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Späte Schuld

Späte Schuld

Titel: Späte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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könnte unzulängliche Vertretung durch die Verteidigung anführen und deswegen in Berufung gehen.«
    »Was Ihrem Ruf schaden würde.«
    »Und das Urteil gefährden würde.«
    Sarah Jensen schaltete sich ein: »Warum kann Mrs Phoenix nicht das Kreuzverhör durchführen?«
    Alle Blicke richteten sich auf Alex.
    »Weil es sich juristisch wie wissenschaftlich um ein sehr komplexes Thema handelt, Euer Ehren. Mrs Phoenix kennt sich auf diesem Gebiet vielleicht nicht ausreichend aus, um …«
    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Mr Sedaka! Mrs Phoenix ist eine erfahrene Prozessanwältin, die in New York sowohl als Strafverfolgerin als auch als Verteidigerin gearbeitet hat. Im Gegensatz zu Ihnen kennt sie also beide Seiten der Medaille und ist daher mehr als befähigt, ein gründliches und umfassendes Kreuzverhör durchzuführen.«
    Alex geriet ins Stocken. »Na ja … ich weiß doch gar nicht, ob mein Mandant damit einverstanden ist.«
    »Ach nein?«, fragte die Richterin mit einem höhnischen Lächeln. »Vor einer Minute haben Sie noch behauptet, Ihr Mandant würde nicht wollen, dass Sie das Kreuzverhör leiten, weil Sie emotional aufgewühlt sind wegen des Überfalls auf Ihre … auf Miss Yin. Und jetzt sagen Sie plötzlich, dass er Sie bevorzugt.«
    Alex war ausnahmsweise sprachlos. »Darf ich mich kurz mit meinem Mandanten beraten, Euer Ehren?«
    »Bitte.«
    Alex ging zu Claymore hinüber und erzählte ihm, was passiert war, nicht ohne ihn vorher zu bitten, keinerlei Reaktion zu zeigen – eine schauspielerische Leistung, zu der sich sein Mandant absolut nicht in der Lage sah.
    »Ich will nicht, dass sie übernimmt«, antwortete er lautstark. »Ich will, dass du das Kreuzverhör durchführst.«
    »Aber warum? Sie ist eine sehr gute Anwältin. Außerdem sieht es in den Augen der Geschworenen besser aus, wenn sie es macht.«
    »Sie kennt sich mit Genetik aber nicht so gut aus wie du. Ihr Spezialgebiet sind doch diese Computergeschichten.«
    »Sie kann meine Notizen verwenden. Da steht alles drin.«
    »Ich will trotzdem nicht, dass sie es macht. Du hast mich dazu überredet, sie als zweite Anwältin zu akzeptieren, und sie hat ihre Sache bei Miss Newton ja auch gut gemacht. Aber ich glaube nicht, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist. Ich bin der Mandant, und ich habe keine Lust, ein Risiko einzugehen. Ich bestehe darauf, dass du Alvarez ins Kreuzverhör nimmst.«
    An Claymores Gesichtsausdruck erkannte Alex, dass in diesem Punkt nicht mit ihm zu reden war. Und noch etwas fiel ihm auf: Claymore hatte Angst. Die DNA-Beweise beunruhigten ihn mehr als alles andere.
    Sekunden später stand Alex wieder vor der Richterin. »Mein Mandant ist nicht einverstanden, Euer Ehren. Ich führe das Kreuzverhör daher selbst durch, bitte Sie jedoch darum, im Anschluss den Gerichtssaal verlassen zu dürfen.«
    »Also gut, wenn Sie fertig sind, unterbrechen wir und lassen die Nachmittagssitzung ausfallen.«
    »Vielen Dank, Euer Ehren.«
    Auf dem Rückweg zum Anwaltstisch sagte Alex zu Andi: »Ich möchte nicht, dass Elias das hört, aber seien Sie nicht überrascht, wenn ich das Kreuzverhör ein wenig beschleunige.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Andi.
    Kurz darauf hatten Andi und Sarah Jensen wieder auf ihren Stühlen Platz genommen. Alex blieb stehen.
    »Fangen Sie bitte an, Mr Sedaka.«
    »Danke, Euer Ehren.« Alex blickte auf seine Notizen, blätterte sie durch und hob dann den Kopf, um Victor Alvarez ins Visier zu nehmen. »Dr. Alvarez, bei der Zeugenvernehmung durch die Staatsanwältin haben Sie uns erzählt, dass Sie beim DNA-Test siebzehn verschiedene Marker des Y-Chromosoms berücksichtigt haben. Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Aber trifft es nicht zu, dass das allgemein anerkannte Profil für Y-STR nur die ersten elf dieser Marker beinhaltet?«
    »Im Handel sind vier verschiedene Y-STR-Tests erhältlich, die zwischen zehn und vierzehn Marker berücksichtigen. Aber der Test mit den siebzehn Markern ist inzwischen allgemein anerkannt.«
    »Trifft es nicht dennoch zu, dass viele DNA-Profile in der Referenzdatenbank nur zehn oder elf Marker aufweisen, so dass sechs oder sieben der siebzehn Marker unerheblich sind und weder zu negativen noch zu positiven Vergleichen herangezogen werden können?«
    Alvarez nickte. »Ja, das trifft zu. Aber in solchen Fällen werden diese Marker einfach ignoriert. So oder so bleibt das Endergebnis davon unberührt.«
    »Aber das bedeutet doch, dass das Ergebnis sich auf weniger Daten stützt, als

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