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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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verlangt wurde, aber dieses Risiko musste sie eingehen. Als tatsächlich eine Abfragemaske aufging, tippte sie »pgreenberg« als Benutzername ein und »Berman« als Passwort. Weil Greenberg ein derart kurzes und naheliegendes Passwort gewählt hatte, schätzte sie ihn als faulen Menschen ein, der auch als Benutzername in irgendeiner Form seinen Namen verwendete.
    Innerhalb von Sekunden hatte sie Administratorenzugriff auf den Websiteserver.
    So weit, so gut. Aber als Nächstes musste sie nicht nur herausfinden, welche anderen Computer zum Netzwerk gehörten, sondern auch, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Das tat sie mit einer Reihe von Remote Procedure Calls, oder RPCs, kleinen Programmen, mit denen ein Computer Kontakt zu einem anderen Computer oder einem Netzwerk herstellt und bestimmte Funktionen abruft.
    Dadurch erfuhr sie erstens die IP-Adresse der DNA-Datenbank und konnte sich außerdem ein »Vertrauensdiagramm« des gesamten lokalen Netzwerks erstellen, das abbildete, welcher Computer des Netzwerks welchen anderen Computern vertraute. Einer dieser Computer bildete den Netzknoten – passenderweise handelte es sich dabei um den Netzwerkserver –, dem alle anderen Computer vertrauten. Dieser Computer war nicht direkt online zugänglich, aber sie konnte vom Websiteserver auf den Netzwerkserver und von dort auf den Server der Datenbank zugreifen. Und sobald sie einmal dort war, konnte sie so ziemlich tun und lassen, was sie wollte – vorausgesetzt, der faule Paul Greenberg benutzte dort denselben Benutzernamen und dasselbe Passwort.
    Als Nächstes lud sie die Datei der Fingernagelprobe herunter, anhand derer sie eine neue Version von Elias Claymores Referenzprobe erstellen wollte, die mit dem Nebenspender der Fingernagelprobe übereinstimmte. Aber dann wurde ihr klar, dass das keine gute Idee war, schließlich konnte sich die Polizei jederzeit eine neue Referenzprobe von Claymore beschaffen, wenn es jetzt oder in Zukunft auch nur den geringsten Zweifel an der Authentizität seiner Probe gab.
    Die Fingernagelprobe hingegen würde einem zerstörenden Test unterzogen werden und war nicht reproduzierbar. Also beschloss sie, diese Probe so zu modifizieren, dass sie zu Elias Claymores Referenzprobe passte. Um das zu erreichen, löschte sie die Datei der Fingernagelprobe und lud sich dann die Datei von Claymores Referenzprobe herunter. Die darin enthaltenen Informationen kopierte sie in eine neu erstellte Fingernagelproben-Datei, damit es so aussah, als stimmte Claymores DNA mit der DNA des Spenders überein. Anschließend lud sie die neu erstellte Datei in die Datenbank hoch, und schon war alles erledigt.
    Die Zeit, die diese Modifikation in Anspruch genommen hatte, würde zwar vom System erfasst werden, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war die Fingernagelprobe auch erst an diesem Morgen vom Labor hochgeladen worden. Die IP-Adresse, von der eine Datei stammte, ließ sich natürlich zurückverfolgen, aber nur, wenn jemand explizit darauf achtete. Und wahrscheinlich ging man im Government Center davon aus, dass die Sicherheitsvorkehrungen ausreichten und es daher keinen Anlass gab, Manipulation zu vermuten.
    Sie wäre gern noch einen Schritt weitergegangen und hätte in der DNA-Datenbank von ganz Kalifornien herumgestöbert, aber das wäre ein bisschen zu riskant gewesen.

Sonntag, 30. August 2009 – 14.50 Uhr
    »Du verwöhnst mich«, sagte Alex zu Martine, die ihm einen mehr als gut gefüllten Teller servierte.
    Alex hatte Martine am Freitagabend erneut zum Abendessen eingeladen, aber diesmal hatten sie zusammen gekocht. Wieder gab es ein traditionelles jüdisches Sabbatmahl, obwohl Alex gar nicht streng gläubig war: Eier mit Zwiebeln, gefolgt von Hühnerbrühe mit Matze-Klößen, gebratenes Hühnchen mit Röstkartoffeln und zum Schluss frischen Obstsalat.
    Wie in der Woche zuvor war Martine über Nacht geblieben, aber diesmal war ihre Bereitschaft dazu schon an der Reisetasche zu erkennen gewesen, mit der sie vor Alex’ Tür gestanden hatte. Sie hatte sogar zwei Nächte bei ihm geschlafen und revanchierte sich jetzt für die gute Bewirtung, indem sie ihm einen traditionellen englischen Sonntagsbraten vorsetzte: einen mit Zwiebeln und Salbei gefüllten Rinderbraten (er verzichtete lediglich auf Schweinefleisch) mit geschmorten Kartoffeln und Pastinaken, Yorkshire-Pudding, Rosenkohl, Karotten und Erbsen.
    »Die DNA-Ergebnisse kommen also per Kurier?«, fragte Martine.
    »Sobald sie fertig

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