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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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arglos geklungen hätte, wäre er sicher misstrauisch geworden. Aber sie kam ihm zu einfältig vor, um eine ernsthafte Sicherheitsbedrohung darzustellen.
    »Na ja, er hat zum Beispiel gesagt, dass er eins achtzig groß ist.«
    Der Systemadministrator unterdrückte ein Kichern.
    »Hat er etwa gelogen?«, fragte die Frau. Ihre mädchenhafte Entrüstung war fast ein bisschen zu dick aufgetragen.
    »Na ja, gelogen nicht direkt … vielleicht ein bisschen übertrieben.«
    »Und seine Augen? Welche Farbe haben seine Augen?«
    »Was hat er Ihnen denn gesagt?«
    »Nicht doch«, erwiderte sie und kicherte nervös. »Wenn ich Ihnen verrate, was er gesagt hat, antworten Sie nur wieder, dass er übertrieben hat …«
    »Na ja, ehrlich gesagt weiß ich es gar nicht, weil ich ihm noch nie richtig in die Augen gesehen habe.«
    Typisch Mann! »Hat er vielleicht blaue Augen?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    Der Systemadministrator atmete erleichtert auf. Falls sie unlautere Absichten hatte und sich illegal Zugang zur Datenbank verschaffen wollte, hätte sie allein mithilfe von Greenbergs Körpergröße und Augenfarbe noch lange keinen Doppelgänger ins Gebäude einschleusen können.
    »Okay. Diesmal müssen Sie mir ehrlich antworten, ohne dass ich Ihnen auf die Sprünge helfe. Wie alt ist Paul?«
    »Vierundzwanzig.«
    »Sie wissen …« Sie hielt ein paar Sekunden inne. »Oh Gott, das klingt jetzt bestimmt völlig bescheuert.«
    »Nein, fragen Sie ruhig.«
    »Sie … wissen nicht zufällig … welches Sternzeichen er ist?«
    »Keine Ahnung. Doch, warten Sie! Gestern war sein Geburtstag!«
    »Dann ist er also Jungfrau!«, platzte sie begeistert heraus. »Und ich bin Stier! Wir passen perfekt zusammen!«
    Sie stellte noch ein paar weitere Fragen, obwohl sie längst hatte, was sie brauchte.

Sonntag, 30. August 2009 – 11.25 Uhr
    Lannoseas Finger flogen geradezu über die Tastatur. Sie hatte nicht einmal ins Staatsarchiv fahren müssen. Sämtliche Behördendaten bezüglich Geburt, Ehe, Scheidung und Tod waren inzwischen online verfügbar. Sie war immer wieder überrascht, wie viele Leute in Sicherheitsbelangen auf den Mädchennamen ihrer Mutter zurückgriffen, wo diese Information doch so leicht zugänglich war. Sie wusste, wie er hieß, und sie wusste, wie alt er war. Sie hätte das Online-Archiv natürlich nach seinem Geburtsjahr und seinem Namen durchsuchen können, aber dass sie über das genaue Geburtsdatum verfügte, beschleunigte den Prozess erheblich.
    Problemlos fand sie Paul Greenbergs Geburtsurkunde, auf der unter anderem auch der Mädchenname seiner Mutter vermerkt war: Ruth Berman. Dass er ihren Nachnamen als Passwort verwendete, hatte er ihr ja bereits offenherzig mitgeteilt.
    Das Elektropherogramm, das die Ergebnisse der neuen DNA-Tests abbildete, war vielleicht noch gar nicht eingescannt und in die Datenbank eingespeist. Dieser Vorgang dauerte normalerweise vier Tage, und die Richterin hatte die erneuten Tests am Mittwoch angeordnet. Der eigentliche DNA-Abgleich fand wahrscheinlich erst im Laufe des Tages statt. Jetzt war also genau der richtige Zeitpunkt, um zuzuschlagen.
    Mit den Informationen, die ihr vorlagen, konnte sie sich nun Zutritt zur DNA-Datenbank von Ventura County verschaffen. Da sie das Passwort des Systemadministrators hatte, wäre es oberflächlich betrachtet am einfachsten gewesen, mithilfe eines Remote-Access-Programms direkt auf den Server zuzugreifen.
    Dabei gab es jedoch gleich mehrere Probleme. Zunächst einmal kannte sie die IP-Adresse des Servers nicht. Sie hatte verschiedene Tabellen durchsucht, um zumindest herauszufinden, welches Spektrum an IP-Adressen das Ventura Government Center verwendete, aber sie wusste nicht, unter welcher davon sie die Datenbank fand. Sie hätte die Adressen natürlich einzeln ausprobieren können, aber das war riskant. Wenn sie sich dabei auch nur einmal vertippte, könnte sie bereits einen Alarm auslösen. Und selbst wenn sie alles richtig eingab, war nicht auszuschließen, dass jemand auf sie aufmerksam wurde. Vielleicht waren einzelne Computer des Netzwerks so programmiert, dass sie Zugriffe von außen abwehrten und den Systemadministrator entsprechend warnten.
    Also loggte sie sich stattdessen in den Server ein, den die Polizei von Ventura für ihre Website benutzte. Dort konnten keine Alarmfunktionen installiert sein, weil die Website öffentlich zugänglich war. Es konnte höchstens sein, dass für einen Zugriff auf Systemadministratorenebene ein Passwort

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