendes Knäuel auf der Wiese herumgerollt, bis sie schließlich prustend über die Ziellinie krochen. Die Holtens hätten es unmöglich gefunden, im Auto herumzualbern und zu singen. Aber Barney hatte unglaublichen Spaß dabei. Besonders, weil er Abbys weichen Körper neben sich spürte und den süßen Duft ihrer Haut und ihres Haars einatmen konnte.
    Endlich warf er Erziehung und Hemmungen über Bord und sang mit:
»Wake up, wake up, you sleepy head, get up, get up get outta bed, cheer up, cheer up the sun is red …«

[home]
    Siebtes Kapitel
    A bby schloss schwungvoll das Gartentor hinter sich und schlenderte auf das Haus der Pembertons zu, dabei balancierte sie vorsichtig eine Kuchendose, sodass die Passionsfruchttorte auf dem Butterbrotpapier darin nicht verrutschte. Sie pochte leise an die Küchentür und steckte dann den Kopf durch die Fliegentür.
    »Huhu, Mrs. Pemberton … ich bin's, Abby …«
    »Hallo … immer herein in die gute Stube«, kam die Antwort.
    Sie trat ein und stellte die Kuchendose auf dem Küchentisch ab, als eine junge Frau in der Esszimmertür erschien. Abby sah sie überrascht an. Das Mädchen war etwa so alt wie sie, hatte honigblondes Haar und dunkelbraune Augen. Sie war geschminkt und trug Ohrringe, die wie Margeriten aussahen, und ihr Haar war sorgfältig eingedreht. Die Unbekannte hatte beeindruckende weiße Caprihosen mit einer gesmokten Bluse an und bunte, hochhackige Sandaletten an den Füßen. Für Abby verkörperte ihre Garderobe den Gipfel legerer Eleganz, die sie sonst nur aus den beim Zeitungshändler eilig durchgeblätterten Frauenzeitschriften kannte.
    »Ich wollte eigentlich zu Mrs. Pemberton. Ich bin Abby. Ich habe die Torte vorbeigebracht.«
    Das Mädchen musterte Abby, die sich unter ihrem prüfenden Blick etwas unwohl fühlte. »Torte? Ich bin verrückt nach Torten. Ist es eine richtige Sahnetorte?« Sie öffnete die Dose einen Spalt, und Abby bemerkte den hellroten Lack auf ihren Nägeln. »Hmm, die sieht aber lecker aus. Passionsfrucht. Ach so, ich bin übrigens Shannon. Mama ist gerade am Telefon. Ich glaube, ich nehme mir gleich ein Stück.«
    »Meine Mutter hat sie für Mrs. Pemberton gebacken. Sie sagte, sie brauchte sie für einen bestimmten Anlass«, erklärte Abby, die sich in ihren hochgekrempelten verwaschenen Hosen, den Segeltuchschuhen und dem lose hängenden alten blauen Arbeitshemd ihres Vaters ziemlich unansehnlich vorkam. Die Haare trug sie wie üblich zum Pferdeschwanz gebunden. Als Shannon Pemberton die Torte aus der Dose nahm und sie vorsichtig auf eine Kuchenplatte aus Kristallglas gleiten ließ, die sie aus dem Geschirrschrank genommen hatte, betrachtete Abby sie genauer. Sie war gepudert und hatte nicht nur Lippenstift aufgelegt, sondern auch violetten Lidschatten.
    In diesem Augenblick hastete Sarah Pemberton in die Küche. »Shannon! Hände weg von der Torte, die ist für deine Teeparty! Hast du dich schon mit Abby bekannt gemacht?«
    »Natürlich, Mutter. Kann ich von meiner Torte nicht wenigstens mal kosten?«
    Sarah Pemberton lachte. »Wenn es um Kuchen und Süßigkeiten geht, ist Shannon ein hoffnungsloser Fall. Kommt, Mädchen, lasst uns wenigstens eine Tasse Tee trinken.«
    Shannon ließ sich auf einen der vier Stühle fallen, die um den kleinen Resopaltisch herumstanden. »Sie wohnen jetzt also hier bei uns? Ich habe schon gehört, dass Sie auch noch Geschwister haben. Ich habe nur einen grässlichen kleinen Bruder. Der ist aber im Internat.«
    »Ich habe zwei kleine Brüder. Und zwei Schwestern, Zwillinge. Ich bin die Älteste.«
    »Nach ihrem Schulabschluss ist Shannon etwas herumgereist

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