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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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»Ich stelle schon mal einen Kessel Wasser aufs Feuer.«
    Als er mit dem Wasser zurückkehrte, das er draußen aus der Zisterne geholt hatte, kämpfte Abby gerade wieder mit einer heftigen Wehe. Rasch wurden die dazwischen liegenden Zeitabstände kürzer, und der Schmerz nahm zu. Sie lag da und wimmerte leise, als Mr. Richards ihr eine zusammengerollte Decke unter den Rücken schob und ihr zeigte, in welchem Rhythmus sie atmen musste.
    Abby konzentrierte sich ganz auf Mr. Richards freundliche blaue Augen und seinen Mund, der gemeinsam mit ihr ein- und ausatmete. Sie verlor jegliches Zeitgefühl. Mr. Richards blieb neben ihr sitzen und sprach leise auf sie ein, bis die Presswehen einsetzten. Mit sicherem Griff brachte er Abby in eine geeignete Position, legte ein Laken über sie und gab ihr dann mit fester Stimme Anweisungen. Sie presste, keuchte, drückte und schrie auf, als ihr Körper das Kind endlich freigab. Mr. Richards zog das Baby mit geschicktem Griff heraus, wickelte es in ein sauberes Handtuch und legte es Abby auf die Brust. Anschließend nahm er ein Messer, das er sterilisiert hatte, und durchtrennte die Nabelschnur.
    »Du hast einen wunderhübschen Sohn, Abby.« Er half ihr auf, und sie starrte auf das Wunder hinab, das sie in den Armen hielt. »Schau nur nach, ob auch alles dran ist«, riet ihr Mr. Richards lächelnd.
    Sie schob das Handtuch beiseite, betrachtete den Kleinen andächtig und strich zögernd über seine winzigen Zehen und Finger. »Er ist einfach vollkommen«, flüsterte sie. In diesem Moment begann das Kind kräftig zu schreien, und sie drückte es an sich. Tränen rollten über ihre Wangen. »Oh, danke … danke, Mr. Richards. Sie haben ja gesagt, Sie wären immer da, wenn Sie gebraucht würden.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft. »Das war doch nur ein glücklicher Zufall. Ich wollte in den nächsten Tagen ohnehin bei euch vorbeischauen«, beteuerte er und wechselte dann rasch das Thema. »Das Wichtigste ist jetzt, dass wir dich so schnell wie möglich nach Hause bringen. Deine Familie lässt dich bestimmt schon suchen. Ich gehe mal zu deinem Wagen und sehe nach, ob ich ihn zum Laufen bringen kann.« Er zündete eine Petroleumlampe an und stellte sie neben das Bett auf eine Kiste. Dann nahm er eine Taschenlampe vom Sims über dem Kamin, setzte seinen Hut auf, lächelte, nickte ihr zu und ging nach draußen.
     
    Bis spät in den Abend hinein gab es in den Telefongesprächen, die von den Gemeinschaftsanschlüssen im Landkreis aus geführt wurden, nur noch ein Thema – die Geburt von Abbys Baby. Mr. Richards hatte die McBrides von der ersten Farm aus angerufen, an der sie auf dem Nachhauseweg vorbeigekommen waren. Von diesem Moment an liefen die Leitungen heiß, und bald kursierten die abenteuerlichsten Gerüchte. Die McBrides, Sarah und Keith Pemberton sowie einer der Beamten der Ortspolizei warteten bereits auf der Veranda, als Betsy sich den Weg heraufquälte und mit einem trockenen Huster vor dem Tor stehen blieb.
    Gwen lief zum Wagen und riss die Tür auf. »Abby«, rief sie. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Wir haben schon den halben Landkreis nach dir suchen lassen.« Sie beugte sich ins Wageninnere, küsste ihre Tochter und nahm ihr dann behutsam das Baby aus dem Arm. »Bob, hilf Abby ins Haus. Allmächtiger, nun sieh dir mal diesen kleinen Schatz an«, flüsterte sie begeistert.
    Bob half Abby aus dem Wagen und nickte Mr. Richards zu, der immer noch hinter dem Steuer saß. »Danke, Kumpel«, sagte er leise.
     
    Zwei Tage später ruhte sich Abby in einem Liegestuhl auf der Veranda aus, als sie ganz unvermittelt von einem starken Glücksgefühl und einer Welle der Lebenskraft erfasst wurde. Außer sich vor Freude, bat sie ihre Mutter, auf das Baby aufzupassen, weil sie sich die Beine etwas vertreten wolle.
    Während sie den Weg hinunterging, spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass sie schon bald wieder mit ihrem Liebsten vereint sein würde. Langsam, weil sie sich nach der Geburt immer noch schwach fühlte, aber entschlossen marschierte sie auf die Straße zu. Sie hatte noch etwa eine halbe Meile zu gehen, als sie das Motorengeräusch hörte. Sie lehnte sich gegen den Stamm eines Eukalyptusbaums und winkte dem sich nähernden Wagen.
    Barney stoppte, stürzte auf sie zu und riss sie in seine Arme. Er drückte sie fest an sich und wiegte sie sanft, strich ihr übers Haar und brachte kein Wort heraus, so überwältigt war er von seinen

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